Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Der Abschied von Fritz Wepper: Ein Nachruf auf einen der beliebtesten deutschen Schauspieler

Seine letzten Tage verbrachte er in einem Sterbehospiz in Oberbayern. Seine Frau und Tochter haben ihn dort täglich besucht.

Fritz Wepper ist mit 82 Jahren gestorben.
Foto: IMAGO/Lindenthaler

Er hat sich darauf vorbereitet. Auf den letzten Weg. Seit Wochen, seit Monaten. Nun ist er gegangen. Fritz Wepper, einer der beliebtesten deutschen Schauspieler, ist mit 82 gestorben. Seine letzten Tage verbrachte er in einem Sterbehospiz in Oberbayern. Seine Frau Susanne Kellermann (49) und die gemeinsame Tochter Filippa (12) haben ihn dort täglich besucht. Kellermann bestätigte „Bild“ am 25. März: „Fritz ist friedlich eingeschlafen.“

Laut einem Bericht von „Bild“ war Wepper zuletzt geistig orientiert, jedoch sein physischer Zustand war stark beeinträchtigt. Auf seinen Wunsch hin wurden die therapeutischen Maßnahmen abgebrochen und die Medikamentengabe eingestellt.

Berühmt durch „Derrick“

Er war einer der bekanntesten Gesichter des deutschen Fernsehens und auf den Bildschirmen präsent wie kaum ein anderer. Über Jahrzehnte hinweg verkörperte er in „Derrick“ Harry Klein, den Assistenten des Oberinspektors (Horst Tappert). In der beliebten Serie „Um Himmels Willen“ (ARD) war er als Bürgermeister Wolfgang Wöller zu sehen. Und in der Krimireihe „Mord in bester Gesellschaft“ (ARD) spielte er die Hauptfigur, den Psychiater Dr. Wendelin Winter.

Es hatte alles in der Nachkriegszeit in München begonnen. Fritz Weppers Vater, der Jurist Friedrich Karl Wepper, wurde seit Anfang 1945 als vermisst gemeldet. Die Mutter musste ihn und seinen fast drei Jahre jüngeren Bruder Elmar durchbringen: „Unser Haus war bombardiert worden. Wir konnten nur mit dem Ofenrohr in der Küche heizen.“

In dieser Zeit hat er auch gelernt, was Hunger bedeutet. „Richtigen Hunger vergisst man nicht… Richtiger Hunger tut weh. Wir wurden um fünf mit einer Mohrrübe ins Bett geschickt, um das zu überbrücken. Das ist die größte Entbehrung meines Lebens“, sagte er einmal in einem Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“.

Schon im Alter von neun Jahren war er im Kinderfunk des Bayerischen Rundfunks aktiv, und als Gymnasiast gab er sein Bühnendebüt mit elf Jahren in einer „Peter Pan“-Aufführung im Residenztheater.

Nach dem Abitur begann Fritz Wepper, der nie eine Schauspielausbildung hatte, seine Karriere im Filmgeschäft – mit großem Erfolg: Im Jahr 1959 spielte er im preisgekrönten Antikriegsfilm „Die Brücke“ von Bernhard Wicki die Rolle des 16-jährigen Schülers Albert Mutz, der zusammen mit sechs Freunden als Kindersoldat einen Flussübergang verteidigen muss. Der Film sorgte international für Aufsehen.

Sein größter Erfolg

Seinen größten Erfolg erzielte er 1972 mit dem großartigen amerikanischen Filmmusical „Cabaret“ an der Seite der Weltstars Liza Minnelli (78) und Michael York (81). Fritz Wepper überzeugte in der Rolle des Fritz Wendel. Der Film erhielt acht Oscars, und Liza Minnelli blieb zeitlebens eine enge Freundin.

Dieses filmische Highlight war jedoch nicht der Beginn einer internationalen Karriere, die sein Talent durchaus ermöglicht hätte. Fritz Wepper blieb dem deutschen Film treu, genauer gesagt: dem deutschen Fernsehen. Bereits seit 1969 spielte er in der ZDF-Serie „Der Kommissar“ den Assistenten Harry Klein von Kommissar Keller (Erik Ode), der dann 1974 in die Serie „Derrick“ als Gehilfe des Oberinspektors Derrick wechselte.

Der nette Hiwi von Derrick war Fritz Wepper 24 Jahre lang (oder 281 Episoden lang). Er schaffte es, dieser Figur Kultstatus zu verleihen, was in dem symptomatischen Satz (der so nie gefallen war) gipfelte: „Harry, hol schon mal den Wagen!“

Fritz Wepper wurde von der SZ als „Marathonmann des deutschen Fernsehkrimis“ bezeichnet, der oft mit Familienmitgliedern auftritt, wie zum Beispiel in der ZDF-Reihe „Zwei Brüder“ (1994-2001) mit Elmar. Ebenso im ARD-Format „Mord in bester Gesellschaft“, wo seine Tochter Sophie (42) in 17 Folgen mitspielte.

