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Wulff kritisiert AfD bei Gedenken an Buchenwald-Befreiung

Vor 80 Jahren wurden die KZ Buchenwald und Mittelbau-Dora befreit. Beim Gedenkakt warnt Ex-Bundespräsident Wulff vor der AfD und geht auf eine Kontroverse um das Gedenken ein.

Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff fand bei seiner Rede deutliche Worte zur AfD und zur Verantwortung, die Deutschland seiner NS-Geschichte wegen trägt.
Foto: Bodo Schackow/dpa

Gemeinsam mit Überlebenden des Konzentrationslagers haben mehrere hundert Gäste der Befreiung der Lager Buchenwald und Mittelbau-Dora vor 80 Jahren gedacht. Beim Gedenkakt in Weimar in Thüringen – nahe Buchenwald gelegen – wurden auch Musik und Texte präsentiert, die Häftlinge heimlich in den Lagern geschaffen hatten.

In seiner Rede schlug der frühere Bundespräsident Christian Wulff den Bogen vom Nationalsozialismus bis zu heute. «Aufgrund der Verrohung und der Radikalisierung und eines weltweiten Rechtsrucks kann ich mir inzwischen – und das macht mich beklommen – deutlicher vorstellen, wie das damals geschehen konnte», sagte Wulff mit Blick auf den Nazi-Terror und die Entwicklung dahin. Er forderte zum aktiven Engagement für die Demokratie auf und dazu, sich Menschlichkeit zu bewahren. Mit Blick auf die NS-Zeit sagte Wulf: «Wir tragen hieraus eine dauernde, fortwährende, ewige Verantwortung, denn das Böse darf niemals wieder siegen.»

Wulff: AfD nicht verharmlosen und nicht einbinden

Deutliche Kritik übte er an der in Teilen als gesichert rechtsextrem eingestuften AfD. «Die Verharmloser der AfD ignorieren, dass die AfD mit ihrer Ideologie den Nährboden bereitet, dass sich Menschen in Deutschland unwohl fühlen und tatsächlich konkret gefährdet sind.» Jene, die glaubten, man könne die AfD entzaubern durch Einbindung, lägen falsch.

Debatte um gestrichene Rede von Omri Boehm 

Wulff nahm auch Bezug zu der Kontroverse um eine eigentlich beim Gedenkakt geplante und dann verschobene Rede des deutsch-israelischen Philosophen Omri Boehm: «Ich sehe ihn als Anwalt universeller Menschenwürde mit Ziel der Gerechtigkeit, Verständigung und Versöhnung.» Er und Boehm verstünden aber «die Empfindsamkeit angesichts des undenklichen Leids der noch immer in den Händen der Terrororganisation Hamas befindlichen israelischen Geiseln». Zuvor hatte Wulff in der Rede Dank gegenüber Israel geäußert dafür, dass der Staat nach den NS-Verbrechen überhaupt dazu bereit war, den Deutschen wieder die Hand zu reichen. 

Einige Tage zuvor wurde bekannt, dass die Stiftung hinter der Gedenkstätte Buchenwald eine geplante Rede von Boehm aus dem Programm des Gedenkakts genommen hatte und ihn zu einem anderen Termin einladen will. Die israelische Botschaft hatte scharfe Kritik an Boehm geäußert – der Enkel eines Holocaust-Überlebenden hat sich kritisch zur Erinnerungskultur, zur israelischen Gedenkstätte Yad Vashem und zur israelischen Politik geäußert. Stiftungsdirektor Jens-Christian Wagner erklärte, er habe die Verschiebung der Rede vorgenommen, um zu verhindern, dass die Überlebenden weiter in den Konflikt hineingezogen würden. Es solle um die Überlebenden gehen, nicht um die Debatte um die Rede.

Im Zeitraum seit dem Sommer 1937 hatten die Nationalsozialisten etwa 280.000 Menschen in das KZ Buchenwald bei Weimar und seine 139 Außenlager verschleppt. Von diesen wurden 56.000 Menschen ermordet oder starben an Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit oder medizinischen Experimenten. Am 11. April 1945 erreichten US-Truppen das Lager.

dpa
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