Prominente Politiker aus verschiedenen Parteien stellen sich am 23. Februar zur Bundestagswahl, einige mit unsicherer Zukunft im Parlament.
Politiker vor wichtiger Wahlentscheidung
Manche streben zum ersten Mal oder nach langer Zeit wieder nach einem Sitz im Bundestag, während sich andere neuen Herausforderungen außerhalb des Parlaments zuwenden. Für sie alle markiert die Wahl am 23. Februar einen Einschnitt.
Diese Kandidaten wollen neu ins Parlament:
Boris Pistorius (64, SPD)
Der beliebteste Politiker Deutschlands in Umfragen hat bisher nur von der Regierungsbank im Bundestag geschnuppert, aber der Verteidigungsminister will nun auch als Abgeordneter ins Parlament. Er tritt als Direktkandidat im niedersächsischen Wahlkreis Hannover-Stadt II an, einer SPD-Hochburg. Außerdem steht er auf Platz drei der SPD-Landesliste in Niedersachsen.
Nancy Faeser (54, SPD)
Auch für Pistorius’ Kabinettskollegin ist es unsicher, ob sie nach der Bundestagswahl ihr Ministeramt behält. Sie steht auf Platz vier der hessischen Landesliste und will zudem das Direktmandat im Wahlkreis Main-Taunus ergattern. Bei der jüngsten Landtagswahl in Hessen hatte sie als SPD-Spitzenkandidatin ein desaströses Wahlergebnis eingefahren – und blieb Bundesinnenministerin, statt Ministerpräsidentin zu werden.
Wolfgang Schmidt (54, SPD)
Der Kanzleramtschef kandidiert im Hamburger Wahlkreis Eimsbüttel für ein Direktmandat. Er tritt die Nachfolge des SPD-Außenpolitikers Niels Annen an, der nicht erneut antritt. Bei der letzten Bundestagswahl ging das Direktmandat knapp an die Grünen. Schmidt steht auch an erster Stelle der Hamburger SPD-Landesliste.
Thomas Haldenwang (64, CDU)
Der ehemalige Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz sagt, dass sein Wunsch, jetzt selbst Bundestagsabgeordneter zu werden, auch mit Rechtsextremismus und Antisemitismus zu tun hat. Um in das Parlament einzuziehen, muss er das Mandat im nordrhein-westfälischen Wuppertal dem SPD-Innenpolitiker Helge Lindh abnehmen, der hier die vergangenen beiden Wahlen gewonnen hat.
Hendrik Streeck (47, CDU)
Der bekannte Virologe plant, seinen Arztkittel abzulegen und in die Bundespolitik zu wechseln: Dazu muss Streeck das Direktmandat für die CDU im ehemaligen NRW-Wahlkreis des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer in Bonn gewinnen. Bei der letzten Wahl siegte hier die Kandidatin der Grünen. Während der Corona-Pandemie wurde der Mediziner durch zahlreiche Medienauftritte zu einem der bekanntesten Wissenschaftler des Landes.
Bodo Ramelow (68, Die Linke)
Der erste linke Ministerpräsident möchte nach 15 Jahren Abwesenheit wieder im Bundestag mitmischen: Er ist Teil der «Mission Silberlocke», auf der die Hoffnung der Linken liegt. Ramelow soll möglichst seinen Thüringer Wahlkreis Erfurt-Weimar-Weimarer Land gewinnen und mit den beiden anderen prominenten Parteisenioren Gregor Gysi (76) und Dietmar Bartsch (66) mindestens drei Direktmandate holen: Dann würde die Partei dank der Grundmandatsklausel auch dann in Fraktionsstärke in den Bundestag einziehen, wenn sie bei den Zweistimmen an der Fünf-Prozent-Hürde scheitert.
Maximilian Krah (47, AfD)
Der EU-Parlamentarier, der selbst in der AfD umstritten ist, plant einen Wechsel in den Bundestag. Seine Partei nominiert ihn als Direktkandidaten im sächsischen Wahlkreis Chemnitzer Umland – Erzgebirgskreis II. Aufgrund von Berichten über mutmaßliche Verbindungen zu Russland und China sowie als relativierend wahrgenommene Aussagen zur nationalsozialistischen SS wurde er nicht in die AfD-Delegation im EU-Parlament aufgenommen.
