SPD feiert politischen Erfolg, Rentner fordern größere Schritte für umfassende Reform der Alterssicherung. Werneke: Renten müssen mit Einkommen wachsen können.
Millionen Rentner in Deutschland: Rentenniveau stabilisiert, aber nicht ausreichend

Laut Verdi-Chef Frank Werneke sind die Renten von Millionen Menschen in Deutschland so niedrig, dass die beschlossene Stabilisierung des Rentenniveaus für viele nicht ausreicht. Rentnerinnen und Rentner erhalten oft nur 1.200 bis 1.300 Euro nach einem ganzen Arbeitsleben in Vollzeit, erklärte Werneke in einem Videointerview mit der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Bei Teilzeitarbeit liegen die Renten oft unter 1.000 Euro – insbesondere bei vielen Frauen.
«Insofern ist die Stabilisierung des Rentenniveaus bis einschließlich 2031 natürlich ein politischer Erfolg aus Sicht der SPD, aber aus Sicht der Betroffenen ist das das Mindeste, was kommen muss», sagte Werneke. Am 1. Januar soll nach Beschluss in Bundestag und Bundesrat ein Gesetz der Koalition in Kraft treten, mit dem das Absicherungsniveau der Renten bis 2031 auf 48 Prozent im Verhältnis zum Einkommen stabil gehalten werden soll. Werneke forderte mit Blick auf die ebenfalls eingesetzte Rentenkommission weit größere Schritte. Das Gremium soll bis Mitte des neuen Jahrs Vorschläge für eine umfassende Reform der Alterssicherung vorlegen.
«Bedrohlich» – Erwartungen an Rentenkommission
Werneke sagte, dass die Prüfaufträge der Koalition an das Gremium aus Sicht zukünftiger Rentnerinnen und Rentner größtenteils bedrohlich seien. Die Koalition hatte den Vertreterinnen und Vertretern von Union und SPD sowie der Wissenschaft eine Liste übergeben, auf der sie unter anderem die Frage nach einem höheren Rentenalter prüfen sollen.
Werneke warnte davor, dass die Renten womöglich künftig nicht mehr – wie heute – mit den Löhnen steigen sollen. «Wenn da zum Beispiel die Frage diskutiert werden soll in der Rentenkommission, dass die Renten zukünftig nur noch mit der Inflation ausgeglichen werden (…), würde das auf kürzeste Zeit dazu führen, dass das Rentenniveau sinkt.»
Viele Rentner auf Grundsicherung angewiesen
Ende 2024 betrug die durchschnittliche Altersrente im Bund nach mindestens 35 Versicherungsjahren für Männer 1.892 Euro und für Frauen 1.459 Euro brutto. Allerdings erhielten laut offizieller Statistik rund 8,5 Millionen reguläre Altersrentner im vergangenen Jahr nur maximal 1.050 Euro Rente pro Monat. Die Anzahl der Empfänger von Grundsicherung im Alter erreichte Ende 2024 mit 739.000 einen neuen Rekord.
Frauen haben es finanziell im Alter im Durchschnitt schwerer als Männer – auch wenn man die private und betriebliche Vorsorge mit ansieht. Laut einer kürzlich von der Deutschen Rentenversicherung präsentierten Studie haben Frauen im Westen Deutschlands derzeit durchschnittlich mehr als 13.500 Euro weniger gesetzliche, private und betriebliche Altersvorsorge pro Jahr zur Verfügung als Männer. Die Rentenlücke beträgt 61 Prozent, während sie in Ostdeutschland aufgrund oft längerer Frauenerwerbsbiografien nur 24 Prozent beträgt. Viele Frauen erhalten aufgrund von Teilzeitarbeit zur Kinderbetreuung eine geringere Rente. Oft reicht nur das Haushaltseinkommen des Partners aus.
Was gegen Niedrigrenten helfen soll
Was könnte in der Rentenversicherung gegen niedrige Renten helfen? Werneke hält ein sogar höheres Rentenniveau für nötig. «Das geht nur durch Umverteilung, indem auch steuerpolitisch dafür gesorgt wird, dass Vermögende, reiche Erbinnen und Erben, einen höheren Anteil am Steueraufkommen übernehmen», so der Gewerkschaftschef. Er rede von «wirklich Vermögenden und Reichen». Bei mehreren hunderttausend Euro solle ein «angemessener Steuersatz» gelten, forderte der Verdi-Vorsitzende.
Nach Einschätzung Wernekes ist das Gelingen einer großen Rentenreform im kommenden Jahr völlig offen. In der beauftragten Kommission lägen die Positionen «denkbar weit auseinandergehend». Der Verdi-Chef forderte: Die Renten müssten mit den Einkommen wachsen können. Werneke verlangte außerdem: «Wir brauchen eine Verbesserung des Grundrentenniveaus, weil viele Menschen mit gebrochenen Erwerbsbiografien, insbesondere viele Frauen, sonst so niedrige Renten bekommen, dass dann irgendwann dieses Rentenversicherungssystem delegitimiert wird.»








