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Trump schickt Regierungsmitglieder nach Russland und Ukraine

US-Sondergesandter erwirkt Freilassung eines inhaftierten US-Staatsbürgers in Russland. Trump plant Gespräche über Ende des Angriffskriegs in der Ukraine.

US-Präsident Trump will Finanzminister Bessent in die Ukraine schicken. (Archivbild)
Foto: Evan Vucci/AP/dpa

Kurz vor dem dritten Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine entsendet US-Präsident Donald Trump hochrangige Mitglieder seiner Regierung nach Russland und in die Ukraine. Der US-Sondergesandte für den Nahen Osten, Steve Witkoff, hat in Russland die Freilassung eines dort inhaftierten US-Staatsbürgers erreicht. Laut dem Weißen Haus verlässt Witkoff gemeinsam mit Marc Fogel den russischen Luftraum. Fogel wurde 2021 am Moskauer Flughafen festgenommen und später wegen Drogenschmuggels zu einer Haftstrafe verurteilt.

Der US-Präsident, Witkoff und weitere Berater hätten mit Moskau einen «Austausch» ausgehandelt, der ein «Zeichen des guten Willens» seitens der Russen sei, so das Weiße Haus. 

Freilassung als Zeichen für Fortschritte bei Verhandlungen

Man werte dies als «ein Zeichen dafür, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen, um den brutalen und schrecklichen Krieg in der Ukraine zu beenden», hieß es weiter. Washington nannte keine weiteren Details. Es war unklar, wie die Vereinbarung genau aussah, und mit wem Witkoff in Russland gesprochen hat. 

Der Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Dmitri Peskow, hatte in den Stunden zuvor einen Besuch Witkoffs im Kreml dementiert. Man habe keine Informationen zu einem Eintreffen des US-Diplomaten. «Es sind keine Kontakte geplant», sagte Peskow.

Der «New York Times» zufolge war Witkoff mit einem Privatjet nach Moskau gereist. Demnach handelt es sich um die erste bekannte Reise eines hochrangigen US-Beamten nach Moskau seit November 2021 – also wenige Monate vor dem Einmarsch russischer Truppen ins Nachbarland. Der damalige CIA-Direktor Bill Burns war seinerzeit für Gespräche in Russland.

US-Finanzminister reist nach Kiew

Zudem schickt Trump nun seinen Finanzminister Scott Bessent für Gespräche über ein Ende des russischen Angriffskriegs in die Ukraine. Bessent werde sich dort mit dem ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj unterhalten, schrieb Trump auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social. Der Krieg müsse enden und dies werde bald passieren. Es gebe zu viel Tod und Zerstörung, schrieb Trump weiter. «Wenn Amerika stark ist, herrscht Frieden in der Welt», fügte der Republikaner in Großbuchstaben hinzu. 

Trump hat keinen genauen Zeitpunkt für Bessents Reise genannt. Zuletzt hatte der US-Präsident besonders auf seltene Mineralien in der Ukraine geachtet und US-Hilfen für das von Russland angegriffene Land an Zugang zu deren Rohstoffen geknüpft. Selenskyj hatte deutlich gemacht, dass er sich für westliche Hilfe mit Seltenen Erden und anderen Bodenschätzen erkenntlich zeigen möchte. Die Ukraine wehrt sich mit westlicher Unterstützung seit fast drei Jahren gegen die russische Invasion.

Am Freitag hatte Trump noch angekündigt, dass er ein Treffen mit Selenskyj in Washington in dieser Woche in Aussicht stellte und betonte, dass er selbst nicht in die Ukraine reisen wolle.

Trumps Verteidigungsminister wird zu Ukraine-Tagung erwartet

Der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth wird Washington heute bei einem Treffen der Ukraine-Partner in Brüssel vertreten, um über die weitere Unterstützung des von Russland angegriffenen Landes zu beraten. Am Nachmittag (14.30 Uhr) treffen sich im Nato-Hauptquartier Verteidigungsminister im Rahmen der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe, um die Koordinierung von Waffenhilfen zu besprechen.

Es gibt immer noch keine Bestätigung für Medienberichte, dass der von Trump ernannte Ukraine-Unterhändler Keith Kellogg nächste Woche Donnerstag in die Ukraine reisen wird. Die Vertreter der Trump-Regierung werden jedoch vor Beginn der Münchner Sicherheitskonferenz in der Ukraine erwartet. US-Vizepräsident J.D. Vance wird zu der am Freitag beginnenden und am Sonntag endenden Sicherheitskonferenz nach München kommen.

Selenskyj macht sich für Ausbau der Atomenergie stark

In Selenskyjs abendlicher Videobotschaft waren die Verhandlungen mit den USA nur ein Nebenthema. Der ukrainische Staatschef erklärte, Kiew sei für die Gespräche vorbereitet. Angesichts der fortwährenden russischen Angriffe auf die Energieversorgung der Ukraine war das Hauptthema seiner Botschaft die Ankündigung, die Atomkraft auszubauen.

«Die Ukraine wird noch zwei Reaktorblöcke am AKW Chmelnyzkyj zubauen können, und das sind mehr als zwei Gigawatt Strom für die Ukraine», sagte Selenskyj. Zuvor hatte das Parlament in Kiew den Kauf von zwei Atomreaktoren sowjetischer Bauart von Bulgarien auf den Weg gebracht.

Der Ausbau des AKW Chmelnyzkyj werde es der Ukraine erlauben, im Winter ohne Stromimporte auszukommen, versicherte Selenskyj. Natürlich gebe es auch Anfeindungen gegen das Projekt. «Aber das sind die Stimmen, für die billige Energie in der Ukraine einfach unvorteilhaft ist – sie füllen ihre Taschen oder die, von denen sie abhängig sind, mit teurerer Energie als Atomenergie», wies Selenskyj die Kritik zurück.

Die Ukraine hat aufgrund des systematischen russischen Beschusses von Energieanlagen mittlerweile über die Hälfte ihrer Kapazitäten verloren. Schon kurz nach Beginn des Krieges wurde das leistungsstärkste Kernkraftwerk Europas, das AKW Saporischschja im Südosten des Landes, von russischen Truppen besetzt.

dpa