Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Bundeswehr wird mit Drohnenmunition für den Kampf gerüstet

Die Bundeswehr liegt beim Einsatz und der Abwehr von Drohnen hinter anderen Streitkräften zurück. Das Verteidigungsministerium hat nun einen Kurswechsel entschieden.

Unter den Herstellern solcher Waffen ist auch das deutsche Unternehmen Helsing. (Archivbild)
Foto: Jens Kalaene/dpa

Die Bundeswehr plant, moderne Angriffsdrohnen mit Sprengsätzen zu erwerben, wie es in anderen Ländern bereits üblich ist. Laut dem Verteidigungsministerium in Berlin sollen die Verträge in den nächsten Tagen unterzeichnet werden. Zunächst werden kleine Mengen von mindestens zwei Herstellern gekauft, um Erfahrungen in der Truppe zu sammeln und mit der praktischen Ausbildung zu beginnen.

Nach früheren politischen Entscheidungen verfügt die Bundeswehr bisher nicht über diese fliegenden und teilautonomen Waffensysteme, die von Experten als «loitering ammunition» – etwa «herumlungernde Munition» – bezeichnet werden. 

Die Definition bezieht sich auf die Nutzung während eines Fluges, der über einem bestimmten Einsatzgebiet so lange fortgesetzt wird, bis ein Ziel identifiziert und angegriffen werden kann. Wenn die Waffensysteme nur für eine einmalige Verwendung bestimmt sind, werden sie auch als Kamikaze-Drohnen bezeichnet.

Deutschland liegt bisher zurück

Im Ministerium wurden keine Namen von Herstellern genannt, da die Verträge noch nicht unterzeichnet waren. In den vergangenen Jahren hinkte Deutschland in der Rüstungstechnologie deutlich hinter anderen Staaten zurück.

Unter den Herstellern solcher Waffen ist jetzt auch das deutsche Unternehmen Helsing. Es hat die Drohne HX-2 entwickelt, die Künstliche Intelligenz einsetzt, um Sprengladungen auf ein vom Soldaten bestätigtes Ziel zu lenken und dabei weniger anfällig für Störmaßnahmen zu sein, zunächst in der Ukraine.

Das Rüstungsunternehmen hatte jüngst für den schnellen Aufbau einer glaubhaften konventionellen Abschreckung an der Nato-Ostflanke mit neuartigen Kampfdrohnen plädiert. «Dieser Drohnenwall ließe sich innerhalb eines Jahres errichten. Man braucht dazu noch Aufklärungssysteme, Satelliten und wahrscheinlich auch Aufklärungsdrohnen», sagt Gundbert Scherf, Mitbegründer und Co-Vorstandsvorsitzender, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Die neuen Drohnensysteme sind ein «Gamechanger»

Aus dem Verteidigungsministerium hieß es auch mit Blick auf Erfahrungen aus dem Kriegsverlauf in der Ukraine, Drohnen seien im heutigen Kriegsbild das, was Panzer vor 100 Jahren waren – «nämlich ein wirklicher Gamechanger». Dabei könne der Einsatz im Verbund von Drohnen gefechtsentscheidend sein, jedoch nicht kriegsentscheidend. Durch Drohnen allein sei Krieg nicht zu gewinnen.

Der bestehende Rückstand bei Drohnen werde aufgeholt, hieß es aus dem Verteidigungsministerium weiter. Die Verwendung werde künftig Teile einer «Jedermannsausbildung». Alle Männer und Frauen in der Bundeswehr sollen Drohnen einsetzen können wie früher und heute ein Fernglas.

Die Militärplaner betonen auch die schnellen Entwicklungszyklen. Daher ist es sinnlos, große Lagerbestände anzulegen, die schnell veralten würden.

Weiterhin gibt es erhebliche Probleme bei der Abwehr verdächtiger Drohnen über Militärgeländen oder kritischer Infrastruktur. In besiedelten Gebieten können sie nicht einfach abgeschossen werden, wenn Störmaßnahmen nicht wirken. Jedes Projektil schlägt in der Entfernung wieder auf dem Boden ein und könnte somit eine tödliche Gefahr darstellen.

dpa