Der Ex-Filmproduzent fordert mindestens fünf Millionen Dollar Schadensersatz. Seine Anwältin beschreibt erschütternde Zustände im Gefängnis Rikers Island, die seine Gesundheit gefährden.
Harvey Weinstein verklagt New York wegen Haftbedingungen
Der ehemalige Filmproduzent Harvey Weinstein (72), der wegen Sexualverbrechen verurteilt wurde, hat eine Klage gegen die Stadt New York eingereicht. Laut Gerichtsunterlagen verlangt er mindestens fünf Millionen US-Dollar Schadensersatz aufgrund der seiner Ansicht nach “unmenschlichen Bedingungen” im berüchtigten Gefängnis Rikers Island. Darüber berichtet unter anderem das Branchenmagazin “Deadline”.
Seine Anwältin Imran H. Ansari beschreibt in einer Stellungnahme erschütternde Zustände: Bei einem Besuch habe sie Weinstein mit Blutspritzern auf seiner Gefängniskleidung vorgefunden, möglicherweise von Infusionen. Seine Kleidung sei seit Wochen nicht gewaschen worden. “Ich habe mich gefragt, ob ich mich in einer Haftanstalt befinde, die nach unserer Verfassung geführt werden sollte, oder in einem Gulag [sowjetisches Straf- und Arbeitslager, Anm.d.Red.], wo Gefangene wie Tiere behandelt werden”, so die Anwältin.
Schwere Vorwürfe gegen die Behörden
In der fünfseitigen Klageschrift beschuldigen die Anwälte von Weinstein die Behörden, seinen Gesundheitszustand fahrlässig verschlechtert zu haben. Der 72-Jährige, der schon während seines Prozesses im Jahr 2020 gesundheitliche Probleme hatte, sei mehrfach in lebensbedrohliche Situationen geraten. Diese Zustände entsprächen einer “grausamen und ungewöhnlichen Bestrafung” und verletzten seine verfassungsmäßigen Rechte.
Im April wurde Weinstein vom Hochsicherheitsgefängnis Wende nach Rikers Island verlegt, da das Berufungsgericht in New York seine Verurteilung wegen Sexualverbrechen aufgehoben hatte. Dennoch bleibt er wegen einer Verurteilung in Los Angeles weiterhin in Haft. Die Stadt New York hat sich zu der Klage bislang nicht geäußert.
Rikers Island seit Jahren in den Schlagzeilen
Die Kritik an den Haftbedingungen auf Rikers Island fügt sich in eine lange Reihe von Skandalen ein. Die berüchtigte Gefängnisinsel, die den größten Gefängniskomplex der Welt mit demselben Namen beherbergt, steht seit Jahrzehnten wegen unmenschlicher Zustände in der Kritik. Jedes Jahr werden dort Tausende von Fällen von Gewaltanwendung durch Vollzugsbeamte gemeldet, die meisten davon bleiben ungeklärt.
Die Stadt New York hat bereits entschieden, den Gefängniskomplex bis 2027 zu schließen und durch vier kleinere Einrichtungen zu ersetzen. Allerdings gibt es nicht nur in den betroffenen Stadtteilen Widerstand gegen diesen Plan – auch die Umsetzung ist kompliziert. Eine Bundesrichterin hat die Stadt New York kürzlich wegen der Nichtbeachtung von angeordneten Verbesserungsmaßnahmen kritisiert. Die Zustände auf Rikers Island werden weiterhin als Symbol für die strukturellen Probleme im US-amerikanischen Gefängnissystem angesehen.