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Warnstreiks an Flughäfen – Was Reisenden Montag bevorsteht

Verdi sieht sich an den Airports zum Ausstand gezwungen. Die Betreiber sprechen von einem Horrorszenario für Fluggäste. Worauf sich Betroffene bei den Warnstreiks einstellen müssen.

Mehr als 500.000 Flugpassagiere können ihre Reisen am Montag nicht wie geplant antreten.
Foto: Helmut Fricke/dpa

Verdi hat zu 24-stündigen Warnstreiks an 13 deutschen Flughäfen aufgerufen, darunter Deutschlands größte in Frankfurt am Main und München. Mehr als 500.000 Menschen werden ihre Flugreise am Montag nicht wie geplant antreten können. Hier ist, worum es geht und was Reisende wissen sollten:

Wo und wann wird gestreikt?

Am Montag (10. März) von 0.00 bis 23.59 Uhr sind die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes und der Bodenverkehrsdienste an den Flughäfen München, Stuttgart, Frankfurt, Köln/Bonn, Düsseldorf, Dortmund, Hannover, Bremen, Hamburg, Berlin-Brandenburg und Leipzig-Halle zum Warnstreik aufgerufen. Ebenfalls ruft Verdi im Zusammenhang mit einem anderen Tarifkonflikt gleichzeitig auch das Luftsicherheitspersonal zum Warnstreik auf. Dieser Aufruf gilt zusätzlich auch für die Flughäfen Weeze bei Düsseldorf und Karlsruhe/Baden-Baden.

Wie groß sind die Auswirkungen?

Groß: Der Flugverkehr wird in weiten Teilen des Landes zum Erliegen kommen. Nach einer ersten Schätzung des Flughafenverbands ADV fallen voraussichtlich mehr als 3.400 Flüge aus, rund 510.000 Passagiere können ihre Reisen gar nicht antreten oder zumindest nicht wie geplant. ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel spricht in Bezug auf die Streiks im öffentlichen Dienst von einem Horrorszenario für Fluggäste. «Elf Standorte gleichzeitig zu bestreiken, hat eine neue Dimension». Die Warnstreiks hätten «weitreichende Folgen für die individuelle Mobilität und die Wirtschaftsabläufe».

Der größte deutsche Flughafen in Frankfurt am Main etwa warnt auf seiner Website: «Alle Aufgaben, die einen vollumfänglichen Flugbetrieb ermöglichen, sind aufgrund des Streiks ausgesetzt. Ein Beginn der Reise in Frankfurt wird nicht möglich sein.» Passagiere sollen am Montag gar nicht erst zum Flughafen kommen. Auch das Umsteigen von Transitpassagieren sei «mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von den Auswirkungen betroffen» und könne nicht stattfinden. 

Wie erfahre ich, ob mein Flug betroffen ist?

Die Flughäfen und Airlines informieren auf ihren Websites über den Status aller Flüge. Schon am Wochenende waren auf den Internetseiten der Flughäfen viele Abflüge für Montag als annulliert gekennzeichnet.

Welche Rechte habe ich, wenn mein Flug wegen des Warnstreiks ausfällt?

Im Falle eines Streiks, der zu Flugausfällen oder einer Verspätung von über drei Stunden führt, ist die Fluggesellschaft verpflichtet, den Reisenden eine alternative Beförderung zum Ziel anzubieten. Häufig werden sie automatisch auf einen anderen Flug umgebucht oder die Airline bietet an, das Flugticket in eine Bahnfahrkarte umzuwandeln. Dies geschieht insbesondere bei gestrichenen Flügen innerhalb Deutschlands.

Wenn Passagiere aufgrund eines Streiks länger am Flughafen festsitzen, sind Fluggesellschaften verpflichtet, Betreuungsleistungen anzubieten, wie zum Beispiel Gastronomiegutscheine für Getränke und Snacks vor Ort.

Bekomme ich auch Geld zurück?

Gemäß der EU-Fluggastrechte-Verordnung können Passagiere bei Verspätungen ab drei Stunden am Zielort oder kurzfristigen Flugabsagen unter bestimmten Bedingungen eine Entschädigung von 250 bis 600 Euro pro Passagier erhalten.

