Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Grundsteuer auf Immobilien: Große Unterschiede zwischen deutschen Städten

Deutsche Städte unterscheiden sich stark in der Grundsteuer. Neue Reform bringt Unsicherheit über zukünftige Kosten und umstrittene Methoden.

Vielen Hausbesitzern droht bei der Grundsteuer eine böse Überraschung. (Archivbild)
Foto: Jan Woitas/dpa/dpa-tmn

Laut einer aktuellen Untersuchung variieren die Grundsteuern auf Immobilien in deutschen Städten erheblich. Besitzer eines ähnlichen Einfamilienhauses zahlen in manchen Orten mehrere Hundert Euro mehr als in benachbarten Orten. Die meisten wissen jedoch immer noch nicht, wie hoch die Steuer im nächsten Jahr sein wird, da sie nach einer neuen Methode berechnet wird.

Grundsteuerreform greift ab Januar

Das Bundesverfassungsgericht hat die Reform gefordert, da derzeit mit veralteten Grundstückswerten gerechnet wird – in Ostdeutschland von 1935 und in Westdeutschland von 1964. Zukünftig werden in den Bundesländern teilweise verschiedene Methoden gelten, von denen einige stark umstritten sind. Erste Klagen sind bereits im Gange. Was jedoch unverändert bleibt: Die Kommunen behalten weiterhin das letzte Wort bei ihren Hebesätzen.

Die Grundsteuer ist für die Kommunen eine der wichtigsten Einnahmequellen. Sie deckte vor der Corona-Krise etwa 15 Prozent ihrer Steuereinnahmen, aus denen dann Straßen, Schwimmbäder oder Theater bezahlt werden. Es handelt sich um eine jährliche Steuer auf den Besitz von Grundstücken und Gebäuden – jedoch kann ein Vermieter sie über die Nebenkostenabrechnung auch auf die Mieter umlegen. Die Höhe der Zahlung hängt vom Grundstück, dem Gebäude darauf und dem kommunalen Hebesatz ab. Bei den meisten Wohnungseigentümern handelt es sich um einige Hundert Euro im Jahr, während Eigentümer von Mietshäusern oft vierstellige Beträge zahlen.

Zuletzt durchschnittlich 499 Euro im Jahr

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult hat im Auftrag von Haus und Grund die Situation in den hundert größten deutschen Städten analysiert. Laut den Ergebnissen betragen die jährlichen Kosten für ein durchschnittliches Einfamilienhaus in Witten, Nordrhein-Westfalen, 771 Euro, während sie in Regensburg, Bayern, nur 335 Euro betragen.

Laut den Angaben ist die zweitgünstigste Stadt Koblenz, gefolgt von Erlangen, Ulm sowie Düsseldorf und Ratingen, die sich Platz 5 teilen. Die zweitteuerste Stadt ist Offenbach am Main, etwas weniger teuer sind Mülheim an der Ruhr, Darmstadt und Duisburg.

Die Grundsteuer betrug im Durchschnitt in den hundert untersuchten Städten 499 Euro pro Jahr, was einem Anstieg von 4,5 Prozent gegenüber der letzten Untersuchung im Jahr 2021 entspricht.

Nur Duisburg senkt den Hebesatz

In 26 der untersuchten Städte – also bei mehr als einem Viertel – wurde der Hebesatz seit 2021 demnach erhöht. Nur Duisburg senkte ihn. Zu den günstigsten Bundesländern gehört demnach Bayern mit einem durchschnittlichen Grundsteuerbetrag von 419 Euro. Hauseigentümer in Berlin zahlten hingegendurchschnittlich 686 Euro. Deutliche Erhöhungen habe es besonders in Rheinland-Pfalz gegeben. Für ihr Ranking legten die Autoren der Untersuchung die Grundsteuerhebesätze der 100 größten Stadt vom Juni 2024 zugrunde.

Wie viel im kommenden Jahr – nach Inkrafttreten der Reform – zu zahlen ist, wissen bisher die wenigsten Hausbesitzer. Der Präsident des Eigentümerverbands Haus und Grund, Kai Warnecke, beklagte in der «Bild am Sonntag», rund 90 Prozent der Immobilienbesitzer fehle diese Information. «Das ist absurd und echtes Staatsversagen, schließlich hatte der Staat fast sechs Jahre Zeit für die Reform», sagte er. Warnecke warnte, Millionen Haushalte müssten mit deutlich höheren Kosten rechnen, denn angesichts der leeren kommunalen Kassen könnten die Kommunen stärker zulangen. 

dpa