Mehr als drei Jahre dauert der russische Angriffskrieg in der Ukraine. In Saudi-Arabien haben die USA neue Gespräche gestartet. Nach einem Treffen mit der Ukraine folgt heute eines mit Russland.
USA starten in Saudi-Arabien neue Gespräche mit Russland
Nach einem Treffen mit Vertretern der Ukraine starten die USA heute in Saudi-Arabien ihre neue Gesprächsrunde über eine begrenzte Waffenruhe mit Russland. Anschließend wollen die US-Unterhändler in einer Form von Pendeldiplomatie mögliche Wege zu einer Friedenslösung in der Ukraine ausloten. Nach einem Bericht der «New York Times» könnte es je nach Verlauf weitere Gespräche mit der Ukraine geben. Die US-Vermittler verhandeln getrennt mit den Vertretern Moskaus und Kiews über Wege zum Frieden.
Die Ukraine bewertete die ersten Gespräche am Sonntagabend in der saudischen Hauptstadt Riad positiv. Der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow schrieb auf Facebook: «Die Gespräche waren konstruktiv und informativ – wir haben wichtige Fragen erörtert, vor allem im Energiebereich.» Die ukrainische Delegation habe von Präsident Wolodymyr Selenskyj den Auftrag erhalten, einen «ehrenhaften und dauerhaften Frieden» für die Ukraine und für ganz Europa zu erreichen.
Verzicht auf Angriffe gegen Energieanlagen geplant
Bei den Gesprächen in Saudi-Arabien wird über mögliche Schritte zu einer Waffenruhe diskutiert. Als ersten Schritt ist geplant, Angriffe auf Energieanlagen zu vermeiden, während die Ukraine auch andere Infrastrukturobjekte schützen möchte. Diese begrenzte Feuerpause wurde grundsätzlich bereits bei einem Telefonat zwischen Kremlchef Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump vereinbart, jedoch ohne konkrete Details zur Umsetzung. Zuletzt haben sich die beiden Kriegsparteien gegenseitig mit massiven Drohnenangriffen überzogen.
Nach ukrainischer Darstellung geht es in Riad zunächst um technische Fragen. Es stünden Vorschläge zum Schutz von Energieanlagen und kritischer Infrastruktur auf der Tagesordnung, sagte Umjerow. «Heute arbeiten wir uns durch eine Reihe komplexer technischer Fragen – unserer Delegation gehören sowohl Energieexperten als auch militärische Vertreter der Marine- und Luftstreitkräfte an.» Aus russischer Sicht soll es in Riad auch um eine Initiative zur sicheren Schifffahrt im Schwarzen Meer gehen, im Raum steht der US-Vorschlag einer Feuerpause für das Gewässer.
USA mit mehreren Teams in Riad vertreten
Selenskyj schrieb auf X: «Unser Team arbeitet völlig konstruktiv, und die Diskussion ist sehr nützlich. Die Arbeit der Delegationen geht weiter.» Der ukrainische Präsident fügte hinzu: «Aber ganz gleich, worüber wir mit unseren Partnern sprechen, wir müssen Putin dazu drängen, tatsächlich einen Stopp der Angriffe anzuordnen: Wer auch immer diesen Krieg verursacht hat, muss ihn beenden.»
Die ukrainische Delegation wird von Umjerow angeführt. Russland wird in Riad durch den Außenpolitiker Georgi Karassin aus dem Föderationsrat und den Geheimdienstler Sergej Besseda, einem Vertrauten von Kremlchef Putin, vertreten sein. Die USA sind in Saudi-Arabien mit mehreren Teams vertreten, zu denen neben dem Sondergesandten Keith Kellogg auch etwa US-Sicherheitsberater Mike Waltz gehören soll.
Selenskyj wirft Russland Verlängerung des Kriegs vor
Selenskyj warf Moskau mit vor, den Krieg in die Länge zu ziehen. Russland habe den Krieg herbeigeführt und setze ihn fort, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. «Seit dem 11. März gibt es einen Vorschlag für einen bedingungslosen Waffenstillstand, und die Angriffe hätten schon längst aufgehört, aber es ist Russland, das dies alles fortsetzt.»
Selenskyj verwies dabei auf Serien russischer Drohnenangriffe in den vergangenen Tagen. «Wenn kein Druck auf Russland ausgeübt wird, werden sie weiterhin echte Diplomatie in Moskau verachten und weiterhin Leben vernichten», warf er der russischen Führung vor.
US-Präsident Trump möchte den Krieg nach eigenen Angaben so schnell wie möglich beenden. Er äußerte sich optimistisch vor den Treffen. Der US-Sondergesandte Steve Witkoff, der Putin in den vergangenen Wochen in Moskau getroffen hatte, sagte: «Ich habe das Gefühl, er (Putin) will Frieden.» Der Kreml jedoch dämpfte die Erwartungen. Sprecher Dmitri Peskow erklärte: «Wir stehen erst am Anfang dieses Wegs.»
Russische Drohnenangriffe auf Kiew
Es scheint, dass der Kreml nicht in Eile ist, wenn es um eine Waffenruhe geht. Putin brachte bei einem Telefonat mit Trump vor ein paar Tagen seine bekannten Argumente gegen eine allgemeine Waffenruhe vor. Er sagte, es sei unklar, wie eine solche Feuerpause entlang der gesamten Frontlinie überwacht und abgesichert werden könne. Darüber hinaus stellte der Kreml zwei Bedingungen. Nach diesen darf der Westen keine weiteren Waffen und Geheimdienstinformationen mehr an Kiew liefern.
Kurz vor den neuen Sondierungen der Kriegsparteien über einen möglichen Weg zum Frieden ereignete sich in der Nacht zum Samstag in Kiew ein schwerwiegender russischer Drohnenangriff. Drei Personen, darunter ein fünfjähriges Kind, verloren dabei ihr Leben.