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Trump sieht Gaza-Hilfsbedarf – fast 100 Tote bei Angriffen

Israels Armee geht eigenen Angaben nach weiter gegen Terrororganisationen im Gazastreifen vor. Dort soll es bei massiven Angriffen Dutzende Opfer gegeben haben. Und ein Deal ist weiter nicht in Sicht.

Das Europäische Krankenhaus in Chan Junis ist laut der WHO nach einem israelischen Angriff nicht länger funktionsfähig. (Archivbild)
Foto: Mariam Dagga/AP/dpa

„Während US-Präsident Donald Trump seine Nahostreise beendet hat, hat Israels Armee heftige Angriffe auf den Gazastreifen geflogen. Seit der Nacht seien dabei 93 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 200 verletzt worden, teilte die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde mit. Die Angaben, die nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten unterscheiden, ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.“

Es wird berichtet, dass vor allem im Norden des Gebiets massive Angriffe der israelischen Armee stattgefunden haben. In den sozialen Medien wurden Aufnahmen verbreitet, die angeblich Bilder der Opfer der Angriffe zeigen sollen.

«Truppen setzen ihre operativen Aktivitäten gegen die Terrororganisationen im Gazastreifen fort, zerstören terroristische Infrastrukturanlagen und eliminieren Terroristen», teilte das israelische Militär mit. In den vergangenen Tagen habe die israelische Luftwaffe Angriffe auf «mehr als 150 Terrorziele im gesamten Gazastreifen» geflogen, hieß es. Darunter seien etwa Stellungen für Raketen und operative Zentren der Gruppierungen gewesen. Die Angaben ließen sich ebenfalls nicht unabhängig verifizieren.

Gemäß Angaben des Zivilschutzes, der von der Hamas kontrolliert wird, wurden Wohnhäuser komplett zerstört. Rettungsteams suchen weiterhin nach Opfern unter den Trümmern.

Israel will Angriffe ausweiten

Die israelische Nachrichtenseite «ynet» meldete unter Berufung auf Sicherheitsbeamte, die massiven Angriffe in den vergangenen Tagen seien eine Vorbereitung auf den Einmarsch weiterer Truppen. Israels Armee äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Bericht. Bereits am Donnerstag hatte es nach palästinensischen Angaben bei israelischen Angriffen Dutzende Tote gegeben.

Die israelische Regierung hatte kürzlich angekündigt, den Einsatz im Gazastreifen ausweiten zu wollen. Israelische Medien hatten berichtet, dass dies nach dem Ende von Trumps Reise in die Region geschehen solle, falls bis dahin kein neues Gaza-Abkommen erzielt werde. Trump hat mittlerweile seinen mehrtägigen Besuch in der Golfregion beendet und ist auf dem Rückweg in die USA. Ein neuer Deal ist weiterhin nicht in Sicht. Einen Stopp in Israel hat er nicht eingelegt.

Trump: «Viele Menschen hungern»

Eine weitere Militäroffensive könnte die bereits schwierige Situation der Bewohner im dicht besiedelten und seit über anderthalb Jahren durch Krieg stark zerstörten Gazastreifen noch verschärfen. Die UN und Hilfsorganisationen warnen bereits jetzt vor einer drohenden Hungersnot.

Trump sprach während eines Besuchs in Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten am Morgen von einer «sehr ernsten Situation» in dem Gebiet. «Wir müssen uns darum kümmern. Viele Menschen hungern. Viele Menschen leiden unter der schlimmen Situation.» Die USA sind Israels wichtigster Waffenlieferant.

Details zu neuem Hilfsmechanismus in Gaza

Seit Anfang März stoppt Israel die Hilfslieferungen in den Gazastreifen. Der Grund dafür ist, dass die Hamas beschuldigt wird, die Hilfsgüter zu verkaufen, um Geld für Kämpfer und Waffen zu beschaffen. Das Sicherheitskabinett Israels hat jedoch beschlossen, zukünftig wieder Lieferungen in den Gazastreifen zuzulassen, allerdings mit einem anderen Verteilungsmechanismus, um sicherzustellen, dass die Hamas nicht davon profitiert. Es wird berichtet, dass die Güter nur noch von wenigen Standorten im Gazastreifen aus verteilt werden sollen.

Laut einem Bericht der BBC vom Donnerstag zeigen Satellitenbilder die Vorbereitung dieser Standorte. Es werden mindestens vier Verteilungszentren im Süden und ein weiteres im Zentrum des Gazastreifens entstehen. Die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) mit Sitz in Genf soll die Verteilung von Hilfsgütern in dem abgeriegelten Küstenstreifen neu organisieren.

Gemäß einem Dokument der GHF ist geplant, zunächst 60 Prozent der Bevölkerung über vier Zentren zu versorgen. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen alle über zwei Millionen Bewohner des Gazastreifens erreicht werden. Die BBC berichtete unter Berufung auf die GHF, dass die Stiftung ihre Arbeit vor Ende Mai aufnehmen werde.

UN kritisiert neuen Mechanismus für Hilfslieferungen 

Laut der «Times of Israel» sollen 5.000 bis 6.000 geprüfte Personen alle ein bis zwei Wochen zu Fuß zu den Hilfszentren gehen dürfen, um dort eine etwa 18 Kilogramm schwere Kiste mit Lebensmitteln für ihre Familien abzuholen. US-Sicherheitsfirmen sollen den Vorgang absichern. Die Verteilungszentren sollen dem Bericht zufolge in einer neuen «humanitären Zone» in der Gegend der Stadt Rafah im Süden des Gebiets errichtet werden. Menschen, die diese Zone betreten, würden vorher von Israels Armee kontrolliert, hieß es. Das israelische Militär hoffe auf diese Weise zu verhindern, dass Mitglieder der Hamas das Gebiet betreten.

Die UN hatte den neuen Mechanismus für die Hilfslieferungen heftig kritisiert, da Zivilisten auf dem Weg zu den Verteilungszentren ins Kreuzfeuer des Krieges geraten könnten und etwa alte und kranke Menschen diese gar nicht erst erreichen könnten.

Seit dem Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als anderthalb Jahren wurden laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen mehr als 53.100 Palästinenser getötet. Die Angaben, die derzeit nicht überprüfbar sind, machen keinen Unterschied zwischen Kombattanten und Zivilisten. Der Krieg begann mit dem Angriff der Hamas und anderer islamistischer Terroristen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen gebracht wurden.

dpa