Er wohnte auf einem bescheidenen Bauernhof und fuhr einen klapprigen VW Käfer. Den größten Teil seines Gehaltes spendete er, galt als «ärmster Präsident der Welt». Das brachte ihm viel Sympathie ein.
Idol der Linken: Uruguays Ex-Präsident Mujica gestorben
Als Guerillero kämpfte er mit Waffengewalt gegen den Staat, als Präsident mit politischen Mitteln gegen die Armut. Nach dem Ende seiner Amtszeit widmete sich José «Pepe» Mujica der Blumenzucht. Jetzt ist der frühere uruguayische Staatschef (2010-2015) im Alter von 89 Jahren gestorben.
Mit seiner bescheidenen und nahbaren Art wurde Mujica zu einem Idol der lateinamerikanischen Linken. Auch als Präsident wohnte er in einem einfachen Bauernhaus in der Nähe der Hauptstadt Montevideo mit nur drei Zimmern und einem Kohleofen. Er fuhr einen alten VW Käfer und spendete einen Großteil seines Gehalts, weshalb er als «ärmster Präsident der Welt» galt.
Basler Ballert – Der Podcast powered by Newsflash24.de
Seine Kritik galt vor allem der Konsumgesellschaft. «Wenn wir die Bedürfnisse vervielfachen, verbringen wir unsere Lebenszeit nur noch damit, diese Bedürfnisse zu befriedigen. Der Markt beherrscht uns und nimmt uns unsere Lebenszeit», sagte er während seiner Krebsbehandlung in einem Interview. «Wir müssen für das menschliche Glück kämpfen, nicht für Reichtum.»
Fast 15 Jahre in Haft
José Alberto Mujica Cordano wurde am 20. Mai 1935 in Montevideo geboren. Seine Eltern waren bereits in der Blumenzucht tätig, die Mujica später übernahm. In den 1960er Jahren schloss er sich der Guerilla-Gruppe Tupamaros an und beteiligte sich an Überfällen, Entführungen und Bankrauben. Er wurde schließlich festgenommen und verbrachte insgesamt fast 15 Jahre in Haft, davon rund 13 Jahre in Einzelhaft, bis zum Ende der Militärdiktatur (1973-1985).
Nachdem er zur Demokratie zurückgekehrt war, verzichtete Mujica auf den bewaffneten Kampf und trat in die Politik ein. Er war Abgeordneter im Repräsentantenhaus und später im Senat, bevor er 2005 das Amt des Landwirtschaftsministers übernahm. Im Alter von 74 Jahren gewann er schließlich 2009 als Kandidat der linken Koalition Frente Amplio die Präsidentenwahl.
Arye Sharuz Shalicar‘s Nahost Pulverfass – Kriegsbericht aus Israel
Während seiner Amtszeit wuchs die Wirtschaft, die Armut ging zurück. Er entkriminalisierte Abtreibungen, erlaubte gleichgeschlechtliche Ehen, gewährte aus Guantánamo entlassenen US-Häftlingen Asyl und leitete die Legalisierung von Cannabis ein. Nach dem Ende seiner fünfjährigen Präsidentschaft wurde er erneut in den Senat gewählt. Während der Corona-Pandemie gab er seinen Sitz aus Angst vor einer Infektion schließlich auf.
Lebensabend auf bescheidenem Bauernhof
Mujica verbrachte seine letzten Jahre mit seiner Frau, der Ex-Guerillera und ehemaligen Abgeordneten Lucía Topolansky, auf ihrer bescheidenen Farm. Gelegentlich äußerte er sich noch zu politischen Themen, wie der von Betrugsvorwürfen überschatteten Präsidentenwahl in Venezuela. Nach der Diagnose Speiseröhrenkrebs unterzog er sich einer Strahlentherapie.
Wie sich die Menschen an ihn erinnern sollen, wurde er in einem Interview gefragt, als er bereits schwer krank war. Seine Antwort: «So wie ich bin: ein alter Verrückter.»