US-Vermittler drängen auf Waffenruhe, Israels Armee bombardiert weiter Ziele im Libanon.
USA vermitteln im Krieg zwischen Hisbollah und Israel
Im Konflikt zwischen der libanesischen Hisbollah-Miliz und Israel drängen die USA als Vermittler darauf, die gegenseitigen Angriffe zu stoppen und baldmöglichst eine Waffenruhe zu erreichen. US-Vermittler Amos Hochstein plant Medienberichten zufolge, heute den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu sowie Verteidigungsminister Israel Katz zu treffen. Die USA sind optimistisch, dass eine diplomatische Lösung bald möglich sein könnte. Trotzdem gehen die Angriffe weiter: Israels Armee hat unter anderem erneut Ziele nahe der Küstenstadt Tyrus im Libanon bombardiert.
Hochstein versucht die Gespräche über eine Waffenruhe vor Ort voranzubringen. Bei der Unterredung mit Netanjahu dürfte es um einen US-Entwurf für eine solche Kampfpause gehen. Hisbollah-Anführer Naim Kassim hatte am Mittwoch gesagt, man habe den US-Vorschlag geprüft und dazu Anmerkungen gemacht. Der Erfolg der Verhandlungen hänge nun von Israels Antwort ab und von der «Ernsthaftigkeit» Netanjahus.
Nach Angaben libanesischer Sicherheitskreise sieht der US-Vorschlag vor, dass Israel und die Hisbollah ihre Angriffe vorerst für 60 Tage einstellen. Anschließend soll die israelische Armee abziehen und die libanesische Armee an der Grenze stationiert werden. Wenn die Waffenruhe eingehalten wird, sollen Israel und der Libanon Verhandlungen über die vollständige Umsetzung der UN-Resolution 1701 führen. Diese beinhaltet unter anderem den Rückzug der Hisbollah-Miliz hinter den Litani-Fluss, der etwa 30 Kilometer von der faktischen Grenze zu Israel entfernt ist.
Hochstein berichtete am Dienstag nach Gesprächen mit dem libanesischen Parlamentspräsidenten Nabih Berri in der Hauptstadt Beirut von Fortschritten. Berri ist ein Verbündeter der proiranischen Hisbollah.
US-Regierung: Israel hat wichtige Ziele im Libanon erreicht
Die US-Regierung geht nach eigenen Angaben davon aus, dass Israel im Kampf gegen die Hisbollah im Libanon wichtige Ziele erreicht hat und daher ein Ende des Kriegs nahe sein könnte. Israels Armee habe die Infrastruktur der Miliz in Grenznähe «wirklich sehr wirkungsvoll beseitigt», sagte Außenministeriums-Sprecher Matthew Miller in Washington. Deshalb sei die Hoffnung, «dass wir jetzt eine diplomatische Lösung finden können». Diese müsste es den libanesischen Streitkräften ermöglichen, im Grenzgebiet zu patrouillieren, um die Rückkehr der Hisbollah dort zu verhindern.
Die Schiiten-Miliz gibt an, Israel aus Solidarität mit der Hamas zu beschießen, die am 7. Oktober 2023 ein Massaker mit etwa 1.200 Toten in Israel verübt und den Gaza-Krieg ausgelöst hatte. Laut unabhängigen, kaum überprüfbaren libanesischen Angaben beläuft sich die Opferzahl seit Beginn der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Israels Militär und der Hisbollah auf mehr als 3.540 Tote und über 15.000 Verletzte.
US-Senat gegen Blockade von Waffenlieferungen
Israel kann weiterhin auf die Unterstützung seines wichtigsten Verbündeten zählen. Der US-Senat hat sich mit großer Mehrheit gegen eine Blockade von Lieferungen bestimmter Waffensysteme nach Israel ausgesprochen. Es handelte sich um Munition für Panzergeschütze und Granatwerfer sowie Lenk-Vorrichtungen für Bomben. Die Resolutionen zum Lieferstopp wurden von einer Gruppe von Demokraten und dem unabhängigen Senator Bernie Sanders eingebracht, die mit der Position des demokratischen Präsidenten Joe Biden unzufrieden sind.
Die Vorschläge hatten bereits vor der Abstimmung keine Erfolgsaussichten. Auch wenn sie den Senat passiert hätten, wäre eine Ablehnung im Repräsentantenhaus mit der republikanischen Mehrheit so gut wie sicher gewesen. Sanders hatte argumentiert, dass angesichts der vielen Opfer in der Zivilbevölkerung in Gaza die Waffenlieferungen an Israel unrechtmäßig seien.
Libanesische Küstenstadt bombardiert
Generalstabschef Herzi Halevi machte derweil ein weiteres wichtiges Ziel Israels deutlich. Bei einem Besuch im Südlibanon sagte er: «Unser Auftrag ist klar: Wir wollen die Bewohner Nordisraels sicher in ihre Häuser zurückbringen.» Mit der Zerstörung jedes Waffenlagers und jeder Stellung für Panzerabwehrraketen und Boden-Boden-Raketen rücke Israel dem Ziel näher, «der Hisbollah schweren Schaden zuzufügen».
Israels Armee hat erneut Ziele in der Nähe der Küstenstadt Tyrus im Libanon bombardiert. Laut dem libanesischen Gesundheitsministerium wurden dabei mindestens neun Menschen getötet und 65 weitere verletzt. Retter haben Trümmer beseitigt, um nach weiteren Opfern zu suchen.
Israels Bodentruppen setzen ihre Offensive weiter östlich fort und dringen laut Medienberichten in Richtung des Orts Kafrschuba im Grenzgebiet vor. Das Dorf befindet sich in der Nähe der strategisch wichtigen Ortschaft Chiam, wo es seit Tagen Berichte über Gefechte zwischen israelischen Truppen und Hisbollah-Kämpfern gibt. Die Hisbollah gab an, eine Versammlung israelischer Soldaten unter anderem mit Raketen angegriffen zu haben.
Auch Angriffe auf Ziele im nördlichen Gazastreifen
Im Kampf gegen die mit der Hisbollah verbündete Hamas griff die israelische Armee erneut Ziele im Gazastreifen an. Laut Medienberichten wurden in der Nacht zum Donnerstag bei Luftangriffen auf mehrere Häuser im Norden des dicht besiedelten Küstengebiets Dutzende Menschen getötet oder verletzt. Auch diese Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.