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US-Vizekandidaten liefern sich Schlagabtausch bei TV-Duell

Von Nahost bis Abtreibung: Bei ihrer wohl einzigen TV-Debatte nehmen Demokrat Walz und Republikaner Vance die Politik der gegnerischen Partei ins Visier – und steigen dabei tief in die Themen ein.

Trump ist nach Auffassung von Walz den außenpolitischen Herausforderungen nicht gewachsen.
Foto: Matt Rourke/AP/dpa

Die beiden US-Vizepräsidentschaftskandidaten Tim Walz und J.D. Vance haben sich bei ihrem ersten und voraussichtlich einzigen TV-Duell einen Schlagabtausch geliefert. Sie warfen der jeweils anderen Partei politisches Versagen vor, stiegen bei der Debatte aber tief in die Themen ein. Der Republikaner Vance machte Kamala Harris mitverantwortlich für aktuelle Krisen, während der Demokrat Walz Harris verteidigte und vor einer Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus warnte.

Am 5. November treten Harris und Trump bei der Präsidentschaftswahl gegeneinander an – Umfragen prognostizieren ein knappes Rennen. Beide sind bemüht, vor allem unentschlossene Wählerinnen und Wähler für sich zu gewinnen. Dabei konzentrieren sie sich auf die politisch besonders hart umkämpften Bundesstaaten – und setzen natürlich auch auf ihre «Running Mates»: Walz und Vance stammen beide aus dem Mittleren Westen.

Die Debatte, die 90 Minuten dauerte und live vom US-Sender CBS aus New York übertragen wurde, fand ohne Publikum statt. Walz und Vance durften keine Spickzettel benutzen oder mit ihren Teams kommunizieren. Die Mikrofone blieben eingeschaltet, wurden jedoch von den Moderatorinnen Norah O’Donnell und Margaret Brennan stummgeschaltet, wenn sich die Kandidaten gegenseitig unterbrachen.

Nahost, Migration, Klimawandel, Abtreibung und andere Themen

Der 60 Jahre alte Walz warnte angesichts der Lage in Nahost vor einer erneuten Präsidentschaft Trumps. «Es kommt auf eine solide Führung an», sagte der Gouverneur von Minnesota. «Donald Trump ist wankelmütig», führte er aus. «Er wird sich demjenigen zuwenden, der ihm am meisten schmeichelt oder wo es für ihn Sinn macht.» Vance entgegnete, Trump habe während seiner Amtszeit «für Stabilität gesorgt».

Auch das Thema Abtreibung sorgte für Kontroversen. Walz kritisierte, dass Republikaner in das Privatleben von Frauen eingreifen wollten. Vance nutzte die Debatte unter anderem dazu, um Harris die Schuld an der Krise an der US-Grenze zu geben. «Wir haben eine historische Einwanderungskrise, weil Kamala Harris damit anfing, die gesamte Grenzpolitik von Donald Trump rückgängig machen», sagte der 40 Jahre alte Senator aus Ohio. 

Die Kandidaten sprachen in der Diskussion auch über den Klimawandel, Wirtschaft, Waffengewalt und die Demokratie.

Vance: «Habe mich in Bezug auf Donald Trump geirrt»

Vance war anfangs ein entschiedener Kritiker von Trump während seiner Präsidentschaft. Allerdings änderte sich diese Meinung, als er selbst sechs Jahre später ins Rampenlicht der Politik trat – und dafür auch Trump als Unterstützer gewann.

In dem Duell gab Vance nun an, er habe mit seiner einst harschen Kritik falschgelegen. «Ich habe mich in Bezug auf Donald Trump geirrt», sagte er. Er habe Geschichten geglaubt, die Trumps politische Bilanz falsch dargestellt hätten, führte Vance aus. Trump habe «geliefert». «Wenn man etwas missverstanden hat und seine Meinung ändert, dann sollte man dem amerikanischen Volk gegenüber ehrlich sein», sagte Vance.

Wahrscheinlich letztes TV-Duell vor der Wahl

Obwohl Vize-Debatten nicht als entscheidend für die Wahl gelten, war das TV-Duell zwischen Walz und Vance wahrscheinlich das letzte vor der Wahl in gut einem Monat und wird daher bei vielen Wählerinnen und Wählern einen wichtigen Eindruck hinterlassen.

Im September haben Harris und Trump bei einer TV-Debatte gegeneinander debattiert und ein hitziges Wortgefecht geführt. Trump ließ sich von Harris provozieren, wirkte teilweise genervt und geriet in die Defensive. Harris griff Trump direkt an und behielt ihre Ruhe. Harris schlug unmittelbar nach dem ersten Duell eine zweite Debatte vor. Trump hingegen wollte sich nicht auf eine zweite Debatte festlegen.

Trumps mit Live-Kommentaren bei Truth Social 

Trump kommentierte die Debatte in einer Art Liveticker auf der von ihm mitgegründeten Online-Plattform «Truth Social». O’Donnell und Brennan warf er vor, «extrem voreingenommene Moderatorinnen» zu sein. Dem Demokraten Walz warf er vor, einen «niedrigen Intelligenzquotienten» zu haben, weil er sich während der Debatte mehrfach Notizen machte. 

dpa