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Rebellen erobern Homs in Syrien

Die Rebellenallianz hat die strategisch wichtige Stadt eingenommen und plant nun die Offensive auf Damaskus.

Die syrische Regierung hat bereits die Kontrolle über einen großen Teil des Landes verloren. (Archivbild)
Foto: Omar Albam/AP/dpa

Durch die Einnahme von Homs könnten die Rebellen in Syrien einen entscheidenden Schritt im langjährigen Bürgerkrieg gemacht haben. Die Rebellenallianz unter Führung der islamistischen Gruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) verkündete in der Nacht, die strategisch wichtige Stadt vollständig eingenommen zu haben. Somit ist der Weg nach Damaskus frei.

Nachdem sich die Fronten im Bürgerkrieg jahrelang kaum bewegt hatten, gewann eine im späten November gestartete Rebellenoffensive plötzlich an Dynamik. Innerhalb kurzer Zeit eroberten die Aufständischen einen Großteil des Gebiets, teilweise ohne Widerstand. Ein Überblick darüber, was nach der Einnahme von Homs passieren könnte.

Warum ist die Stadt Homs strategisch so wichtig?

Homs befindet sich im zentralen Westen Syriens und dient als Verbindungspunkt zwischen der Hauptstadt Damaskus, den Küstenregionen und dem Norden des Landes. Es verknüpft Damaskus mit den syrischen Mittelmeerhäfen. An der Küste hat auch Russland, einer der wichtigsten Verbündeten von Präsident Baschar al-Assad, Kampfbomber und Hubschrauber auf dem Flughafen Hmeimim stationiert sowie ein Truppenkontingent in unbekannter Stärke in der Hafenstadt Tartus.

Die Stadt war auch ein symbolischer Ort des Widerstands gegen Assads Herrschaft, da sie rund 1,5 Millionen Einwohner hatte, was ihren Fall zu einem wichtigen politischen und militärischen Signal machte.

Die Kontrolle über Homs ermöglicht es den Rebellen nun, ihre Offensive auf Damaskus zu planen. «Wer die Schlacht mit Homs gewinnt, wird Syrien regieren», sagte der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel-Rahman, der Deutschen Presse-Agentur. 

Was steckt hinter den schnellen Fortschritten der Rebellen?

Die Islamisten machten enorme Gebietsgewinne in den vergangenen Tagen. Nach Einschätzung der Denkfabrik Crisis Group offenbarten diese auch die Schwächen der syrischen Verteidigung, «die entlang der gesamten Front zusammenbrach, wobei Soldaten und andere regierungsnahe Kräfte eher flüchteten, als dass sie sich zur Wehr setzten.» Als Beispiel nannte die Denkfabrik auch den Fall von Aleppo am vergangenen Sonntag, wo strategisch wichtige Stellungen wie die Zitadelle fast kampflos aufgegeben wurden.

Wie reagieren Syriens Verbündete, Russland und Iran?

Ein Sturz Assads oder ein Machtwechsel in Syrien würde schwerwiegende Konsequenzen für die iranische Führung und Russland haben. Russland hat seine Luftangriffe intensiviert und berichtete kürzlich über erfolgreiche Angriffe auf Stellungen und Munitionsdepots der Rebellen. Die russischen Luftstreitkräfte gaben bekannt, dass Hunderte von Terroristen und Dutzende Einheiten Militärtechnik zerstört wurden.

Russland will unter keinen Umständen das gefährden, was seit 2015 mit Beginn der Hilfe für Assad erreicht wurde, darunter eine Luftwaffenbasis und die Marinebasis in Tartus. Aufgrund des Angriffskrieges gegen die Ukraine fehlen dem Land jedoch fast alle Ressourcen, weshalb Experten in Moskau darauf hinweisen, dass Assad auch andere Verbündete um Hilfe bitten muss, um sich zu retten.

Für Teheran gilt das Bündnis mit Syrien als «Korridor» zum Mittelmeer, um dort die mit Iran verbündete Hisbollah-Miliz zu unterstützen. Syriens Regierung hilft Iran – wie militante Gruppen – als Teil der sogenannten Widerstandsachse im Kampf gegen Israel. Irans Außenminister Abbas Araghtschi hatte erst vor wenigen Tagen erklärt, mögliche Truppenentsendungen zu prüfen, falls die syrische Regierung dies fordert. 

Wie gefährlich wird es nun für Präsident Baschar al-Assad?

Syriens Langzeitpräsident Baschar al-Assad könnte nun von seinen Hochburgen an der Küste abgeschnitten werden. Nach Angaben der Regierung hielt er sich weiterhin in der Hauptstadt auf. Glauben schenken dem aber viele bereits nicht mehr. Zentral für den weiteren Verlauf des Bürgerkriegs dürften auch Entscheidungen in Moskau und Teheran sein, wie dem Verbündeten geholfen wird. «Wie bereits 2015, als sich das Blatt im Syrienkrieg zugunsten der Regierung wendete, könnte die Unterstützung Russlands ein entscheidender Faktor sein», heißt es auch in der Analyse der Crisis Group.

Assad hatte zwar kurz nach Beginn des Rebellen-Vormarschs eine Gegenoffensive angekündigt, aber die Armee hat bisher noch keine Großstadt erfolgreich verteidigen können. In Damaskus herrscht Unruhe. Viele Familien aus dem Umfeld des syrischen Präsidenten haben bereits ihre Häuser verlassen und sind in den Libanon gereist, wie aus gut informierten Kreisen in der syrischen Hauptstadt verlautet.

dpa