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Wie wird der neue Papst gewählt und was passiert während des Konklaves?

Ein detaillierter Einblick in den Wahlprozess und die Rituale rund um die Papstwahl im Vatikan.

Die katholische Kirche sucht ihr neues Oberhaupt. (Archivbild)
Foto: Evandro Inetti/ZUMA Press Wire/dpa

Nach dem Ableben von Papst Franziskus sind die über 1,4 Milliarden Katholiken auf der Erde führungslos. Die Wahl eines Nachfolgers kann relativ zügig erfolgen – oder sich über Wochen hinziehen. Ein Überblick, wie es nun weitergeht:

Warum hat der Papst keinen Stellvertreter?

Nach katholischem Kirchenrecht herrscht ein Papst uneingeschränkt und seine Macht ist unteilbar. Der Glaubenslehre zufolge ist er «Stellvertreter Jesu Christi» auf Erden und Nachfolger des Apostels Petrus, der noch von Jesus eingesetzt wurde. 

Das Wort Papst ist aus dem Griechischen abgeleitet: «pappas» bedeutet «Vater». Er ist auch Bischof von Rom, Primas von Italien und Oberhaupt des Vatikans, des kleinsten Staats der Welt. Oft wird er auch Pontifex genannt, wörtlich übersetzt: der Brückenbauer.

Was bedeutet Sedisvakanz?

So wird die Zeitspanne bis zur Wahl des neuen Papstes bezeichnet. Die Dauer lässt sich nicht genau vorhersagen. Der Begriff kommt aus dem Lateinischen und heißt wörtlich übersetzt «leerer Stuhl». Am Ablauf wurde über die Jahrhunderte immer wieder etwas geändert, aber die großen Linien stehen fest.

Der Tod wird vom Camerlengo, dem Kardinalkämmerer, gemeinsam mit den Ärzten festgestellt. Früher war es so, dass der Kämmerer dem leblosen Papst mit einem kleinen silbernen Hämmerchen dreimal sachte an die Stirn klopfte und seinen Taufnamen rief. Mangels Antwort wurde der Pontifex dann für tot erklärt. Bis heute wird dem Papst nach seinem Tod der Siegelring von der Hand gezogen und zerstört. Arbeitszimmer und Privatgemächer werden versiegelt.

Während der Sedisvakanz dürfen im Vatikan keine wesentlichen Entscheidungen getroffen werden. Die laufenden Angelegenheiten werden von einem Kollegium aus Kardinälen verwaltet. Dazu zählen vor allem die Vorbereitungen für die Trauerfeier und die Beerdigung sowie die Wahl des Nachfolgers.

Wie sehen die Trauerfeierlichkeiten aus?

Das Kardinalskollegium entscheidet, wann und wie der Leichnam in den Petersdom überführt wird. Dort wird er aufgebahrt, damit Gläubige Abschied von ihm nehmen können. Die Trauerfeiern dauern neun Tage.

In der Regel erfolgt die Beerdigung vier bis sechs Tage nach dem Tod. Früher war es üblich, dass die Verstorbenen im Petersdom begraben wurden. Allerdings wird Franziskus voraussichtlich nicht wie seine Vorgänger Benedikt XVI. aus Bayern und Johannes Paul II. aus Polen seine letzte Ruhe im Petersdom finden, sondern in der Basilika Santa Maria Maggiore, einem seiner Lieblingsorte. Staats- und Regierungschefs aus aller Welt werden erwartet, um Abschied zu nehmen.

Wie wird Franziskus‘ Nachfolger bestimmt?

Spätestens 20 Tage nach dem Tod sollen die Kardinäle aus aller Welt, die das 80. Lebensjahr bislang nicht überschritten haben, im Vatikan zum sogenannten Konklave erscheinen. Das Wort kommt aus dem Lateinischen: «cum clave», auf Deutsch: «mit dem Schlüssel». 

Die Wahl des neuen Papstes findet in strengster Abgeschirmtheit in der Sixtinischen Kapelle statt, unter den berühmten Deckenfresken Michelangelos. Jegliche Kommunikation nach außen, die mit der Papstwahl zu tun haben könnte, ist verboten.