Im Unterschied zu Elmar, mit dem er eine ungewöhnlich enge Beziehung hatte, blieb Fritz Wepper seinen Stereotypen treu. „Während sein Bruder sich spätestens seit Doris Dörries Kinofilm „Kirschblüten – Hanami“ zunehmend als Charakterdarsteller profilierte, musste sich Fritz Wepper als serieller Unterhaltungslieferant schauspielerisch nicht mal mehr groß verausgaben. Er wird geliebt für den geerdeten Typus Durchschnittsmensch, den er für die meisten auch persönlich verkörpert“, schrieb die „Süddeutsche Zeitung“.

Fritz Wepper spielte seine letzte große Paraderolle als umtriebiger Bürgermeister Wöller, der ständig Querelen mit den Nonnen des örtlichen Klosters hat. In „Um Himmels Willen“ verkörperte er diesen Provinzpolitiker fast 20 Jahre lang in genau 260 Folgen.

Turbulentes Liebesleben

Diese Rolle hat seiner Popularität den letzten Schliff gegeben. Das Publikum hat ihn gemocht, daran haben auch einige Skandale nichts geändert. Ob er nun wegen Kokainbesitzes zu einer Geldstrafe verurteilt wurde, oder als 70-Jähriger noch mal Vater wurde (von seiner Freundin, obwohl er noch verheiratet war) – die Menschen haben ihren Fritz Wepper wie einen der ihren geliebt.

Auch sein zeitweise turbulentens Liebesleben, das teilweise in der Öffentlichkeit stattfand, hat daran nichts geändert. Fritz Wepper heiratete 1979 Angela von Morgen, nach einer frühen Beziehung mit der jungen Iris Berben (73), und im Jahr 1981 wurde ihre Tochter Sophie geboren.

Im Jahr 2009 geriet die Ehe von Wepper in die Schlagzeilen, als Fritz die 33 Jahre jüngere Kamerafrau und Regisseurin Susanne Kellermann (49) kennenlernte. Zwei Jahre später bekam er mit ihr Tochter Filippa. Kurz nach der Geburt kehrte Wepper zu seiner Ehefrau zurück. Nachdem sie 2019 nach 40 Ehejahren im Alter von 76 Jahren an einer Hirnblutung gestorben war, heiratete er noch im selben Jahr Susanne Kellermann, die Mutter seiner zweiten Tochter.

Viele gesundheitliche Rückschläge

Die vergangenen zehn Jahre waren von Krankheiten und anderen Schicksalsschlägen geprägt. Im Jahr 2011 entkam er nur knapp dem Tod durch eine Blutvergiftung. Seit dieser Sepsis hat er sich nie vollständig erholt. Im Jahr 2016 wurde ihm bei einer neunstündigen Operation eine neue Herzklappe eingesetzt.

Im Februar 2021 wurde bekannt, dass Wepper an Hautkrebs, der bereits Metastasen gestreut hatte, erkrankt war. Einen Monat später wurde er an einem Tumor im Bauchraum operiert, worauf seine Freundin Liza Minnelli via „Bild“ einen „Genesungs-Befehl“ geschickt hat: „Du bist der größte Schauspieler, Tänzer und Star, mit dem ich die Chance hatte zusammenzuarbeiten. Ich liebe Dich so sehr! Werde gesund! Das ist ein Befehl! Werde gesund, mein schönes Baby!“

Nachdem er an Corona erkrankt war, musste er lange im Krankenhaus bleiben. Als Bruder Elmar am 31. Oktober 2023 völlig unerwartet im Alter von 79 Jahren starb, schien es, als hätte Fritz Wepper jeglichen Lebensmut verloren, so sehr hatte ihn der plötzliche Verlust seines geliebten Bruders getroffen. Im vergangenen Dezember wurde er erneut mit einer Blutvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert. Seit diesem Klinikaufenthalt ist er nicht mehr nach Hause an den Tegernsee zurückgekehrt.

Als ihm Anfang März klar wurde, dass es keine Aussicht auf Heilung mehr gab, hat er sich ins Hospiz überweisen lassen. Seine zwölfjährige Tochter hat das Zimmer ihres sterbenskranken Vaters liebevoll mit Bildern dekoriert. 2021 hat seine Frau Susanne einen Film über ihren Mann gedreht: In „Mein Fritz“ spricht ihr Mann auch über Buddhismus, über den er sich Gedanken gemacht hat. Da sagt er Sätze, die wie ein Vermächtnis klingen: „Beerdigt werden möchte ich in meinem schwarzen Kimono, den ich zum Meditieren trage. Am Handgelenk möchte ich ein buddhistisches Armband mit hölzernen Perlen tragen. Beides Symbole des Loslassens.“

spoton