Hubert Aiwanger (53, Freie Wähler)
Mit ihrem Bundesvorsitzenden als Spitzenkandidat ziehen die bayerischen Freien Wähler in den Kampf um den erstmaligen Einzug in den Bundestag. Sie wollen den Bundestag «zum größten Rathaus der Republik» machen, sagt Aiwanger. Wahlforscher halten einen Erfolg über das Zweitstimmenergebnis oder über den Gewinn dreier Direktmandate für eher unwahrscheinlich.
Caroline Bosbach (34, CDU)
Die Tochter des langjährigen CDU-Bundespolitikers Wolfgang Bosbach tritt als Direktkandidatin im NRW-Wahlkreis Rhein-Berg unter anderem gegen den früheren Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) an. Die Regulierungsmanagerin bei einem Netzbetreiber war 2022 in der RTL-Show «Let’s Dance» zu sehen.
Diese teils langjährigen Abgeordneten gehen neue Wege:
Cem Özdemir (59, Grüne)
Der ehemalige Grünen-Vorsitzende plant, nach der Landtagswahl im Frühjahr 2026 in Baden-Württemberg Ministerpräsident Winfried Kretschmann (76, Grüne) als Bundeslandwirtschafts- und -forschungsminister zu beerben. Daher wird er sich aus dem Bundestag zurückziehen.
Renate Künast (69, Grüne)
Die frühere Bundeslandwirtschaftsministerin und ehemalige Grünen-Fraktionsvorsitzende kündigte schon im Juli 2024 an, nicht noch einmal zu kandidieren: «Es ist jetzt Zeit, um Platz für Jüngere zu machen.» Künast ist seit 2002 Mitglied des Bundestags.
Peter Ramsauer (70, CSU)
Nach 34 Jahren im Bundestag sagt der aktuell dienstälteste Abgeordnete «Servus». In seiner letzten Rede Anfang Dezember im Plenum forderte der frühere Bundesverkehrsminister eine bessere Abstimmung bei Erneuerbaren Energien mit dem Ausbau der Netze, Speicherkraftwerke und Gaskraftwerke.
Petra Pau (61, Die Linke)
«2025 ist mein 27. Jahr im Bundestag», sagte die Berlinerin bereits im Oktober. Auch nach ihrer Zeit im Parlament wolle sie politisch aktiv bleiben. Jahrelang litt sie an einer Erkrankung der Stimme und konnte zeitweise schlecht sprechen. Mit fast 19 Jahren ist sie die derzeit dienstälteste Bundestags-Vizepräsidentin.
Gesine Lötzsch (63, Die Linke)
Wie Sören Pellmann und Gregor Gysi verteidigte sie 2021 ihr Direktmandat und sicherte so den Linken den Einzug in den aktuellen Bundestag in Fraktionsstärke, obwohl die Partei damals nur 4,9 Prozent der Zweitstimmen erreicht. Die langjährige Abgeordnete saß neben Petra Pau für eine Legislatur sogar einmal als eine der beiden einzigen Linken im Parlament.
Albrecht Glaser (83, AfD)
Sein Parteikollege Alexander Gauland, der im gleichen Alter ist, hat seine Entscheidung, sich zurückzuziehen, widerrufen und tritt nun doch bei der bevorstehenden Bundestagswahl erneut an. Glaser hingegen beendet seine politische Karriere nach 7,5 Jahren im Bundestag.
Michael Roth (54, SPD)
Der SPD-Außenexperte sitzt seit 1998 im Bundestag. Seit langem setzt sich der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschuss für eine ausreichende militärische Unterstützung der von Russland angegriffenen Ukraine ein. «Mir war klar, dass ich nicht als Bundestagsabgeordneter, als Politiker in Rente gehe», sagt er.
Michelle Müntefering (44, SPD)
Die Frau des früheren SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering (84) gibt familiäre Gründe für ihren Rückzug aus dem Bundestag nach gut elf Jahren an. Die Abgeordnete aus dem nordrhein-westfälischen Herne wolle mehr Zeit mit ihrem Mann verbringen: «Gemeinsame Zeit kann man nicht nachholen, ich hoffe, dass noch einige gemeinsame Jahre bleiben.»
Canan Bayram (58, Grüne)
Die bekannte Berliner Rechtsanwältin, die dem linken Flügel der Partei angehört, sitzt seit 2017 im Bundestag. Sie sei nun aber nicht mehr bereit, ein «Feigenblatt für meine Fraktion zu werden, die weniger Menschenrechte als populistische Diskurse in den Fokus ihrer Arbeit nimmt». Allerdings ist auch nicht sicher, ob ihr Kreisverband Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost sie erneut als Direktkandidatin aufgestellt hätte.