Die südkoreanische Bestseller-Autorin Baek Se-hee, bekannt durch „Ich will sterben, aber ich will Tteokbokki essen“, ist mit 35 Jahren überraschend gestorben. Die Ursachen sind unklar, ihre Organspende rettete fünf Menschen.
Mit 35 Jahren gestorben – Was lernen wir aus dem Tod der Bestseller‑Autorin Baek Se‑hee?
Eine Stimme der Hoffnung verstummt
Der Tod der südkoreanischen Autorin Baek Se‑hee hat viele Menschen rund um den Globus erschüttert. Bekannt wurde sie durch ihr schonungsloses Memoir „I Want to Die but I Want to Eat Tteokbokki“ (deutsch etwa: „Ich will sterben, aber ich will Tteokbokki essen“). Darin schildert sie offen ihre Gespräche mit einem Therapeuten über Dysthymie, eine Form der anhaltenden Depression. Die gebürtige Seoulerin, die kreative Schriftstellerei studiert und fünf Jahre lang in einem Verlag gearbeitet hatte, teilte in dem Buch die Erfahrungen aus ihren Therapiesitzungen. Sie begann das Projekt, nachdem sie private Notizen auf einem Blog veröffentlicht hatte und Leserinnen und Leser ihr schrieben, dass ihre Worte wie „ein Licht in der Dunkelheit“ seien.
Ihr Werk traf einen Nerv in Südkorea, wo psychische Erkrankungen oft tabuisiert werden. Das 2018 erschienene Buch verkaufte sich in Korea rund 600 000 Mal und wurde in mehr als 25 Ländern veröffentlicht. Weltweit gingen über eine Million Exemplare über den Ladentisch. 2022 erschien eine Fortsetzung, in der Baek noch tiefer über ihre chronische Erkrankung, Selbstzweifel und den langsamen Weg zur Heilung reflektierte.
Was ist über ihren Tod bekannt?
Baek Se‑hee starb am 16. Oktober 2025 im National Health Insurance Service Ilsan Hospital im nordwestlich von Seoul gelegenen Goyang. Offizielle Stellen haben keine Todesursache veröffentlicht. Lokale Medien berichten, sie sei zunächst für hirntot erklärt worden, ehe sie verstarb. Dies konnte bislang weder bestätigt noch widerlegt werden.
Sicher ist: Die Autorin hatte sich zu Lebzeiten als Organspenderin registriert. Nach ihrem Tod entnahmen Ärzte ihr Herz, ihre Lungen, die Leber und beide Nieren, wodurch fünf Menschenleben gerettet werden konnten. Die Organ‑ und Gewebespendestiftung KODA sprach in einer Mitteilung von „einem Akt der Liebe, der ihr Vermächtnis an Mitgefühl und Hoffnung fortsetzt“.
Ihre jüngere Schwester Baek Da‑hee würdigte die Verstorbene öffentlich: „Meine Schwester, die ihr Herz mit anderen teilte, wollte durch ihre Arbeit Hoffnung spenden. Mit ihrer gütigen Natur, unfähig zum Hass, möge sie nun friedlich ruhen“. Auch der englische Übersetzer Anton Hur betonte, dass Baeks Texte Millionen Menschen berührt haben.
Ein Erbe der Offenheit und Empathie
Baek Se‑hees Erfolg beruhte nicht nur auf literarischem Talent, sondern auf ihrem Mut, offen über psychische Erkrankungen zu sprechen. In Interviews erklärte sie, Schreiben helfe, sich selbst aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten – eine Art, sich „dreidimensional“ wahrzunehmen. Ihre Bücher zeigen das Spannungsfeld zwischen dem Wunsch, das Leben zu beenden, und kleinen Alltagsfreuden wie Tteokbokki, den würzigen Reiskuchen, die ihr Trost spendeten. Viele Leserinnen und Leser fanden in ihren Zeilen Trost, weil sie sich verstanden fühlten.
Der internationale Erfolg des Werks machte Baek zu einer wichtigen Stimme in der Diskussion über Depressionen. In Südkorea sprach man erstmals öffentlich über Therapien, und Fans weltweit tauschten sich über mentale Gesundheit aus. Durch ihren authentischen Tonfall und ihre sanfte Art konnte sie mit Tabus brechen.
Was wir aus ihrem Schicksal lernen können
Der Verlust einer jungen Autorin wirft die Frage auf, wie wir mit psychischer Gesundheit umgehen. Dysthymie und andere depressive Erkrankungen sind weit verbreitet, bleiben aber oft unerkannt oder werden stigmatisiert. Baek Se‑hee ermutigte durch ihre Veröffentlichungen Menschen, sich professionelle Hilfe zu suchen und offen über ihre Gefühle zu sprechen. Ihr Tod erinnert daran, dass es keine Schande ist, sich Unterstützung zu holen, und dass Offenheit anderen den Mut geben kann, dies ebenfalls zu tun.
Auch die Bedeutung der Organspende wird durch ihr Beispiel greifbar. Dass sie mit ihren Organen fünf Menschen das Leben rettete, unterstreicht, wie wichtig es ist, sich frühzeitig mit dem Thema auseinanderzusetzen und eine entsprechende Erklärung abzugeben.
Am Rande zeigt sich, dass Schlagzeilen über traurige Ereignisse oft von anderen Meldungen verdrängt werden. So berichtet die Polizei – ein Hinweis darauf, wie vielfältig die Themenlage ist und wie wichtig es bleibt, den Blick auch auf gesellschaftliche Fragen zu richten.
Fazit: Ihr Vermächtnis lebt weiter
Baek Se‑hee hinterlässt ein Vermächtnis der Hoffnung und Empathie. Ihre Bücher haben Millionen Menschen weltweit erreicht und werden weiterhin gelesen, weil sie einen offenen Dialog über Depressionen ermöglichen. Ihr freiwilliger Organspendeakt rettete mehrere Leben und inspirierte viele, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
Mit nur 35 Jahren hinterlässt die Autorin ein unauslöschliches Erbe. Ihr Tod erinnert daran, wie fragil das Leben ist und wie wichtig es ist, sich gegenseitig zuzuhören. Am Ende bleibt die Frage: Wie können wir ihr Anliegen weitertragen und Menschen in Krisen unterstützen? Vielleicht besteht die Antwort darin, sensibel und aufmerksam zu bleiben – und uns an ihre Worte zu erinnern, wenn wir uns fragen, wofür es sich zu leben lohnt.