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Früherer DDR-Minister Hans Reichelt mit 99 Jahren verstorben

Früherer DDR-Minister Hans Reichelt mit 99 Jahren verstorben: Vom jüngsten Mitglied im Ministerrat bis zum Wegbereiter der Umweltpolitik – ein Leben zwischen Fortschritt und Widersprüchen.

ADN-ZB Link-10.7.88-pra Berlin: BRD-Umweltminister- Zu Gesprächen über Fragen der Umweltpolitik empfing Dr. Hans Reichelt, Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerrates der DDR und Minister für Umweltschutz und Wasserwirtschaft, den Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit der BRD, Prof. Dr. Klaus Töpfer (l.). Zugegen war der Leiter der Ständigen Vertretung der BRD in der DDR, Dr. Hans Otto Bräutigam (2.v.l.).
Foto: Von Bundesarchiv, Bild 183-1988-0710-008 / Link, Hubert / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5424367

Hans Reichelt, ehemaliger Minister für Land- und Forstwirtschaft sowie einer der Wegbereiter der Umweltpolitik in der DDR, ist im Alter von 99 Jahren in Berlin gestorben. Sein Leben und Wirken spiegeln die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche der DDR wider.

Jüngster Minister im DDR-Ministerrat

Hans Reichelt wurde 1950 in die Volkskammer der DDR gewählt und drei Jahre später, mit gerade einmal 28 Jahren, zum Minister für Land- und Forstwirtschaft ernannt – als jüngstes Mitglied im DDR-Ministerrat. 1972 übernahm er die Leitung des neu geschaffenen Umweltministeriums, einer der ersten Einrichtungen dieser Art weltweit.

Umweltpolitik in der DDR: Fortschritt und Geheimhaltung

Obwohl die DDR früh ein Umweltministerium gründete, blieb die tatsächliche Umweltpolitik ambivalent. Im selben Jahr, als Reichelt das Umweltministerium übernahm, wurden die Veröffentlichung offizieller Umweltdaten eingestellt und später sogar zur Geheimsache erklärt. Berichte über Luftverschmutzung und andere Umweltschäden waren in den staatlich kontrollierten Medien verboten.

Freundschaft mit Klaus Töpfer und unvollendete Publikation

Bis zu seinem Tod arbeitete Hans Reichelt an einer Publikation über die Umweltpolitik der DDR, für die der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer das Vorwort verfassen wollte. Beide verband eine enge Freundschaft. Die Veröffentlichung konnte jedoch nicht mehr fertiggestellt werden, da Töpfer im Juni 2024 verstarb, nur wenige Monate vor Reichelt.

Nach der DDR: Klage gegen Rentenkürzungen

Nach der Wiedervereinigung klagte Reichelt zusammen mit anderen ehemaligen DDR-Funktionären gegen die Kürzung seiner Altersbezüge. Das Bundesverfassungsgericht entschied 2010, dass diese Kürzungen gerechtfertigt seien, da sie teils als Belohnung für politische Loyalität gegenüber der SED dienten.

Ein Leben zwischen politischen Umbrüchen

Hans Reichelt lebte zuletzt in Schöneiche bei Berlin. Sein Tod markiert das Ende eines langen Lebens, das von den Widersprüchen der DDR-Politik und den gesellschaftlichen Veränderungen nach der Wiedervereinigung geprägt war.

TS
Quellen: rbb24.de