Den Menschen im abgeriegelten Gazastreifen fehlt es an Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten. Über einen neuen Mechanismus sollen sie Hilfsgüter erhalten – an den islamistischen Terroristen vorbei.
USA und Israel wollen Gaza-Hilfe an Hamas vorbei liefern
Vor dem Hintergrund der katastrophalen Notlage im Gazastreifen planen die USA und Israel, ihre humanitäre Hilfe trotz der islamistischen Hamas direkt in das abgeriegelte Küstengebiet zu bringen. Trotz der schwierigen Situation für die Zivilbevölkerung aufgrund von Lebensmittel- und Medikamentenknappheit sowie der intensiven israelischen Angriffe soll das Sicherheitskabinett Medienberichten zufolge am Sonntag über eine mögliche Ausweitung der Offensive gegen die Hamas beraten. In Syrien fanden neue Angriffe der israelischen Luftwaffe statt, die laut Menschenrechtlern die heftigsten seit Jahresbeginn waren.
Ein Abkommen zwischen den USA, Israel und einer neuen internationalen Stiftung zur Verteilung von Hilfsgütern im dicht besiedelten Gazastreifen steht laut einem Bericht des Nachrichtenportals «Axios» kurz vor dem Abschluss. Eine private US-Firma soll demnach die Verteilung an mehreren Stationen innerhalb des weitgehend zerstörten Küstengebiets organisieren und die Sicherheit gewährleisten. Palästinensische Familien würden laut dem Bericht einmal wöchentlich ein Lebensmittelpaket erhalten.
Israels Militär blockiert Hilfsgüter seit Monaten
Seit etwa zwei Monaten blockiert das israelische Militär keine Hilfslieferungen mehr in den abgeriegelten Landstreifen. Die Streitkräfte beschuldigen die palästinensische Terrororganisation Hamas, die Hilfsgüter zu überhöhten Preisen an die notleidende Bevölkerung zu verkaufen und mit den Einnahmen ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren. Hilfsorganisationen warnten kürzlich davor, dass ihre Lebensmittelreserven im Gazastreifen zur Neige gehen.
«Wir müssen gut zu Gaza sein. Die Menschen dort leiden. Es besteht ein großer Bedarf an Lebensmitteln und Medikamenten, und wir kümmern uns darum», sagte US-Präsident Donald Trump zuletzt nach einem Gespräch mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Kritiker werfen der israelischen Führung indes vor, diesen akuten Mangel durch ihre Art der Kriegsführung überhaupt erst herbeigeführt zu haben.
Viele Tote bei Luftangriffen Israels gemeldet
Israelische Luftangriffe im Gazastreifen haben laut palästinensischen Angaben erneut mehrere Menschen getötet. Mitarbeiter des nahe gelegenen Al-Aksa-Krankenhauses in Deir al-Balah gaben an, dass allein zehn Opfer – darunter auch Minderjährige – zu beklagen seien, als das Haus einer Familie in Al-Bureidsch im Zentrum des Gebiets getroffen wurde. Medizinischen Kreisen zufolge wurden bei einem israelischen Angriff auf eine Armenküche in der Stadt Gaza zusätzlich sechs weitere Palästinenser getötet. Die Richtigkeit dieser Angaben konnte zunächst nicht bestätigt werden.
Bei der geplanten Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts am Sonntag soll über eine mögliche Ausweitung der Militäroffensive und die Mobilisierung mehrerer Reservistenbrigaden entschieden werden, das Nachrichtenportal «walla.co.il» berichtete. Israel wolle mit den Angriffen zusätzlichen Druck auf die Hamas machen, damit die Islamisten weitere Geiseln freilassen.
Israels Luftwaffe greift Militärstellungen in Syrien an
In Anbetracht der fortwährenden Kämpfe zwischen Mitgliedern der drusischen Minderheit und regierungsnahen Milizen in Syrien griffen die israelischen Streitkräfte auch mehrere Militärstellungen im Nachbarland an. Sie griffen eine militärische Einrichtung, Flugabwehrgeschütze und Raketenstellungen in Syrien an, wie die Armee mitteilte. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte handelte es sich bei den Luftangriffen um die heftigste israelische Attacke seit Beginn des Jahres.
Laut der Beobachtungsstelle wurden bei über 20 Luftangriffen verschiedene Ziele getroffen, darunter im Umland der Hauptstadt Damaskus, eine Raketenstellung im Verwaltungsbezirk Daraa im Südwesten des Landes und eine Luftabwehreinheit in Latakia an der Mittelmeerküste. Seit Jahresbeginn wurden insgesamt 79 Ziele bei 52 israelischen Angriffen in Syrien zerstört.
Es gab kürzlich mehr als 100 Todesopfer bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen sunnitischen Milizen und bewaffneten Drusen. Die Drusen sind eine religiöse Minderheit, die hauptsächlich in Syrien, Israel, Jordanien und im Libanon lebt. Viele Drusen in Israel dienen freiwillig in der Armee, da der jüdische Staat sie als Verbündete betrachtet.