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Neue AfD-Fraktion im Bundestag konstituiert sich mit Weidel und Chrupalla an der Spitze

AfD-Fraktion will Einfluss im Bundestag ausbauen und fordert wichtige Positionen ein.

Die alte AfD-Fraktionsspitze ist auch die neue.
Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa

Zwei Tage nach der Bundestagswahl hat sich in Berlin die AfD-Fraktion, die auf das Doppelte angewachsen ist, konstituiert. Die Abgeordneten bestätigten das Führungsduo Alice Weidel und Tino Chrupalla mit großer Mehrheit im Amt. Die Fraktion steckte außerdem ihren Kurs für die kommende Legislaturperiode ab und meldete Anspruch auf einflussreiche Posten im neugewählten Bundestag an.

Für die Doppelspitze Weidel und Chrupalla stimmten 135 Abgeordnete bei 144 abgegebenen Stimmen. Es gab 7 Nein-Stimmen und 2 Enthaltungen. Weidel sagte im Anschluss mit Blick auf eine künftige Regierung, «wir werden nicht mehr vier Jahre warten müssen, bis das Ganze wieder auseinanderbricht» und wiederholte ihre Zielvorgabe, die Union in den nächsten Jahren als stärkste Kraft zu überholen. Chrupalla sagte, man werde mit dieser großen Fraktion wesentlich mehr Einfluss in den Bundestag einbringen. 

AfD-Sitzungssaal zu eng

Die AfD hat ihr Ergebnis bei der Bundestagswahl von 10,4 auf 20,8 Prozent verdoppelt und stellt jetzt 152 Abgeordnete, nach zuletzt 77 in der zu Ende gehenden Legislaturperiode. 60 Abgeordnete waren bereits im bisherigen Bundestag vertreten, 92 Mandatsträger sind neu dabei. Da der angestammte Sitzungssaal der AfD im Reichstagsgebäude zu eng ist, wich die Fraktion für ihre erste Sitzung auf einen Saal im Marie-Elisabeth-Lüders Haus aus – eines der großen Bürogebäude im Bundestags-Komplex.

„Die neue Fraktion sieht so aus:“

Maximilian Krah

Krah wurde erst im vergangenen Jahr erneut ins EU-Parlament gewählt, und nun plant er, sich in Berlin einzumischen. Vor der Europawahl stand Krah wochenlang in den Schlagzeilen und brachte die AfD-Chefs in Erklärungsnot. Es ging um auffällige öffentliche Auftritte und Berichte über angebliche Verbindungen zu Russland und China sowie Ermittlungen gegen einen ehemaligen Mitarbeiter wegen angeblicher Spionage für China. In einer italienischen Zeitung machte Krah zudem Äußerungen zur nationalsozialistischen SS, die als relativierend wahrgenommen wurden.

In Berlin gibt er sich nun erst einmal betont zurückhaltend: «Schauen Sie, wer neu kommt, der geht erst mal rein und schaut, wie alles läuft und orientiert sich», sagte er der dpa. Krah will nach eigener Aussage versuchen, in den Europaausschuss des Bundestages zu kommen.

Alexander Gauland

Der AfD-Ehrenvorsitzende hat sich aus dem aktiven Geschehen inzwischen zwar weitgehend zurückgezogen. Nach einer früheren Absage, noch einmal für den Bundestag zu kandidieren, entschied sich der 84-Jährige dann aber doch noch einmal um und trat in seiner Heimatstadt Chemnitz erneut an. Er ist nun der älteste Parlamentarier. Auf die Frage, wie sehr er sich in der Fraktion noch einmal vier Jahre engagieren wolle, sagte Gauland der dpa: «Ich werde mich daran beteiligen, wie ich das bis jetzt immer gemacht habe.»

Mehr Höcke in der Fraktion

In der neuen AfD-Fraktion steckt auch deutlich mehr Björn Höcke. Acht Abgeordnete – vorher fünf – kommen aus dem Landesverband des Parteirechtsaußen-Vertreters. Neu in Berlin dabei sind Höckes bisheriger Büroleiter Robert Teske, Torben Braga, der bisherige parlamentarische Geschäftsführer im Landtag und Höckes Stratege in der Landtagsfraktion sowie Höckes Co-Parteichef in Thüringen Stefan Möller.

Möller bejahte die Frage nach einem künftigen stärkeren Einfluss seines Co-Chefs auf die Bundestagsfraktion, schränkte aber ein, die Thüringer Abgeordneten seien eigenständige Persönlichkeiten, die seit vielen Jahren mit Höcke zusammenarbeiteten und deswegen auch politische Überzeugungen teilten, «aber keinesfalls als verlängerter Arm von Björn Höcke zu verstehen sind». 

Matthias Helferich

Helferich war im Herbst 2021 über die NRW-Landesliste der AfD in den Bundestag gekommen, durfte bisher aber nicht Teil der Fraktion sein. Jetzt ist er es. Helferich ist wegen Äußerungen in älteren Chats umstritten. Er hatte sich darin als «freundliches Gesicht des NS» bezeichnet, jedoch habe er dort lediglich die Zuschreibung eines Linken beim X-Vorgänger Twitter wiedergeben und sich darüber lustig gemacht, sagte Helferich am Rande der Fraktionssitzung der dpa. Eine Nähe zum Nationalsozialismus schloss er auf Nachfrage «definitiv» aus.

Gegen Helferich läuft auch ein Parteiausschlussverfahren, dass die NRW-AfD im vergangenen Jahr angestrengt hatte. In einem Antrag an das Landesschiedsgericht der Partei hieß es damals, Helferich habe «die Außerlandesbringung von deutschen Staatsbürgern mit Migrationshintergrund und weiteren Personenkategorien unter Anwendung staatlicher Zwangsmittel als politische Zielsetzung artikuliert». Dabei habe er die Betroffenen als «Viecher» bezeichnet.

Fraktion besteht auf mehr Einfluss im Bundestag 

Die neue AfD-Fraktion im Bundestag besteht darauf, künftig Vorsitze von Bundestagsausschüssen zu besetzen und erhebt Anspruch auf einen Vizepräsidentenposten im Bundestag. «Wir haben ja jetzt fast ein Viertel aller Abgeordneten und die noch mal vonseiten irgendwelcher rot-grünen Mainstream-Mehrheiten bis tief in die CDU hinein noch mal irgendwie auszuschließen, das dürfte schwerfallen», sagte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer Bernd Baumann im Deutschlandfunk.

Seit ihrem Einzug in den Bundestag im Jahr 2017 war die AfD als einzige Fraktion noch nie im Parlamentspräsidium vertreten. Alle Kandidaten für das Amt eines Vizepräsidenten konnten bisher nicht die erforderliche Mehrheit erreichen. Auch in der ablaufenden Legislaturperiode wurden der AfD keine Vorsitzendenposten in Bundestagsausschüssen zugesprochen, da ihre Kandidaten in den Ausschüssen abgelehnt wurden. Eine Klage der AfD vor dem Bundesverfassungsgericht war erfolglos geblieben.

dpa