Aoun soll Waffenruhe sichern, Rückkehr ermöglichen und den Libanon wiederaufbauen. Ein Schritt Richtung Frieden und Sicherheit.
Neuer Präsident im Libanon weckt Hoffnung auf Stabilität und Reformen
Die Wahl eines Präsidenten im Libanon nach zweijährigem Machtvakuum weckt international die Hoffnung auf Stabilität und Reformen in dem von Wirtschaftskrise und den Folgen des Kriegs der Hisbollah mit Israel gezeichneten Land. Der scheidende US-Präsident Joe Biden sprach Libanons neuem Präsidenten Joseph Aoun sein Vertrauen aus. «Ich bin fest davon überzeugt, dass er die richtige Führungsperson für diese Zeit ist», sagte Biden laut einer Mitteilung. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gratulierte. Die Wahl von Aoun ebne den Weg für Reformen, heißt es in einer Mitteilung Macrons auf der Onlineplattform X.
Aoun werde eine entscheidende Rolle dabei spielen, dass die Waffenruhe zwischen der Hisbollah-Miliz und Israel halte, Hunderttausende Menschen nach Hause zurückkehren könnten und der Libanon sich erhole und wiederaufgebaut werde, sagte Biden. Er erinnerte an das Leid, das nicht nur der Krieg, sondern auch die andauernde Finanzkrise für viele Libanesen verursachte. Der US-Sondergesandte Amos Hochstein, der laut dem «Wall Street Journal» diese Woche den Libanon besuchte, um Aoun zu unterstützen, nannte seine Wahl zum Präsidenten «einen Schritt in Richtung Frieden, Sicherheit und Stabilität».
Auch Israel gratuliert
Seit mehr als zwei Jahren hatte der Libanon keinen Präsidenten, hauptsächlich aufgrund der umfassenden Macht der vom Iran unterstützten Hisbollah. Bis zuletzt fungierte sie wie ein Staat im Staate. Als politische Partei hatte sie erheblichen politischen Einfluss und blockierte regelmäßig Kandidaten für das Präsidentenamt. Die Wahl von Aoun ist auch eine Folge des Krieges zwischen der Hisbollah und Israel. Während des etwa zweimonatigen Krieges Ende 2024 wurde die schiitische Miliz erheblich geschwächt.
Der israelische Außenminister Gideon Saar gratulierte Aoun und schrieb auf X: «Ich hoffe, dass diese Wahl zu Stabilität, einer besseren Zukunft für den Libanon und sein Volk sowie zu gutnachbarlichen Beziehungen beitragen wird». Seit November gilt eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz. Als Chef der libanesischen Armee, die oft als neutrale Institution angesehen wird, ist Aoun auch dafür zuständig, diese Waffenruhe zu überwachen. Es geht vor allem darum, die Hisbollah-Kämpfer von der Grenze zu Israel fernzuhalten.
Israel: Vermutlich jemenitische Drohnen abgefangen
Die israelische Luftabwehr hat am Abend drei Drohnen abgefangen. Laut Armee sollen sie vermutlich im Jemen gestartet worden sein. In Kibbuz Gwulot in der Negev-Wüste wurden die Sirenen ausgelöst und die Menschen mussten Schutzräume aufsuchen. Es gab keine Berichte über Opfer durch Trümmerteile. Die anderen beiden Drohnen wurden über dem Mittelmeer abgeschossen, ohne dass es zu einem Luftalarm kam, so das israelische Militär.
Die Huthi-Miliz im Jemen hat zunächst keine Verantwortung für die Angriffe übernommen. Die islamistische Miliz ist wie die Terrororganisation Hamas im umkämpften Gazastreifen und die libanesische Hisbollah, die mit Israels Erzfeind Iran verbündet ist. Die deutliche Schwächung der Hisbollah-Miliz infolge des Kriegs mit Israel und des Sturzes des syrischen Machthabers Baschar al-Assad Anfang Dezember durch Rebellen könnte künftig den Einfluss des Irans im Nahen Osten verringern. Trotzdem gratulierte Teheran über seine Botschaft im Libanon Generalstabschef Aoun zu seiner Wahl als neuer Präsident des Landes.
Hoffnung auf Reformen im Libanon
Mit dem Amtsantritt von Aoun könnten endlich die Reformen in dem kleinen Land am Mittelmeer in Gang kommen, die seit langem von internationalen Geberländern gefordert werden. Der Libanon steckt seit Jahren in der schlimmsten Wirtschaftskrise seiner Geschichte. Diese wird vor allem auf die jahrzehntelange Korruption in Politik und Wirtschaft zurückgeführt. Saudi-Arabien, die USA, Frankreich und die internationale Gemeinschaft hatten die Wahl eines Präsidenten immer wieder zur Bedingung für finanzielle Hilfen für den Libanon gemacht.