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Ion Iliescu ist tot – Rumäniens früherer Präsident gestorben

Ion Iliescu, Rumäniens erster Präsident nach dem Sturz Ceaușescus, ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Der frühere Kommunist prägte den politischen Übergang des Landes – und bleibt bis heute umstritten. Sein Tod wirft erneut ein Schlaglicht auf die ungeklärten Kapitel der rumänischen Wendezeit.

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Foto: By Razvan Socol - Own work, CC BY-SA 3.0

Der frühere rumänische Staatspräsident Ion Iliescu ist am 5. August 2025 im Alter von 95 Jahren in Bukarest gestorben. Iliescu galt als zentrale Figur des politischen Übergangs in Rumänien nach dem Fall des Ceaușescu-Regimes im Jahr 1989. In der Bevölkerung hinterlässt er ein geteiltes Vermächtnis – als Wegbereiter der Demokratie, aber auch als umstrittener Machtpolitiker.

Aufstieg aus dem kommunistischen Machtapparat

Iliescu wurde am 3. März 1930 im südlichen Ort Oltenița geboren. Schon früh engagierte er sich politisch, studierte in Moskau und stieg innerhalb der kommunistischen Partei Rumäniens rasch auf. In den 1970er-Jahren entfernte sich der spätere Diktator Nicolae Ceaușescu zunehmend von Iliescu, woraufhin dieser in politische Randpositionen versetzt wurde.

Führungsfigur nach dem Sturz Ceaușescus

Nach der blutigen Revolution im Dezember 1989 und der Hinrichtung Ceaușescus übernahm Iliescu als Vorsitzender des „Rates der Nationalen Rettungsfront“ zunächst die Übergangsregierung. Bereits im Mai 1990 wurde er in Rumäniens erster freier Wahl nach Jahrzehnten autoritärer Herrschaft mit großer Mehrheit zum Präsidenten gewählt. Seine Präsidentschaft wurde jedoch von anhaltenden Spannungen und politischen Protesten begleitet.

Die Mineriaden: Ein dunkles Kapitel

Besonders in Erinnerung bleiben die sogenannten Mineriaden der frühen 1990er-Jahre. Dabei handelte es sich um gewaltsame Einsätze von Bergarbeitern gegen regierungskritische Demonstrationen, mutmaßlich unter Duldung oder Anweisung der Regierung Iliescu. Bei den Unruhen kamen mehrere Menschen ums Leben, hunderte wurden verletzt. Jahrzehnte später leitete die Justiz Ermittlungen gegen Iliescu wegen mutmaßlicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit – ein Verfahren, das bis zu seinem Tod nicht abgeschlossen wurde.

Politisches Comeback und europäische Integration

Nach seiner ersten Amtszeit von 1990 bis 1996 zog sich Iliescu kurzzeitig zurück, kehrte jedoch 2000 erneut in das Präsidentenamt zurück und blieb bis 2004 im Amt. In dieser Zeit leitete er Rumänien in Richtung der EU und NATO – zwei Meilensteine, die nach seinem Abgang 2004 beziehungsweise 2007 vollzogen wurden. Iliescu war zudem langjähriger Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei (PSD), die bis heute eine der führenden politischen Kräfte Rumäniens ist.

Ein gespaltenes Erbe

Die Reaktionen auf seinen Tod fielen entsprechend differenziert aus: Während die PSD Iliescu als Staatsmann und Begründer der modernen Demokratie würdigte, äußerten sich Oppositionsparteien kritischer. Der Bürgermeister von Timișoara, Dominic Fritz, bezeichnete den von der Regierung angeordneten Trauertag als „unangemessen“ angesichts der offenen Fragen zur politischen Verantwortung während der Mineriaden.

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Letzte Jahre und Tod

Ion Iliescu war zuletzt gesundheitlich stark angeschlagen. 2019 unterzog er sich einer Herzoperation, im Juni 2025 wurde bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert. Er starb am 5. August in einem Bukarester Krankenhaus. Der Staat gewährte ihm ein offizielles Begräbnis mit militärischen Ehren. Seine Ehefrau Nina Iliescu überlebte ihn – das Paar war über 60 Jahre verheiratet und kinderlos.

Ein Mann der Wendezeit

Ion Iliescu bleibt eine zentrale Figur der rumänischen Zeitgeschichte. Er prägte den politischen Umbruch nach der kommunistischen Ära maßgeblich, führte das Land auf den Weg der Westintegration – doch er stand zugleich für eine Phase, in der alte Machtstrukturen nur zögerlich aufgebrochen wurden. Sein Tod markiert das Ende einer Ära – und wirft zugleich Fragen nach Verantwortung, Wandel und Aufarbeitung auf.

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bh