Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Weihnachtsgrüße für Gefangene in Russland und der Ukraine

Kontakte zwischen Kiew und Moskau laufen derzeit – wenn überhaupt – verdeckt ab. Nun aber treffen sich zwei ranghohe Vertreter öffentlich in einem Drittstaat.

Ein russischer Raketenangriff hat in Kiew schwere Schäden angerichtet.
Foto: Alex Babenko/AP/dpa

Zu Weihnachten haben die Ukraine und Russland als humanitäre Geste Briefe und Pakete für Kriegsgefangene ausgetauscht. Der Ombudsmann des ukrainischen Parlaments, Dmytro Lubinez, traf sich dazu mit der russischen Menschenrechtsbeauftragten Tatjana Moskalkowa in Belarus. Den genauen Ort gaben sie nicht bekannt. Es handelte sich um das erste öffentlich bekannte Treffen hochrangiger staatlicher Vertreter der Kriegsparteien seit langer Zeit.

Moskalkowa schrieb auf Telegram, dass jeweils 1.500 Weihnachtspäckchen für Kriegsgefangene sowie Briefe von Angehörigen ausgetauscht wurden. Lubinez teilte mit, dass auch Listen mit Kriegsgefangenen sowie in Russland festgehaltenen ukrainischen Zivilisten übergeben wurden. Die Aktion beinhaltete auch die Rückgabe von mehr als 500 Leichen ukrainischer Soldaten aus Russland, wie bereits zuvor angekündigt.

Beide Parteien haben die Vermittlung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz erwähnt. Belarus ist ein enger Verbündeter Russlands, wurde jedoch zu Beginn des Krieges 2022 als Verhandlungsort genutzt. Eine von Ungarn vorgeschlagene Waffenruhe über die Feiertage wurde von beiden Seiten abgelehnt. Inzwischen wehrt sich die Ukraine seit fast drei Jahren gegen die vom Kreml angeordnete Invasion.

Luftalarm und Gefechte am Boden

Die Kämpfe setzten sich unvermindert fort, auch jenseits der Weihnachtszeit. In der Nacht zum Samstag begann für die meisten Teile der Ukraine der Luftalarm aufgrund der Ortung russischer Kampfdrohnen. Ausgenommen war zunächst die Hauptstadt Kiew, die jedoch am Freitagmorgen Ziel eines schweren Angriffs mit ballistischen Raketen wurde. In der Großstadt Charkiw im Osten des Landes wurden sechs Personen durch den Treffer einer Drohne verletzt.

Entlang der Front im Osten und Süden meldete der ukrainische Generalstab für Freitag fast 200 russische Angriffe. Ein Viertel ereignete sich an der seit Monaten umkämpften Stadt Pokrowsk im Gebiet Donezk. Dort rücken die russischen Truppen an der Stadt vorbei vor. «Unsere Soldaten bemühen sich, den Feind daran zu hindern, tiefer in ukrainisches Gebiet vorzudringen», hieß es im Lagebericht. Außerdem setzten Moskauer Truppen ihre Angriffe im russischen Grenzgebiet Kursk fort, um ukrainische Einheiten zu vertreiben.

Selenskyj dankt für Iris-T aus Deutschland

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Deutschland für ein weiteres hochmodernes Flugabwehrsystem Iris-T gedankt. Er bezeichnete es als Antwort auf die Bitte der Ukraine nach mindestens 19 weiteren Systemen zum Schutz ihrer Kraftwerke. Bundeskanzler Olaf Scholz bestätigte am Donnerstag beim EU-Gipfel in Brüssel die Übergabe eines weiteren Iris-T. Es handelt sich jedoch um eine schon lange angekündigte Lieferung.

Mehrere Botschaften in Kiew beschädigt

Der Raketenangriff auf Kiew zeige, wie nötig der Schutz sei, sagte Selenskyj. «Ballistische Raketen sind in Kiew eingeschlagen, Menschen wurden verletzt, leider gibt es einen Toten.» In einem Wohn- und Geschäftsviertel im Zentrum seien auch eine katholische Kirche und ein Bürogebäude mit mehreren diplomatischen Vertretungen beschädigt worden, betroffen seien Albanien, Argentinien, Palästina, Nordmazedonien, Portugal sowie Montenegro.

«Es ist klar, dass die Welt diesen russischen Wahnsinn nicht als selbstverständlich hinnehmen sollte», sagte der Präsident. Auf Moskau müsse international mehr Druck ausgeübt werden. 

Trumps Ukraine-Gesandter kommt bald nach Kiew

Wie es mit der internationalen Unterstützung für die Ukraine und den Bemühungen um ein Ende des Krieges weitergeht, hängt wesentlich vom künftigen US-Präsidenten Donald Trump ab. Dessen designierter Ukraine-Beauftragter Keith Kellogg wird in nächster Zeit Kiew besuchen. Ein Termin sei vereinbart, sagte der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums, Heorhij Tychyj, in Kiew. «Ich werde das Datum aus Sicherheitsgründen nicht nennen. Aber ich kann bestätigen, dass wir General Kellogg in der Ukraine erwarten.»

Kellogg, ehemaliger Sicherheitsberater von Vizepräsident Mike Pence, wird beauftragt, Trumps Pläne voranzutreiben, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine schnell zu beenden. Seine bisherigen Äußerungen deuten darauf hin, dass er die Kämpfe entlang der aktuellen Frontlinie einfrieren möchte. Die Forderung der Ukraine nach einer Nato-Mitgliedschaft als Sicherheitsgarantie lehnt er ab.

Sergej Rjabkow, der stellvertretende Außenminister, sagte, dass ein Besuch in Russland bisher nicht geplant sei. Moskau wurde nicht angefragt.

dpa