Kaum ein Thema heizt die politische Debatte so stark auf wie die Migration. Dabei hat sich die Situation bei den Asylanträgen im Jahr 2024 deutlich entspannt.
Fast ein Drittel weniger Asylanträge im Jahr 2024
Im letzten Jahr ist die Anzahl der Asylanträge in Deutschland deutlich gesunken. Im Jahr 2024 wurden 229.751 Erstanträge gestellt, hauptsächlich von Menschen aus Syrien, Afghanistan und der Türkei, wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg mitteilte. Das bedeutet, dass fast 100.000 Menschen weniger einen Asylantrag in Deutschland gestellt haben als noch im Jahr 2023 – ein Rückgang um 30,2 Prozent.
Deutschland bleibt dennoch international führend. Innerhalb der Europäischen Union ist Deutschland bei weitem der Spitzenreiter bei den Asylanträgen, gefolgt von Spanien, Frankreich und Italien.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wertete den klaren Rückgang bei der Zahl der Anträge als Erfolg. Sie sagte: «Wir haben die irreguläre Migration stark zurückdrängen können.» Durch die inzwischen eingeführten Kontrollen an allen deutschen Landgrenzen «durchkreuzen wir die Schleuserrouten», fügte sie hinzu.
Kontrollen an Landesgrenzen sollen fortgesetzt werden
Die aktuell bis März bei der EU-Kommission angemeldeten Kontrollen würden auch über diesen Zeitpunkt hinaus fortgesetzt. Faeser nahm die Veröffentlichung der Jahreszahlen zum Anlass, um den Bundestag aufzufordern, die von ihrem Haus erarbeiteten Gesetzentwürfe der Bundesregierung zur Umsetzung der Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) rasch zu beschließen. Das neue Regelwerk sieht unter anderem vor, dass Asylanträge von Menschen aus Staaten mit niedriger Anerkennungsquote schon an den EU-Außengrenzen geprüft werden sollen.
Aus Sicht der Union sind die Asylzahlen immer noch viel zu hoch. «Sie dokumentieren das Scheitern dieser Bundesregierung in der Migrationspolitik», sagt die stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Andrea Lindholz. Die Kommunen seien mit der Versorgung der vielen Asylbewerber und Flüchtlinge völlig überlastet.
«Die Art und Weise, wie Frau Faeser die Zahlen nun auch noch schönredet, ist mit Blick auf die Situation vor Ort der blanke Hohn», findet die CSU-Politikerin. Notwendig sei ein Politikwechsel in der Migrationspolitik. «Kern dieser Politik ist der Stopp der illegalen Migration an den Binnengrenzen». Denn wer aus einem Nachbarstaat nach Deutschland einreisen wolle, sei nicht mehr bedroht.
Weniger als die Hälfte der Antragsteller erhielten Schutzstatus
Trotz der teilweise hitzigen politischen Debatte war 2024 laut den Zahlen des Bundesamtes das Jahr mit der siebthöchsten Anzahl von in Deutschland gestellten Asylanträgen. Die meisten Anträge wurden 2016 gestellt, als 745.545 Erst- und Folgeanträge eingegangen sind. Diese hohe Zahl war unter anderem auf den eskalierenden Bürgerkrieg in Syrien zurückzuführen.
Im Jahr 2024 erhielten mit 44,4 Prozent weniger als die Hälfte der Antragsteller einen Schutzstatus. Die Schutzquote für Menschen aus Syrien lag bei 83 Prozent und aus Afghanistan bei 74,7 Prozent, während nur 9,4 Prozent der Asylsuchenden aus der Türkei in Deutschland einen Schutzstatus erhielten. Im Jahr 2023 lag die Schutzquote über alle Länder noch bei 51,7 Prozent. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 301.350 Erst- und Folgeanträge entschieden.