Nach der Übergabe bleiben noch 18 Tote im Gazastreifen zurück. Israel drängt und droht der Hamas. Drei Soldaten der Bundeswehr beteiligen sich auf israelischem Boden an der Überwachung der Waffenruhe.
Weitere mutmaßliche Geisel-Leiche an Israel übergeben
Die islamistische Hamas hat die vermutliche Leiche einer weiteren getöteten Geisel übergeben. Die israelische Armee teilte mit, dass der Sarg an Mitarbeiter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben wurde. Der Sarg befindet sich bereits auf israelischem Gebiet und auf dem Weg zum Nationalen Forensischen Institut in Tel Aviv, wo die Leiche identifiziert werden soll.
Die Hamas hat zunächst keine Angaben dazu gemacht, wo sich die Leiche ursprünglich befunden hatte. Bilder, die von arabischen Medien verbreitet wurden, zeigten am Freitag Hamas-Milizionäre bei Grabungsarbeiten in Chan Junis im südlichen Gazastreifen. Berichten zufolge soll die Leiche in einem Tunnel verschüttet gewesen sein.
Gemäß der Waffenruhe-Vereinbarung müssen insgesamt 28 Leichen von der Hamas übergeben werden. Wenn Israel die Identität der nun übergebenen Leiche bestätigt, bleiben noch 18 tote Geiseln im Gazastreifen. Die Hamas erklärt, dass es für sie schwierig ist, die Leichen zu finden, da sie unter den Trümmern bombardierter Gebäude und Tunnel verschüttet sind.
Israel schenkt den Begründungen der Hamas keinen Glauben
Israelische Offizielle widersprechen dieser Darstellung. Die Hamas habe Kenntnis und auch Zugang zu einer «zweistelligen Zahl» von getöteten Geiseln, wurden sie von israelischen Medien zitiert.
Die Islamisten hatten bereits am Montag die letzten 20 lebenden Geiseln freigelassen. Gemäß der ersten Phase der von US-Präsident Donald Trump initiierten Waffenruhe im Krieg zwischen Israel und der Hamas sollen alle lebenden und toten Geiseln freigelassen und übergeben werden.
In den nächsten Phasen soll gemäß Trumps Plan die Hamas ihre Waffen ablegen, eine Übergangsverwaltung ohne Beteiligung der Islamisten eingesetzt und mit dem Wiederaufbau des zerstörten Küstengebiets begonnen werden. Die Waffenruhe wird als instabil angesehen. Es gibt noch viele Fragezeichen hinsichtlich der konkreten Umsetzung des Trump-Plans.
Entwaffnung und Truppenabzug fraglich
Die Hamas hat bisher wenig Interesse gezeigt, sich zu entwaffnen. Israels Armee kontrolliert immer noch fast die Hälfte des Gazastreifens. Ihr Abzug hängt von der Erfüllung der Verpflichtungen ab, die im Waffenruhe-Abkommen der Hamas festgelegt sind. Israel droht gleichzeitig mit einer Rückkehr zum Krieg, falls die Hamas diese Bedingungen nicht erfüllt.
Die Bundeswehr entsendet drei Soldaten zur Überwachung des Friedensprozesses im Gaza-Krieg in den Süden Israels. Zwei Stabsoffiziere und in der Anfangsphase ein Brigadegeneral werden in der kommenden Woche entsandt, teilte das Verteidigungsministerium mit.
Bundeswehr-Mission in Uniform, aber unbewaffnet
Die Soldaten werden demnach uniformiert, aber unbewaffnet im von den USA geführten Zivil-Militärischen Koordinationszentrum (Civil Military Coordination Centre – CMCC) eingesetzt. Dem sollen den Angaben nach rund 200 Soldatinnen und Soldaten angehören.
Laut US-Medienberichten handelt es sich bei dem Kontrollzentrum um eine im Aufbau befindliche militärische Einheit unter US-Führung, die im Süden Israels nahe dem Gazastreifen stationiert wird. Gemäß dem Verteidigungsministerium umfassen die Aufgaben des Zentrums die Überwachung des Waffenstillstands zwischen Israel und der Hamas, die Beseitigung von Kriegsresten und die Koordinierung humanitärer Hilfe. Ein Einsatz der Mitglieder im Gazastreifen ist nicht vorgesehen.
Der Gaza-Krieg wurde durch das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels ausgelöst, das von Terroristen der Hamas und anderen extremistischen Palästinenserorganisationen begangen wurde. Am 7. Oktober 2023 wurden nahe der Grenze zum Gazastreifen auf israelischer Seite etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 verschleppt. Israel reagierte mit massiven Luft- und Bodenangriffen. Laut Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden mehr als 67.000 Menschen getötet.
Nach etwa zwei Jahren Krieg haben Israel und die Hamas vor einer Woche bei indirekten Gesprächen in Scharm el-Scheich in Ägypten eine Einigung über die erste Phase des kürzlich von US-Präsident Trump vorgestellten Friedensplans erzielt.