Die Vorfreude auf Glühwein, Lichterglanz und gebrannte Mandeln ist groß – doch in mehreren Städten fällt die Adventsstimmung dieses Jahr aus. Wegen explodierender Sicherheitskosten und fehlender Unterstützung werden erste Weihnachtsmärkte abgesagt oder umbenannt.
Weihnachtsmarkt-Schock: Erste Städte sagen Weihnachtsmärkte ab – zu teuer für Sicherheit und Auflagen

Weihnachtsmarkt in Overath abgesagt – zu teuer für die Stadt
Für viele war es eine geliebte Tradition: Der Weihnachtsmarkt in Overath (NRW) rund um die Pfarrkirche St. Walburga sollte am ersten Adventswochenende wie jedes Jahr Besucher anlocken. Doch in diesem Jahr bleibt der Platz leer – der Markt wurde abgesagt.
Grund sind die enorm gestiegenen Kosten für Sicherheitsmaßnahmen und Terrorabwehr. Laut dem Vorsitzenden des Stadtmarketingvereins Andreas Koschmann fehlen schlicht die Mittel, um den Markt wie gewohnt durchzuführen. „Wir können die Auflagen finanziell nicht mehr stemmen“, erklärte er gegenüber RTL.
Früher konnte der Verein die Ausgaben durch Einnahmen anderer Großveranstaltungen ausgleichen – doch diese finden längst nicht mehr statt. In den vergangenen 18 Monaten flossen allein rund 17.500 Euro in Sicherheitskonzepte, Absperrungen und Wachpersonal. Geld, das der Stadtmarketingverein nun nicht mehr aufbringen kann.
Streit um Sicherheitskosten – wer zahlt die Rechnung?
Ein Urteil des Berliner Verwaltungsgerichts sorgt zusätzlich für Verunsicherung: Kommunen dürfen die Kosten für Sicherheitsauflagen nicht auf private Veranstalter abwälzen. Damit müsste eigentlich die Stadt die zusätzlichen Maßnahmen finanzieren – doch Overath weigert sich, die Verantwortung zu übernehmen.
Das Ergebnis: Kein Weihnachtsmarkt, kein festlicher Treffpunkt, keine Lichterketten. Für viele Bürger ein herber Verlust in der ohnehin tristen Jahreszeit.
In Kerpen wird der Weihnachtsmarkt einfach umbenannt
Auch in Kerpen (NRW) hat man auf die steigenden Kosten reagiert – mit einem kreativen, aber ungewöhnlichen Schritt. Der traditionelle Weihnachtsmarkt heißt in diesem Jahr schlicht „Genussmarkt im Advent“.
Hinter der harmlosen Namensänderung steckt ein strategischer Gedanke: Durch die Umbenennung kann die Veranstaltung kleiner und günstiger organisiert werden. Der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Kolpingstadt Kerpen (AGK) erklärte, man wolle damit „strengere Sicherheitsauflagen umgehen“, die für größere Weihnachtsmärkte gelten.
So braucht der „Genussmarkt“ weniger Absperrungen, weniger Sicherheitsdienste – und damit auch weniger Geld.
Weihnachtsmärkte bundesweit in Gefahr
Overath und Kerpen sind keine Einzelfälle. Auch in anderen Regionen werden Weihnachtsmärkte gestrichen oder umgestaltet, oft aus finanziellen oder organisatorischen Gründen.
In Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) fällt der beliebte historische Weihnachtsmarkt im IGA Park in diesem Jahr komplett aus. Stattdessen plant die Stadt ein Mittelalterspektakel im Frühling.
In Hamburg-Rahlstedt scheiterte der Markt an fehlenden Einnahmen und mangelndem Interesse von Standbetreibern, während in Dortmund der Weihnachtsmarkt im Schloss Bodelschwingh wegen Sanierungsarbeiten ausfallen muss.
Weihnachtsstimmung in Gefahr – Bürger enttäuscht
Für viele Menschen sind die Weihnachtsmärkte der emotionale Höhepunkt des Jahres. Der Duft von Glühwein, das Lachen auf den Plätzen, die Musik – all das gehört für sie zur Vorweihnachtszeit.
Doch steigende Kosten, Sicherheitsauflagen und fehlende Unterstützung bringen die Veranstalter zunehmend an ihre Grenzen. Immer mehr Städte in Deutschland müssen prüfen, ob sie sich das Weihnachtsgefühl überhaupt noch leisten können.








