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Deutschland beschließt Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen

Problemwölfe sollen leichter getötet werden können. Finanzielle Unterstützung für Schutzmaßnahmen soll weiterhin gegeben werden.

Die Hürden für Abschüsse von Wölfen sollen kleiner werden.
Foto: Alexander Heinl/dpa

Die Bundesregierung plant, die Voraussetzungen für das Abschießen von Wölfen zu lockern. Das Bundeskabinett hat beschlossen, den Wolf in das Jagdrecht aufzunehmen. Dadurch soll es einfacher sein, sogenannte Problemwölfe zu töten. Trotzdem wird es weiterhin finanzielle Unterstützung für Schutzmaßnahmen wie Zäune oder Hütehunde geben – die Politik will auch zusätzliche Fördermöglichkeiten prüfen.

Sonderregeln für Almen und Deiche

In Gebieten, in denen der Wolf in einem günstigen Erhaltungszustand ist und die langfristige Überlebenschancen gut sind, können die Länder die Bestandskontrolle durch die Jagd ermöglichen. Geplant ist eine Jagdzeit vom 1. Juli bis 31. Oktober.

Des Weiteren können sie festlegen, in welchen Gebieten die Jagd auf den Wolf notwendig ist, da Weidetiere dort nur schwer vor ihm geschützt werden können, beispielsweise mit speziellen Zäunen. Dies trifft insbesondere auf Almen oder Deiche zu.

Wenn Wölfe Herdenschutzmaßnahmen umgehen und Weidetiere schädigen oder töten, können sie leichter zum Abschuss freigegeben werden, unabhängig vom Erhaltungszustand. Der Handel mit Wolfstrophäen bleibt untersagt. Ein Runder Tisch mit Vertretern des Umwelt- und Agrarministeriums, der Länder, Wald-, Umwelt- und Jagdverbände soll bis Ende des nächsten Jahres weitere Empfehlungen abgeben.

Kritik von Umweltschützern

Agrarminister Alois Rainer versprach «klare, praxistaugliche Regeln und Rechtssicherheit». Der CSU-Politiker erklärte: «Damit kann dort gehandelt werden, wo Zäune oder Herdenschutzhunde nicht mehr ausreichen – gerade auch in den alpinen Regionen.» 

Umweltschützer kritisierten die geplanten Änderungen. Bereits heute erlaube das Naturschutzrecht Maßnahmen gegen auffällige Wölfe, hieß es vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). In Regionen mit geringen Beständen könnten diese durch eine weiterreichende Jagd erlöschen. «Weniger Wölfe bedeuten nicht automatisch weniger Risse», warnte die Organisation. Entscheidend hierfür sei ein konsequenter Herdenschutz. «Werden Rudelstrukturen durch Abschüsse gestört, kann die Zahl der Risse sogar steigen.»

Mehr als 1.600 Wölfe, rund 1.100 Übergriffe

Die Wolfsbestände in Europa sind in den vergangenen zehn Jahren laut Bundesregierung stark gewachsen, von 11.200 Tieren im Jahr 2012 auf über 20.300 im Jahr 2023. In Deutschland gab es dem Gesetzentwurf zufolge im vergangenen Jahr rund 1.100 Vorfälle, bei denen Wölfe rund 4.300 Nutztiere gerissen oder verletzt haben. Für Herdenschutzmaßnahmen wurden rund 23,4 Millionen Euro ausgegeben, weitere rund 780.000 Euro für Ausgleichszahlungen an Halter. «Die Wolfsübergriffe führen zu erheblichen und potenziell existenzbedrohenden Belastungen für die Weidetierhalter», heißt es im Entwurf. 

Gemäß der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes gab es zuletzt über 1.600 Wölfe in Deutschland. Sie waren hauptsächlich im Gebiet von Niedersachsen über Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bis nach Sachsen zu finden. Aber auch in allen anderen Flächenbundesländern (außer dem Saarland) wurden Wolfsterritorien nachgewiesen.

Wolf weniger stark geschützt in Europa

Die EU-Staaten hatten den Schutzstatus des Wolfes im Sommer von «streng geschützt» auf «geschützt» gesenkt und damit die Voraussetzung für Änderungen im Jagdrecht geschaffen. 

In einem Bericht an die EU hatte die Bundesregierung den «Erhaltungszustand» des Wolfes zuletzt als «günstig» eingestuft. Das hatttte zuvor nur für die biogeografischen Region «atlantisch» gegolten, die den Nordwesten Deutschlands umfasst. Nun gilt es auch in der «kontinentalen» Region, die fast den gesamten Rest der Republik ausmacht. Keine Angaben gab es für die Alpenregion.

dpa