Viele Staats- und Regierungschefs zeigen sich betroffen über den Tod des Ex-Präsidenten. Für sein Engagement – auch nach seiner Zeit im Weißen Haus – erhält er viel Respekt.
Weltweite Trauer um früheren US-Präsidenten Jimmy Carter
Weltweit haben Staats- und Regierungschefs ihre Trauer über den Tod des ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter zum Ausdruck gebracht. Sowohl US-Präsident Joe Biden als auch sein designierter Nachfolger Donald Trump lobten Carter als eine Person, die das Leben vieler Menschen verbessert hat. Biden betonte, dass Carter sich mit Mitgefühl und moralischer Klarheit für die Ausrottung von Krankheiten, den Frieden, die Förderung von Bürger- und Menschenrechten, freie und faire Wahlen, Obdachlose und die Ärmsten eingesetzt habe.
Laut Angaben seiner Stiftung starb Carter am Sonntag im Alter von 100 Jahren in Plains im US-Bundesstaat Georgia im Kreise seiner Familie. Er hinterlässt vier Kinder, 11 Enkelkinder und 14 Urenkel. «Mein Vater war ein Held – nicht nur für mich, sondern für alle, die an Frieden, Menschenrechte und selbstlose Liebe glauben», zitierte die Stiftung Carters Sohn Chip. Geplant sind öffentliche Trauerfeiern in Atlanta und der US-Hauptstadt Washington. Das Empire State Building in New York wurde zu Ehren Carters in Rot, Weiß und Blau erleuchtet.
Wahl gegen Reagan verloren
Nach seiner ersten Amtsperiode von 1977 bis 1981 war der Demokrat nicht wiedergewählt worden. Er verlor die Wahl damals gegen den Republikaner Ronald Reagan. Im Jahr 2002 wurde Carter für seinen «jahrzehntelangen Einsatz zur friedlichen Lösung internationaler Konflikte» der Friedensnobelpreis zuerkannt.
Die Amtszeit von Carter wurde hauptsächlich von der Geiselnahme von Diplomaten in der US-Botschaft in Teheran 1979 und der gescheiterten Befreiungsoperation im folgenden Jahr überschattet. Nach dem Ende seiner Präsidentschaft gründete Carter zusammen mit seiner Ehefrau Rosalynn in Atlanta das Carter Center zur Förderung von Demokratie, Menschenrechten und wirtschaftlicher Entwicklung. Bis ins hohe Alter engagierte er sich aktiv für humanitäre Zwecke.
Carter war der älteste noch lebende frühere US-Präsident, und keiner seiner Amtsvorgänger erreichte ein höheres Alter als er. Gut ein Jahr vor ihm starb seine Frau Rosalynn, mit der er 77 Jahre lang verheiratet war.
Letzte Jahre geprägt von Krankheit
Carters Gesundheitszustand war zuletzt schlecht. Im Februar 2023 brach er nach mehreren Krankenhausaufenthalten seine medizinische Behandlung ab und begab sich in häusliche Pflege. Im November erfüllte er sich einen Wunsch und stimmte bei der US-Präsidentenwahl per Brief ab. Carter hatte zuvor deutlich gemacht, die Demokratin Kamala Harris unterstützen zu wollen.
Carter hatte 2015 eine Krebserkrankung öffentlich gemacht, die er allerdings überwinden konnte. In den vergangenen Jahren war Carter wegen Stürzen mehrfach ins Krankenhaus gebracht worden. Im November 2019 hatte Carter bei einem Gottesdienst in seiner Heimatstadt Plains deutlich gemacht, dass er mit Gelassenheit auf den Tod blicke. «Ich habe Gott nicht darum gebeten, mich am Leben zu lassen», sagte er. «Ich bat Gott, mir eine angemessene Einstellung zum Tod zu geben. Und ich stellte fest, dass ich mit dem Tod ganz und gar im Reinen war.»
Macron würdigt Carter
Auch aus dem Ausland zollten viele Politiker dem 39. Präsident der Vereinigten Staaten, der von 1977 bis 1981 im Weißen Haus regierte, Respekt. «Zeit seines Lebens war Carter ein unerschütterlicher Verfechter der Rechte der Schwächsten», schrieb Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf der Plattform X.
Aus Großbritannien meldete sich das Königshaus zu Wort. «Sein Engagement und seine Bescheidenheit waren für viele eine Inspiration», teilte König Charles III. mit. Der britische Premier Keir Starmer betonte, dass Carter die Zeit nach seiner Präsidentschaft neu definierte «mit einem bemerkenswerten Engagement für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte im In- und Ausland».
Würdigung als Friedensstifter
«Er widmete sein Leben der Förderung des Friedens in der Welt und der Verteidigung der Menschenrechte. Lasst uns heute daran erinnern: Frieden ist wichtig, und die Welt muss sich weiterhin geschlossen gegen diejenigen stellen, die diese Werte bedrohen», hieß es seitens des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi erinnerte an Carters Rolle beim Zustandekommen des Friedensabkommens zwischen Ägypten und Israel. «Sein humanitäres Engagement ist ein Beispiel für ein hohes Maß an Liebe, Frieden und Brüderlichkeit», schrieb er auf X.
«Mann mit großem Charakter»
US-Präsident Biden würdigte Carter als einen «Mann mit großem Charakter und Mut, Hoffnung und Optimismus». In einer Stellungnahme schrieb Biden über Carter: «Er hat das Leben von Menschen auf der ganzen Welt gerettet, verbessert und verändert.»
Auch Bidens designierter Nachfolger Donald Trump würdigte den Ex-Präsidenten. Carter habe in einer herausfordernden Zeit «alles in seiner Macht Stehende getan, um das Leben aller Amerikaner zu verbessern». Dafür seien ihm alle zu großem Dank verpflichtet. Entgegen den Gepflogenheiten hatte Carter auch nachfolgende Präsidenten immer wieder kritisiert – auch den Republikaner Trump. Carter hatte sich nach seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus immer wieder in die Politik eingemischt.
Der aktuelle Amtsinhaber Biden (20. November 1942) ist jetzt der älteste noch lebende Nachfolger Carters, gefolgt von Donald Trump (14. Juni 1946), George W. Bush (6. Juli 1946), Bill Clinton (19. August 1946) und Barack Obama (4. August 1961).