Afrika trauert um eine politische Ikone: Der frühere Premierminister Kenias, Raila Odinga, ist tot. Der charismatische Oppositionsführer starb im Alter von 80 Jahren in einem Krankenhaus in Indien – ein Mann, der die Geschichte seines Landes geprägt hat.
Kenias Ex-Regierungschef Raila Odinga ist tot: Polit-Legende stirbt mit 80 Jahren in Indien

Polit-Ikone Raila Odinga stirbt im Alter von 80 Jahren
Der frühere kenianische Premierminister Raila Odinga ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Laut Berichten der BBC bestätigte seine Familie, dass Odinga am Mittwoch während einer medizinischen Behandlung in einem Krankenhaus in Indien verstarb.
In den vergangenen Wochen hatte es immer wieder Spekulationen über seinen Gesundheitszustand gegeben, die von Angehörigen und Weggefährten jedoch zurückgewiesen wurden. Nun herrscht traurige Gewissheit: Kenia verliert eine seiner prägendsten Persönlichkeiten.
Fünfmaliger Präsidentschaftskandidat und ewiger Herausforderer
Raila Odinga war einer der bekanntesten Politiker Afrikas – und zugleich einer der hartnäckigsten Gegner der Mächtigen. Ganze fünfmal kandidierte er für das Amt des Präsidenten, scheiterte jedoch jedes Mal. Nach jeder Wahl erklärte er, ihm sei der Sieg gestohlen worden.
2017 erhielt er schließlich teilweise Recht: Der Oberste Gerichtshof Kenias annullierte den Sieg von Uhuru Kenyatta und ordnete Neuwahlen an – ein historisches Urteil in Afrika. Odinga boykottierte die Wiederholung, forderte jedoch tiefgreifende Reformen des Wahlverfahrens.
Vom Gefangenen zum Freiheitskämpfer
Odingas politischer Weg war gezeichnet von Mut und Widerstand. Während der Diktatur von Daniel arap Moi wurde er zweimal inhaftiert – von 1982 bis 1988 und erneut von 1989 bis 1991. Insgesamt saß er länger im Gefängnis als jeder andere politische Häftling Kenias.
Seine Haftzeit machte ihn zur Symbolfigur des Kampfes gegen das Einparteiensystem. Odinga wurde zum Gesicht des demokratischen Aufbruchs in Kenia. Viele Kenianer sahen in ihm den „Vater der Nation“ – seine Anhänger nannten ihn liebevoll „Baba“ (Vater) oder „Agwambo“ (Act of God).
Meister der Massenmobilisierung
Raila Odinga war bekannt für seine Fähigkeit, die Menschen zu bewegen. Er füllte Stadien, führte Protestmärsche an und sprach stets die Sprache des Volkes. Seine charismatischen Auftritte und seine Nähe zu den einfachen Menschen machten ihn zu einem Idol für Millionen.
Auch nach Wahlkämpfen, die in Gewalt endeten, suchte Odinga immer wieder den Dialog – und versöhnte sich mehrfach mit amtierenden Präsidenten, um Stabilität im Land zu sichern.
Zusammenarbeit mit Präsident Ruto und verlorene AU-Wahl
Nach seiner letzten Wahlniederlage im Jahr 2022 schloss sich Odinga schließlich der Regierung von Präsident William Ruto an. Er verteidigte den Schritt als „notwendigen Akt für die Einheit des Landes“ – besonders nach den massiven Protesten, bei denen Dutzende Demonstranten getötet wurden.
Erst in diesem Jahr kandidierte Odinga für das Amt des Vorsitzenden der Afrikanischen Union (AU), unterstützt von mehreren afrikanischen Staaten. Doch trotz großer regionaler Unterstützung unterlag er Djiboutis Außenminister Mahmoud Ali Youssouf.
Ein Mann, der Geschichte schrieb
Geboren in eine politische Familie – sein Vater Jaramogi Oginga Odinga war einst Kenias erster Vizepräsident – widmete Raila Odinga sein Leben dem Kampf für Demokratie, Menschenrechte und nationale Einheit.
Sein Tod hinterlässt eine gewaltige Lücke in der kenianischen Politik. In seiner Heimatregion im Westen Kenias verehrten ihn die Menschen als Volkshelden – einen, der immer für Gerechtigkeit kämpfte, auch wenn der Preis dafür hoch war.