Es kommt darauf an, wer genau streikt, ob Passagiere bei Flugproblemen aufgrund eines Warnstreiks Anspruch auf Entschädigung haben. Wenn am Montag Teile des Flughafenpersonals streiken, sind die Chancen auf Entschädigung gering. Anders sieht es aus, wenn Mitarbeiter einer Fluggesellschaft streiken. Passagiere haben in jedem Fall Anspruch auf Ersatzbeförderung, unabhängig davon, ob eine Entschädigungszahlung erfolgt.

Krankenhäuser, Kitas, Müllabfuhr, Flughäfen – Warum wird derzeit so viel gestreikt?

Zurzeit finden Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen statt. Die Arbeitnehmerseite erhöht mit Warnstreiks den Druck auf die Arbeitgeber. Zahlreiche Berufsgruppen im öffentlichen Dienst haben bereits im Rahmen der aktuellen Tarifrunde die Arbeit niedergelegt, darunter in Kliniken, Rettungsstellen, Pflegeheimen und dem öffentlichen Nahverkehr. Auch Flughäfen waren vereinzelt betroffen, jedoch nicht in dem Ausmaß, das nun bevorsteht.

Die dritte Verhandlungsrunde beginnt am 14. März in Potsdam.

Warum liegt dann gleich fast der ganze Flugbetrieb lahm?

Bei den ehemals kommunalen Flughafenbetreibern arbeitet immer noch ein Großteil des Personals nach den Tarifregeln des öffentlichen Dienstes. Auch für die Bodenverkehrsdienste wird gleichzeitig ein Branchentarifvertrag verhandelt.

Nicht alle Mitarbeiter an Flughäfen sind im öffentlichen Dienst tätig. Dennoch ist das stark arbeitsteilige System eines Flughafens anfällig für Streiks, da alle Einheiten nur durch enge Zusammenarbeit einen sicheren Betrieb gewährleisten können. Wenn eine Gruppe ausfällt, steht der gesamte Betrieb still.

Was wollen die Streikenden?

In den Tarifverhandlungen von Bund und Kommunen fordert die Gewerkschaft acht Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch 350 Euro mehr pro Monat, sowie drei zusätzliche freie Tage.

Und was will die Gegenseite?

Den kommunalen Arbeitgebern ist dies zu kostspielig. Laut dem Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Niklas Benrath, würden die Kernforderungen der Kommunen Mehrkosten von etwa elf Prozent oder fast 15 Milliarden Euro jährlich verursachen. Angesichts knapper Kassen und hoher Verschuldung sei dies nicht umsetzbar. Insbesondere die geforderten zusätzlichen freien Tage würden zu Beeinträchtigungen bei den kommunalen Dienstleistungen führen, so der Vertreter des Verbands.

Ein konkretes Angebot haben die Arbeitgeber bisher allerdings nicht vorgelegt. Benrath begründete dies damit, dass die Verhandlungen noch nicht so weit gediehen gewesen seien. Bei mehr als 20 Einzelforderungen müsse geprüft werden, was dies koste. «Ganz grundsätzlich: Es ist ein Irrglaube, dass es für erfolgreiche Tarifverhandlungen stets ein formelles Angebot benötigt.»

Wie geht es nach Montag weiter? Drohen mehr Streiks?

In einzelnen Bundesländern werden verschiedene Branchen teils auch nach Montag bestreikt. Ende der Woche verhandeln die Tarifparteien dann weiter. Nach dem Willen der Arbeitgeber soll diese Verhandlungsrunde eine «tragfähige Lösung» bringen. Einigen sich die Parteien, wäre erst mal Schluss mit den Warnstreiks. Ob das gelingt, ist offen. 

Sind am Montag nur Flughäfen betroffen?

In Deutschland werden hauptsächlich die Flughäfen bestreikt, aber auch in einigen Ländern sind am Montag und teilweise darüber hinaus andere Branchen betroffen. In Düsseldorf betrifft es beispielsweise die Rheinbahn, in Hamburg unter anderem Kliniken, Kitas und die Stadtreinigung.

dpa