Das Konklave kann sehr kurz oder auch sehr lang dauern, ohne Zeitlimit. Die längste Wahl fand im Herbst 1268 statt und dauerte zwei Jahre, neun Monate und zwei Tage, bis Gregor X. zum Papst gewählt wurde. Normalerweise geht es jedoch schneller: Franziskus wurde 2013 nach etwas mehr als 26 Stunden und fünf Wahlgängen gewählt. Sein Vorgänger Benedikt XVI. wurde 2005 nach vier Runden gewählt.

Wie setzt sich das Konklave zusammen?

Alle Kardinäle, die noch keine 80 Jahre alt sind, sind wahlberechtigt – nach dem Papst die höchsten Würdenträger der Kirche. Die meisten der heute stimmberechtigten Kardinäle wurden von Franziskus ernannt. Einige wurden jedoch auch von Benedikt XVI. und Johannes Paul II. ausgewählt. Die größte Gruppe stammt aus Europa. Vor allem Franziskus hat dafür gesorgt, dass andere Weltregionen viel stärker vertreten sind als zuvor.

Aktuell sind drei Kardinäle aus Deutschland vertreten: Gerhard Ludwig Müller, der früher ein Vertrauter von Benedikt war, sowie Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, und Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln.

Was passiert im Konklave?

Der neue Papst benötigt eine Zweidrittelmehrheit bei der Wahl. Der erste Wahlgang in der Sixtinischen Kapelle findet am ersten Nachmittag statt. An den folgenden Tagen gibt es jeweils zwei Wahlgänge am Vormittag und zwei am Nachmittag.

Auf den Stimmzettel schreibt jeder Kardinal «möglichst in verstellter, aber deutlicher Schrift» unter den Satz «Eligo in Summum Pontificem» («Ich wähle als obersten Brückenbauer») einen Namen und wirft ihn in die Wahlurne. Die Auszählung besteht dann darin, dass die Namen verlesen und Strichlisten gemacht werden. Anschließend werden alle abgegebenen Zettel auf einer Schnur aufgefädelt und verbrannt.

In der Sixtinischen Kapelle befinden sich zwei gusseiserne Öfen. Die ältere der beiden Öfen wird seit 1939 genutzt, um die Stimmzettel zu verbrennen. Im anderen Ofen, der erstmals bei der Wahl Benedikts im Jahr 2005 verwendet wurde, wird durch Chemikalien schwarzer oder weißer Rauch erzeugt. Beide Abzüge führen in den gleichen Schornstein, der auf dem Dach der Sixtinischen Kapelle sichtbar ist.

Falls kein Kandidat die erforderliche Mehrheit erreicht, wird schwarzer Rauch erzeugt. Weißer Rauch signalisiert die Wahl eines neuen Papstes. Zu Beginn ist die Farbe manchmal schwer genau zu erkennen.

Sollte das Konklave länger dauern, können Ruhepausen eingelegt werden, damit die Kardinäle Zeit für Gebete, Nachdenken und Gespräche haben. Das Ganze kann sich auch zu einem regelrechten Machtpoker entwickeln. Nach etwas mehr als 30 erfolglosen Wahlgängen ist eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen möglich.

Wie geht es nach der Wahl weiter?

Wird die erforderliche Mehrheit erreicht, wird der siegreiche Kandidat gefragt, ob er die Wahl annimmt. Das ist normalerweise eine Formalität, aber angeblich zögerte beispielsweise Benedikt XVI. dennoch. Wenn der gewählte Kardinal Ja sagt, wird er das neue Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche – und bleibt es, bis er stirbt oder, was selten vorkommt, zurücktritt. Das Konklave ist zu Ende. Draußen werden zur weißen Rauchsäule auch die Glocken geläutet.

Kurz darauf wird von der Loggia des Petersdoms der ganzen Welt verkündet: «Habemus papam» («Wir haben einen Papst»). Bei dieser Gelegenheit wird auch bekanntgegeben, welchen Namen sich der neue Papst ausgesucht hat. Von der Loggia aus erteilt er selbst zum ersten Mal den Apostolischen Segen «Urbi et Orbi» («der Stadt und dem Erdkreis»). Aus der wartenden Menschenmenge brandet dann stets großer Jubel auf.

dpa