US-Präsident Trump rühmt sich seines guten Verhältnisses zu Kremlchef Putin. Seit er wieder im Amt ist, gibt er häufiger Moskaus Sicht auf die Dinge wider. Nun lässt eine Personalie aufhorchen.
Zugeständnis an Putin? Trump degradiert Sondergesandten
US-Präsident Donald Trump hat seinem Gesandten für den Ukraine-Krieg die Zuständigkeit für Russland entzogen. Während US-Medien den überraschenden Schritt als Zugeständnis an Moskau deuteten, wollten ihn Trump und sein künftig nurmehr für die Ukraine zuständiger Sonderbeauftragter Keith Kellogg nicht als Degradierung verstanden wissen.
«Ich bin erfreut, Ihnen mitteilen zu können, dass General Keith Kellogg zum Sondergesandten für die Ukraine ernannt worden ist», schrieb Trump in seinem Netzwerk Truth Social. Er ging mit keinem Wort darauf ein, dass er selbst dem Ex-Militär im November die Verhandlungen für ein Ende des seit Februar 2022 andauernden Kriegs und damit für Russland wie die Ukraine übertragen hatte.
Laut dem US-Fernsehsender NBC und anderen Medien hat der Kreml Druck ausgeübt, Kellogg aus dem Spiel zu nehmen, weil er angeblich pro-ukrainisch ist. Wie sein Chef hat auch Kellogg nicht auf die Einschränkung seines Portfolios reagiert. Er schrieb lediglich im Netzwerk X, dass er sich durch das Vertrauen des Präsidenten, der den Krieg beenden werde, zutiefst geehrt fühle.
Kellogg war an wichtigen Gesprächen nicht beteiligt
Kellogg war tatsächlich nicht Teil der US-Delegation bei wichtigen Gesprächen zum Ukraine-Konflikt in Russland und Saudi-Arabien. Trumps Kontakte nach Moskau liefen über seinen Nahost-Gesandten Steve Witkoff. US-Außenminister Marco Rubio sprach am Samstag mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow über weitere Schritte nach den jüngsten Treffen in Saudi-Arabien, wie Rubios Ministerium mitteilte. Es wurde vereinbart, weiterhin an einer normalisierten Kommunikation zwischen Moskau und Washington zu arbeiten.
Trump erklärte, dass Kellogg hingegen direkt mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und der ukrainischen Führung verhandeln werde. Sein Beauftragter habe eine gute Arbeitsbeziehung zur Führung in Kiew.
Der pensionierte Generalleutnant war während Trumps erster Amtszeit von 2017 bis 2021 als Stabschef im nationalen Sicherheitsrat tätig. Kellogg hat die Ukrainer freundlicher behandelt als Trump selbst oder sein Vizepräsident J.D. Vance. Mit Blick auf den zwischenzeitlichen Stopp von US-Militärhilfen verglich er sie aber mit einem störrischen Maultier, dem man ein Kantholz auf die Nase schlagen müsse. «So bekommt man ihre Aufmerksamkeit.»
Trump übernimmt Moskauer Sicht auf Kämpfe in Kursk
Trump hat immer betont, wie gut sein Verhältnis zu Russlands Präsident Wladimir Putin ist. Seit seiner Rückkehr ins Amt versucht er offenbar, daran anzuknüpfen. Zuletzt übernahm Trump bei den Kämpfen im russischen Gebiet Kursk die Darstellung Moskaus, dass dort Tausende ukrainische Soldaten eingekesselt seien. Der US-Präsident spielte Putin praktisch den Ball zu und bat ihn öffentlich, das Leben dieser Soldaten zu schonen. Der Kremlchef stimmte zu – vorausgesetzt, die Ukraine befiehlt ihren Soldaten, die Waffen niederzulegen.
Die ukrainische Armee musste ihren sieben Monate lang verteidigten Brückenkopf im russischen Gebiet Kursk weitgehend räumen, einschließlich der Kreisstadt Sudscha. Sowohl der ukrainische Generalstab als auch russische Militärblogger sind sich jedoch ungewöhnlicherweise einig, dass keine ukrainischen Kräfte eingekesselt sind.
Auch Präsident Selenskyj sprach am Samstag von einer «Lüge Putins». Es gebe keine Einkesselung. Er schloss nicht aus, dass Russland versuchen könnte, ukrainische Einheiten nahe der Grenze auf ukrainischem Territorium einzukreisen. Es gebe Hinweise, dass russische Truppen in das nordukrainische Gebiet Sumy vordringen wollten.
Ukraine ernennt Unterhändler für mögliche Friedensgespräche
Selenskyj hat den diplomatischen Initiativen der USA für einen Ausweg aus dem Krieg gefolgt und ein Verhandlungsteam ernannt. Seinen Chefunterhändler ernannte er seinen einflussreichen Kanzleichef Andrij Jermak. Zur Delegation gehören außerdem Außenminister Andrij Sybiha, Verteidigungsminister Rustem Umjerow sowie Jermaks Stellvertreter Pawlo Palissa.
Die vier Unterhändler führten letzte Woche Gespräche mit den USA in Saudi-Arabien. Dies führte dazu, dass die Waffenlieferungen der Vereinigten Staaten wieder aufgenommen wurden. Die Ukraine stimmte dem US-Vorschlag einer 30-tägigen Feuerpause zu – vorausgesetzt, auch Moskau zieht mit.
Der Kreml lehnt eine bedingungslose Feuerpause ab. Russland betrachtet nur die USA als Gesprächspartner, nicht die ukrainische Führung oder die europäischen Staaten.
Ukraine setzt Neptun-Rakete mit hoher Reichweite ein
Laut Selenskyj hat die ukrainische Armee erfolgreich die weiterentwickelte Anti-Schiffs-Rakete Neptun eingesetzt. «Es ist eine neue ukrainische Rakete, ein präziser Schlag. Die Reichweite beträgt eintausend Kilometer», schrieb der Präsident auf Telegram.
Laut ukrainischen Medienberichten könnte es sich bei dem genannten Schlag um den Angriff auf die russische Raffinerie in Tuapse am Schwarzen Meer am Freitagmorgen handeln. Die Anlage brannte laut regionalen russischen Behörden auch am Samstagabend noch.
Die Nacht auf Sonntag begann erneut mit Luftalarm für die östliche Hälfte der Ukraine, da Schwärme russischer Kampfdrohnen geortet wurden. Laut dem Rundfunk Suspilne hat eine Drohne ein fünfgeschossiges Wohnhaus in der Stadt Tschernihiw nördlich von Kiew in Brand gesetzt. Es gibt bisher keine Angaben über Opfer.