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Was wäre, wenn Biden aus dem US-Wahlkampf aussteigt?

Die Anzeichen, dass sich der US-Präsident Joe Biden aus dem Rennen um die Präsidentschaft zurückziehen könnte, mehren sich. Seiner Partei stünden dann turbulente Wochen bevor.

Biden könnte schon bald eine Entscheidung treffen.
Foto: Susan Walsh/AP/dpa

In den vergangenen Tagen ist der Druck auf US-Präsident Joe Biden, sich aus dem Rennen um die Präsidentschaft zurückzuziehen, immer größer geworden. Die Bedenken hinsichtlich seines Alters und seiner mentalen Fitness sind enorm, auch bei seinen engsten Vertrauten. Laut Medienberichten denkt der Demokrat über einen Rückzug nach. Zu einem möglichen Abgang wichtige Fragen und Antworten:

Was wäre, wenn Biden jetzt aussteigt?

Biden hat bereits die internen Vorwahlen seiner Partei gewonnen und sich die erforderlichen Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag gesichert, der vom 19. bis 22. August in Chicago im Bundesstaat Illinois stattfindet. Ursprünglich sollte der 81-Jährige dort offiziell als Präsidentschaftskandidat nominiert werden. Wenn Biden jetzt tatsächlich kurz vorher zurücktreten würde, wären die Delegierten in Chicago nicht mehr an das Ergebnis der Vorwahlen in ihrem Bundesstaat gebunden, sondern frei in ihrer Entscheidung.

Die Demokraten werden wahrscheinlich kurz vor der Wahl kein Interesse daran haben, einen offenen Wettbewerb zwischen mehreren Ersatzkandidaten zu beginnen und den Parteitag zu einem Ort für ein Abstimmungsdrama zu machen. Es ist wahrscheinlicher, dass sie versuchen werden, die Partei im Voraus hinter einer neuen Führungsperson zu vereinen.

Wer könnte das sein?

Die Vizepräsidentin von Biden, Kamala Harris, wird als seine natürliche Nachfolgerin angesehen. Es gibt mittlerweile Anzeichen dafür, dass Biden im Falle seines Rückzugs Harris als Präsidentschaftskandidatin für die Wahl im November vorschlagen könnte. Obwohl die 59-Jährige in ihrem Amt lange Zeit als farblos galt und mit schlechten Umfragewerten zu kämpfen hatte, erhielt sie aufgrund von Bidens Zögern zuletzt mehr Zustimmung.

Harris ist die erste Frau und die erste Schwarze, die den Eid als US-Vizepräsidentin abgelegt hat. Ihr Vater wanderte einst aus Jamaika ein, um Wirtschaft zu studieren. Ihre Mutter, eine Krebsforscherin und Bürgerrechtlerin, kam aus Indien. Die Demokraten bräuchten gute Gründe, Harris einfach zu übergehen. Außerdem ist sie durch ihre Rolle national bekannt, sie hat alle Checks für Weiße Haus bereits durchlaufen und sie könnte wohl auf den Wahlkampfapparat und vermutlich auch auf gesammelte Spenden von Biden zugreifen, weil sie als Vize schon Teil von dessen Wiederwahlkampagne ist. Allerdings: Würde Harris aufrücken würde, bräuchte sie bis zum Parteitag noch einen Vizekandidaten an ihrer Seite.

Gäbe es noch Alternativen zu Harris?

Zusätzlich zu Harris wurden zuletzt am häufigsten die Namen Gavin Newsom und Gretchen Whitmer genannt. Newsom (56) ist der Gouverneur des einflussreichen Bundesstaates Kalifornien. Er hat sich national einen Ruf erarbeitet und intensiv an seinem politischen Profil gearbeitet, zuletzt mit viel beachteten Auslandsreisen. Whitmer (52) ist die Gouverneurin von Michigan und wird seit einiger Zeit als aufstrebende Kraft in der Partei angesehen. Vor den Wahlen 2020 wurde sie von Biden als mögliche Vizepräsidentin in Betracht gezogen. US-Medienberichten zufolge haben beide intern klargestellt, dass sie nicht als mögliche Vizes für Harris in Frage kommen.

Was, wenn Biden sich erst nach dem Parteitag zurückzieht?

Wenn Biden erst nach seiner offiziellen Nominierung aus dem Rennen ausscheiden würde, wäre die Parteiführung am Zug. Das Democratic National Committee (DNC) hat mehrere Hundert Mitglieder – mit Vertretern aus allen Bundesstaaten. Es wäre also zwar kein ganz kleiner Vorstandszirkel, dem die Entscheidung zufallen würde. Dennoch könnte es Experten zufolge übel aufstoßen, wenn allein in einer solchen Runde beschlossen würde, wer für die Partei antritt. Um das zu verhindern, wäre es theoretisch auch möglich, dass außer der Reihe ein gesonderter Parteitag einberufen würde – falls das zeitlich und logistisch überhaupt noch machbar wäre.

“Es tut mir leid, aber ich kann heute nicht zum Treffen kommen”, sagte Maria.

dpa