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Russische Sabotageaktivitäten in Europa nehmen zu

Verfassungsschutz warnt vor gezielter Auswertung von Social-Media-Profilen deutscher Unternehmensmitarbeiter durch russische Nachrichtendienste.

Der Verfassungsschutz stellt auch Cyberangriffe prorussischer Hacker auf Websites deutscher Behörden und Unternehmen fest. (Symbolbild)
Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Der Verfassungsschutz sieht eine Zunahme russischer Sabotageaktivitäten in Europa und hat Hinweise darauf, dass russische Nachrichtendienste gezielt Social-Media-Profile von Mitarbeitern deutscher Unternehmen auswerten. «Ziel soll es gewesen sein, Personen zu identifizieren, die für russische Einflussnahme- oder Anbahnungsversuche empfänglich sein könnten», heißt es in einem aktuellen Sicherheitshinweis des Bundesamtes für Verfassungsschutz. 

Das Ausmaß russischer Sabotageakte in Europa sei abhängig von der Lageentwicklung im Ukraine-Krieg und von der Entwicklung des Konflikts zwischen Russland und dem Westen. In dem Sicherheitshinweis für die Wirtschaft heißt es weiter: «Die seit 2023 europaweit beobachteten Fälle sowie vermehrte Hinweise auf mögliche Aktivitäten in Deutschland führen aktuell zu einer angepassten Bewertung: Es besteht eine erhöhte Gefährdung in Bezug auf Sabotageaktivitäten beziehungsweise entsprechende Vorbereitungshandlungen in Deutschland.» 

Cyberangriffe auf Websites

Zugleich seien weiterhin Cyberangriffe prorussischer Hacker auf Websites deutscher Behörden und Unternehmen festzustellen. Bislang seien die Auswirkungen solcher Attacken von «Hacktivismus-Gruppierungen» meist zeitlich begrenzt und die betroffenen Websites nur vorübergehend nicht erreichbar gewesen. 

In anderen europäischen Staaten werde derzeit in mehreren Fällen von Brandstiftung beziehungsweise versuchter Brandstiftung ermittelt. Ebenso laufen Ermittlungen in Bezug auf Vandalismus und Propagandaaktivitäten, die auf russische Nachrichtendienste zurückzuführen sein könnten. Dafür würden «Low-Level-Agents» angeworben, überwiegend junge, russischsprachige Menschen, die prorussisch eingestellt seien und schnell Geld verdienen wollten. 

Festnahmen in Bayern

Im Raum Bayreuth waren im April zwei deutsch-russische Staatsbürger festgenommen worden, die für Moskau Ziele für mögliche Sabotageakte in Deutschland ausgekundschaftet haben sollen. Ziel war es nach Einschätzung des Generalbundesanwalts insbesondere, «die aus Deutschland der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg geleistete militärische Unterstützung zu unterminieren». 

Im Gegensatz dazu gibt es keine Anzeichen für Sabotage in Bezug auf den Großbrand in dem Berliner Betrieb der Diehl-Gruppe, einem Rüstungskonzern, im vergangenen Mai. Die Brandursache wird als technischer Defekt angesehen. Am Standort Berlin werden laut Senat und Unternehmen keine Rüstungsgüter hergestellt, sondern unter anderem Autoteile.

Handlungsempfehlungen für deutsche Unternehmen und ihre Mitarbeiter

Um potenzielle Schwachstellen für russische Geheimdienste zu vermeiden, empfiehlt der Verfassungsschutz unter anderem, in Stellenausschreibungen keine genauen Angaben zu Sicherheitssoftware und industriellen Kontrollsystemen zu machen. Mitarbeiter, die besonders anfällig für Anwerbeversuche sind, sollten regelmäßig auf potenzielle Risiken hingewiesen werden.

Zudem weist das Bundesamt darauf hin, dass mit Sabotage keineswegs nur bei Einrichtungen mit Bezug zur Unterstützung für die Ukraine zu rechnen sei, sondern auch bei Objekten, «deren strategische Bedeutung für Russland sich nicht unmittelbar erschließt». Vielmehr könne hinter entsprechenden Sabotageakten auch die Absicht stehen, Verunsicherung in Politik und Öffentlichkeit beziehungsweise in bestimmten Personengruppen und Wirtschaftssektoren auszulösen.

dpa