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Linkin Park wagt Neuanfang mit neuem Album "From Zero"

Nach sieben Jahren präsentiert die Band mit neuer Stimme und Schlagzeuger frische Klänge. Fans und Kritiker sind begeistert, die Singles stürmen die Charts.

Linkin Park im Jahr 2024 mit Sängerin Emily Armstrong.
Foto: James Minchin

In vielerlei Hinsicht ist das mutig. Eine der erfolgreichsten Bands des 21. Jahrhunderts unternimmt sieben Jahre nach dem tragischen Tod ihres Frontmanns mit zwei neuen Mitgliedern und einem neuen Album einen Neuanfang.

Nachdem sich ihr Sänger Chester Bennington 2017 mit 41 Jahren das Leben genommen hatte, hatte die Band von einem Tag auf den anderen ihre Tour abgebrochen. Wie es weitergehen sollte, war jahrelang unklar. Selbst der Entstehungsprozess des neuen Albums “From Zero” lief lediglich unter dem Motto “Keine Ahnung was wir machen, aber wir schreiben Songs”, wie die Band in einem langen “Billboard”-Feature sagte. Es gab also keinen Plan und keinen Druck hinter diesem Comeback, es formte sich aus sich selbst heraus. “Das war besser – um zu sehen, was es wird, anstatt es zu etwas zu machen, das man dann erfüllen muss”, erklärte Emily Armstrong (38), die neue Stimme der Band.

Würdige Nachfolgerin für Bennington: Emily Armstrong

Es ist sowohl für Armstrong als auch für die Linkin-Park-Fans ein gutes Zeichen, dass die neue Sängerin so positiv von der Fangemeinde aufgenommen wurde. Wer nach dem Konzert-Livestream Anfang September noch skeptisch gegenüber der neuen Stimme war, wird durch dieses Album wahrscheinlich beruhigt sein. Armstrong beherrscht, ähnlich wie Bennington damals, die gesamte Bandbreite der Emotionen von Sanftheit über Verzweiflung bis hin zu Wut und bringt dennoch eine frische Note in die Band.

Am Schlagzeug gibt es jetzt ein neues Mitglied: Colin Brittain (37) ersetzt Rob Bourdon (45), der die Band freiwillig verlassen hat, und hat auch als Produzent mitgewirkt. Es gibt also viele Veränderungen in der Besetzung, doch der Albumtitel “From Zero” bezieht sich auf die Anfänge der Band. Bei der Gründung der ersten Version von Linkin Park, bei der Mike Shinoda (47), Schlagzeuger Bourdon und Gitarrist Brad Delson (46) mitwirkten, nannte man sich noch Xero. Alles zurück zum Anfang oder zurück zu den Wurzeln?

“From Zero”: Mitsing-Refrains und ordentlich Geschrei

“From Zero” hat sich klar dem aktuellen Zeitgeist angepasst: Das Album dauert insgesamt nur eine halbe Stunde. Es bietet eine ebenso abwechslungsreiche Klangvielfalt wie ein gut kuratierter TikTok-Algorithmus: Es gibt emotional-intensive Stücke wie die Single “Over Each Other”, harte Tracks wie “Casualty” und ruhige wie “Good Things Go”. Innovativ klingt das heute natürlich nicht mehr, denn diesen Job haben Linkin Park in den 2000er Jahren erledigt. An vielen Stellen – wie zum Beispiel in “Two Faced” oder “Heavy Is The Crown”, wo Rapstrophe, Mitsing-Refrain und kräftiges Geschrei zusammenkommen – klingt es fast wie “früher”.

Das ist vermutlich genau das, was sich viele Fans erhofft haben: Das Gefühl der Vergangenheit in die Gegenwart gebracht. Dass dies einen Nerv trifft, zeigen die Zahlen: Alle drei bisher veröffentlichten Singles befinden sich seit Wochen unter den ersten elf Plätzen der Charts. Die ersten Konzerte waren in kürzester Zeit ausverkauft (die Tickets für die Welt-Tour kommen am Montag, den 18. November, in den Verkauf). Die Kommentare unter dem Konzert-Stream sind voller Freudentränen. Auch die Kritiken von der “New York Times” bis “Billboard” sind bislang positiv.

Obwohl das Gefühl von Verlorenheit und Verzweiflung dazugehört, verdeutlicht diese Bandgeschichte, dass das Leben weitergeht und ein Neuanfang möglich ist.

spoton