Die Weihnachtsfeier und der Jahreswechsel ohne Alkohol? Für viele klingt das undenkbar. Doch für manche ist es eine bewusste Entscheidung oder sogar Notwendigkeit. Wie das Vorhaben gelingen kann.
Alkoholfrei durch die Feiertage: So gelingt das Vorhaben
Ob Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, Eierlikör unterm Baum oder Champagner zum Jahreswechsel: Alkoholkonsum spielt an den Feiertagen in der Gesellschaft eine noch zentralere Rolle als sonst. Für Menschen, die auf Alkohol verzichten – sei es aus persönlicher Überzeugung oder während eines Entzugsprozesses – kann das eine große Herausforderung darstellen. Wie kann das Vorhaben gelingen, wenn alkoholische Getränke überall präsent sind und der soziale Druck steigt?
Klare Ziele setzen und standhaft bleiben
Bevor die Feiertage beginnen, sollten sich Betroffene nochmal darauf fokussieren, warum sie keinen Alkohol konsumieren möchten. Warum tut es mir gut, nicht zu trinken? Wie fühle ich mich, wenn ich doch “schwach” werde? Zudem hilft es, sich vorzuführen, was man eigentlich erreichen möchte: “Der Blick auf die eigenen Ziele, die sich jeder stecken kann, hilft in solchen Situationen”, erklärt Suchtmedizinerin Dr. Reingard Herbst im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. “Ob diese im Fokus bleiben, hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel der Tagessituation, den aktuellen Gefühlen, dem sozialen Umfeld, welches vielleicht mittrinkt.”
Und genau hier liegt oft das Problem: Kollegen, Freunde oder Familie reagieren oft mit Unverständnis auf Menschen, die keinen Alkohol trinken. Dann wird versucht, die Menschen doch zu überreden, und es fallen Sätze wie “Ach komm, nur ein Glas zum Anstoßen”. In solchen Situationen sei es wichtig, standhaft zu bleiben, erklärt Dr. Herbst. “Der Erfahrung nach ist ein ‘Nein’ zum Alkohol in solchen Situationen immer die beste Lösung. Dieses ‘Nein’ muss ganz klar ausgesprochen werden, es muss nicht erklärt werden. Es ist einfach so.” Je standhafter der Betroffene mit seiner Aussage bleibe und je weniger er erkläre, desto eher werde dieses “Nein” von den anderen im Umfeld akzeptiert. “Es gilt ein wenig Widerstand auszuhalten und dann klappt es.”
Gleichgesinnte suchen und Scham ablegen
Gemeinsam klappt Verzicht oft besser: Möglicherweise findet sich im eigenen Umfeld ja jemand, der ebenfalls auf Alkohol verzichtet? Sich mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen, Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen, kann eine große Stütze und Motivation sein.
Es ist zudem wichtig, anzuerkennen, dass die Entscheidung, auf Alkohol zu verzichten, etwas Positives ist und nichts, wofür man sich schämen sollte. Gesellschaftliche Erwartungen und normative Trinkmuster sollten nicht die Kontrolle über das persönliche Festtagserlebnis übernehmen. Offen mit Alkoholverzicht umzugehen, kann zudem eine Inspiration für andere Menschen sein.
Alkoholfreie Alternativen
Wer beim geselligen Trinken FOMO (“fear of missing out” oder auf Deutsch die Angst, etwas zu verpassen) verspürt, kann auf alkoholfreie Alternativen setzen. Mocktails sind eine tolle Art und Weise, mit Familie oder Freunden anzustoßen und sich nicht ausgeschlossen zu fühlen. Im Handel findet man für quasi jedes alkoholische Getränk inzwischen Alternativen – ob Wein, Sekt, Bier oder Gin.
In schwierigen Situationen stark bleiben
Dennoch kann Alkohol – gerade wenn an Weihnachten die ganze Familie zusammenkommt und Konfliktsituationen entstehen – oft zur Versuchung werden. In genau solchen Situationen greifen viele Menschen dann doch wieder zum Alkohol, um sich vom Stress zu “entspannen”. Dass das keine gute Idee ist, ist klar: “Weil Alkohol nur vorübergehend die Konflikte verdrängt, sie sozusagen zudeckt”, erklärt Dr. Herbst. “Die Entspannung ist ganz schnell zunichte, wenn die Konflikte mit Wucht in der Nüchternheit zurückkehren.”
“Außerdem lernt unser Gehirn, dass es diesen vermeintlichen Ausweg aus den Belastungen und Problemen des Alltags geben kann”, erläutert die Medizinerin. “Und diesen einfachen Weg möchte es dann häufiger gehen. Der Alkohol wird sozusagen benutzt, um etwas zu erwirken. In diesem Kontext ist der Weg in die Abhängigkeit besonders schnell gegeben.”