Beim Mauerfall vor 35 Jahren haben mutige Menschen eine Grenze eingerissen. «Was für ein Glückstag», sagt Berlins Regierender Bürgermeister. Und mahnt.
Wegner: Menschen vom Herbst 1989 zum Vorbild nehmen
Zum 35. Jahrestag des Mauerfalls hat der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, die Bedeutung der Freiheit betont. «Haltet hoch die Freiheit, denn ohne Freiheit ist alles andere nichts», sagte der CDU-Politiker bei einer zentralen Gedenkveranstaltung mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an der Gedenkstätte Berliner Mauer. «Freiheit und Demokratie waren noch nie eine Selbstverständlichkeit.» Derzeit seien sie von außen und innen bedroht. Daher solle man sich an die Menschen aus dem Herbst 1989 ein Beispiel nehmen.
Der 9. November sei ein Schicksalstag für Deutschland, im Positiven wie im Negativen, sagte Wegner. Am Jahrestag des Mauerfalls sehe man vor allem die positive Seite. Die Menschen hätten die Mauer damals beiseitegeschoben. «Das waren unfassbare Momente, unfassbare Stunden und Tage.» Er wünsche sich, dass die Stimmung von damals wieder zurückkehre, so Wegner, denn 1989 sei es um Optimismus und Zusammenhalt gegangen.
Während der Feierstunde steckten die Teilnehmer, darunter Angehörige von Maueropfern, Bürgerrechtler und Jugendliche aus Polen, Frankreich und Norwegen, Rosen in einen Spalt der noch erhaltenen Mauer an der Bernauer Straße – auch um an die Opfer zu erinnern.
Mehrere Rednerinnen und Redner gingen auch auf den seit zweieinhalb Jahren laufenden russischen Angriffskrieg in der Ukraine ein. «Die Werte der Revolution von 1989 werden heute auf den Schlachtfeldern der Ukraine verteidigt», sagte der Direktor der Stiftung Berliner Mauer, Axel Klausmeier.
Grundsätzlich fügte er hinzu: «An die Freiheitssehnsucht der Menschen von damals zu erinnern, verpflichtet uns, Verantwortung zu übernehmen. Toleranz zu leben, Demokratie und Menschenrechte zu verteidigen und den Traum von einem friedlichen Miteinander unermüdlich zu befördern.» Auch an die Pogromnacht vom 9. November 1938 wolle er erinnern, sagte Klausmeier. Es sei unerträglich, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland wieder in Angst leben müssten.