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Weitere Geiselübergabe in Gaza an Rotes Kreuz begonnen

Im Rahmen einer Waffenruhe-Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas kommen die nächsten aus Israel Entführten frei. Bei der Übergabe an das Rote Kreuz gibt es dieses Mal keine chaotischen Szenen.

Ein Konvoi des Roten Kreuzes bei der Abholung von Geiseln bei einer früheren Freilassung. (Archivbild)
Foto: Abed Hajjar/AP/dpa

Die Hamas hat damit begonnen, im Gazastreifen weitere Geiseln freizulassen. In einer Live-Fernsehübertragung war zu sehen, wie Ofer Kalderon (54) und Jarden Bibas (35) in Chan Junis im Süden des Gazastreifens an Vertreter des Roten Kreuzes übergeben wurden. Die israelische Armee teilte mit, dass das Rote Kreuz sie über die Übergabe der beiden Geiseln informiert habe. Beide würden nun zum Militär gebracht.

Es wird berichtet, dass heute auch Keith Siegel (65) in Gaza freigelassen wird.

Die Männer werden im Rahmen einer Waffenruhe-Vereinbarung zwischen Israel und der islamistischen Hamas freigelassen. Als Gegenleistung sollen 90 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden, darunter neun zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilte Gefangene. Außerdem soll der wichtige Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und Gaza gemäß israelischen Medienberichten wieder geöffnet werden.

Die Fernsehaufnahmen zeigten, wie Kalderon und Bibas hintereinander auf die Bühne traten und den Anwesenden winkten. Im Gegensatz zur vorherigen Geiselübergabe gab es dieses Mal keine große Menschenmenge vor Ort.

Die Geiseln, die vor 484 Tagen entführt wurden, sollten nach ihrer Freilassung zunächst zu einem israelischen Militärlager im Süden Israels gebracht werden und dort ihre Familien treffen. Danach sollen sie in Krankenhäuser gebracht werden.

Schicksal der Bibas-Familie bewegt die Welt

Die Entführung der Familie Bibas mit ihren zwei kleinen Jungen, einem davon ein Baby, sorgte weltweit für Entsetzen. Sowohl die Kinder als auch die Mutter, die neben der israelischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, sollen gemäß der Vereinbarung in der ersten Phase freigelassen werden. Trotzdem wird der Vater zuerst freigelassen, obwohl Frauen und Kinder Vorrang haben sollen.

Die Hamas hatte bereits vor langer Zeit erklärt, dass die Frau und die beiden Jungen bei israelischen Bombenangriffen ums Leben gekommen seien. Israel hat ihren Tod – im Gegensatz zu anderen Fällen – nicht bestätigt. Es gibt jedoch große Besorgnis über das Schicksal der drei, wie es offiziell heißt. Die Welt bangt um das Schicksal der drei.

Noch 79 Geiseln im Gazastreifen

Während der letzten Geiselfreilassung am Donnerstag kam es zu chaotischen Szenen. Videos zeigten, wie eine Deutsch-Israelin von vermummten und bewaffneten Islamisten durch eine drängelnde und schreiende Menschenmenge geführt wurde. Viele Palästinenser versuchten, die verängstigt aussehende Frau mit ihren Handys zu fotografieren. Nach diesen bedrohlichen Szenen forderte Israel die Vermittlerstaaten des Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der Hamas auf sicherzustellen, dass sich so etwas nicht wiederholt. Die Vermittlerstaaten haben israelischen Angaben zufolge zugesagt, künftig sichere Übergaben der Geiseln zu gewährleisten.

Nachdem alle drei Entführten freigelassen wurden, werden noch 79 Geiseln im Gazastreifen festgehalten, von denen laut israelischen Angaben 35 tot sind. Die nächsten Geiseln sollen am kommenden Wochenende freikommen.

Das Abkommen über einen Waffenstillstand wurde am 19. Januar wirksam. Es sieht vor, dass in einer ersten Phase innerhalb von sechs Wochen 33 Geiseln im Austausch für 1.904 palästinensische Häftlinge freigelassen werden – 15 Geiseln wurden bereits an den vergangenen beiden Wochenenden sowie am Donnerstag freigelassen. Die Hamas gab zuletzt bekannt, dass acht der 33 Geiseln gestorben sind. Die Identität der Verstorbenen ist unklar.

Die Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten am 7. Oktober 2023 bei ihrem Angriff auf Israel etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 Israelis als Geiseln in den Gazastreifen gebracht. Dieser Angriff löste den Krieg in dem abgeriegelten Küstengebiet aus, wo laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seitdem mehr als 47.400 Menschen getötet wurden. Die Zahl macht keinen Unterschied zwischen Zivilisten und Kämpfern.

dpa