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Robert Enke: Der stille Held im Tor

Vor der WM 2010 galt er als designierte Nummer eins im deutschen Tor. Doch Robert Enke kämpfte mit Depressionen. Sein Tod vor 15 Jahren veränderte den Umgang mit psychischen Erkrankungen im Profisport.

Robert Enke war ein erfolgreicher Torhüter, der auch in der Nationalelf spielte.
Foto: Fox-Images/ddp images

Robert Enke (1977-2009) war ein Ausnahmeathlet, der die Herzen der Menschen auch abseits des Platzes berührte. Geboren am 24. August 1977 in Jena, wuchs er in einer sportbegeisterten Familie auf. Sein Vater war promovierter Psychotherapeut und 400-Meter-Hürdenläufer, die Mutter Handballspielerin. Früh erkannten seine Trainer das außergewöhnliche Talent zwischen den Pfosten.

Seine Karriere führte den bescheidenen Keeper von Carl Zeiss Jena über Borussia Mönchengladbach ins europäische Ausland. Bei Benfica Lissabon avancierte er unter Trainer-Legende Jupp Heynckes (79) zum Publikumsliebling. “Was ihm die Menschen hoch angerechnet haben, ist die Tatsache, dass er sehr schnell die portugiesische Sprache gelernt hat. Er kam mit seiner freundlichen Art, seinem guten Charakter, einfach an”, erinnerte sich Heynckes laut “Bundesliga.com” später in einem Interview.

Schicksalsschläge und sportliche Höhen

Ein Wechsel zum FC Barcelona geriet für Enke zum Wendepunkt: Unter Louis van Gaal (73) fand der ambitionierte Torhüter nie seinen Platz, erste Depressionen machten sich bemerkbar. Erst nach kurzen Stationen in Teneriffa und Istanbul kam Enke dann sportlich endgültig an. Bei Hannover 96 wurde er unangefochtene Nummer eins zwischen den Pfosten und entwickelte sich bei den Niedersachsen zu einem der besten Bundesliga-Torhüter und wurde dort auch Mannschaftskapitän.

Das private Leben stellte Enke und seine Frau Teresa (48) jedoch vor harte Prüfungen. 2006 verloren sie ihre zweijährige Tochter Lara, die mit einem schweren Herzfehler zur Welt gekommen war. “Unsere Tochter war fast ein Jahr im Krankenhaus, davon ein halbes Jahr auf der Intensivstation. Das verändert die Sichtweise. Ich habe gelernt, andere Prioritäten zu setzen”, sagte Enke einst dem NDR.

Ein besonderer Mensch im Profifußball

Anders als viele Kollegen verzichtete der Keeper auf große Gesten und laute Worte. “Ich werde nie öffentlich sagen, der oder der ist schlechter als ich, oder sonst wie versuchen, einen Kollegen kaputtzumachen, um die Nummer eins zu werden. Ich weiß, was Respekt ist”, erklärte er einmal.

Sportlich stand Enke jedoch in dieser Phase vor dem Höhepunkt seiner Karriere. Mit acht Länderspielen auf dem Buckel galt er nach den Rücktritten der deutschen Torwart-Legenden Oliver Kahn (55) und Jens Lehmann (54) als aussichtsreicher Kandidat für die Nummer eins im deutschen Tor bei der WM 2010 – noch vor dem damaligen Shooting-Star Manuel Neuer (38). Doch hinter der Fassade des erfolgreichen Sportlers verbarg sich ein Mensch, der mit schweren Depressionen kämpfte. Am 10. November 2009 nahm sich Robert Enke im Alter von nur 32 Jahren das Leben.

Ein bleibendes Vermächtnis

Seine Geschichte wirkt bis heute nach. Die von seiner Witwe Teresa geführte Robert-Enke-Stiftung setzt sich für die Aufklärung über Depressionen ein. Eine Straße am Stadion von Hannover 96 trägt mittlerweile seinen Namen.

Weltmeister Per Mertesacker (40), einst sein Teamkollege bei Hannover 96, brachte es auf den Punkt: “Robert hat mein Leben positiv beeinflusst wie kaum ein Kollege”, schrieb sein ehemaliger Teamkollege in einem Nachruf bei “11 Freunde”. Seine Witwe Teresa ergänzte: “Ich bin noch immer gerührt, welchen Einfluss Robbi auf die Menschen nehmen konnte. Eine besondere Gabe, ohne dass es ihm jemals bewusst gewesen ist.”

Robert Enkes Tod rüttelte die Gesellschaft wach und stieß eine wichtige Debatte über den Umgang mit psychischen Erkrankungen an. Sein Vermächtnis lebt weiter – in der Arbeit seiner Stiftung und in den Herzen der Menschen, die ihn nie vergessen werden.

Hilfe bei Depressionen bietet die Telefonseelsorge unter der kostenlosen Rufnummer: 0800/111 0 111

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