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Trump missinterpretiert "Full Metal Jacket" im Wahlkampf

Der republikanische Kandidat nutzt Szenen aus dem Antikriegsfilm, um sein Idealbild des US-Militärs darzustellen. Seine Darstellung stößt auf heftige Kritik und Verwirrung.

Sieht so das Militär-Ideal von Donald Trump aus?
Foto: Sipa/action press / imago/Imagn Images / Eric Seals

In etwa drei Wochen, am 5. November, entscheiden die Bürgerinnen und Bürger der USA, wer nach Präsident Joe Biden (81) ins Weiße Haus einziehen wird. Der republikanische Kandidat Donald Trump (78) hat bereits in zahlreichen Auftritten gezeigt, dass er im Wahlkampf lieber auf gefühlte Fakten als auf die Realität setzt. Man denke nur an die Geschichte, dass Einwanderer Haustiere essen würden. Mit einer neuen Attacke gegen die Demokratin Kamala Harris (59) hat Trump nun bewiesen, dass er die Aussage des 1987 erschienenen Antikriegsfilms „Full Metal Jacket“ von Stanley Kubrick (1928-1999) völlig missverstanden hat.

Während eines Wahlkampfauftritts im US-Bundesstaat Kalifornien sprach Trump über das US-Militär. Um seine Aussage zu unterstützen, dass Harris ein „wokes Militär“ anstrebe, wurde ein Clip gezeigt, der Trumps Vorstellung einer starken Armee mit der Demokratin verglich. Für die Absichten von „Kameradin Kamala“ wurde unter anderem ein Ausschnitt von Rachel L. Levine (66) gezeigt, einer Transgender-Frau, die 2021 unter Biden zur Admiral im United States Public Health Service ernannt wurde.

Misshandlung als Ideal

Für Trumps Idealvorstellung des US-Militärs werden hingegen ausschließlich Ausschnitte aus „Full Metal Jacket“ gezeigt. Gleich zu Beginn ist etwa zu sehen, wie der knallharte Ausbilder Gunnery Sergeant Hartman, grandios vom 2018 verstorbenen R. Lee Ermey verkörpert, einem Kadetten brutal in den Magen schlägt. Nach der physischen Misshandlung folgt die psychische: „Ihr seid Dreck, die niedrigste Lebensform auf Erden. Ihr seid noch nicht einmal annähernd so etwas wie Menschen.“ Das hierzu gezogene Fazit in Trumps Wahlkampf-Spot, den er auch auf seinem offiziellen X-Account postete: „Lasst uns das Militär wieder großartig machen.“

„Full Metal Jacket“ als Beispiel für ein ideales US-Militär? Diese Interpretation von Kubricks Film könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Die im Film dargestellte, demütigende Ausbildung der jungen Kadetten führt dazu, dass einer von ihnen zum Mörder wird und schließlich Suizid begeht. Später werden die Soldaten im Vietnamkrieg als abgestumpfte Killermaschinen ohne jeglichen moralischen Kompass gezeigt. Jeder von ihnen, der am Ende des Films überlebt, ist schwer traumatisiert und psychisch zerstört.

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