Die wachsende Zahl der Candida-auris-Infektionen bereitet Forschern weltweit Sorgen, da dieser Pilz für bestimmte Gruppen von Menschen potenziell tödlich sein kann. Eine neue Studie hat untersucht, wie sich die Situation in Deutschland derzeit darstellt.
Candida auris in Deutschland: Experten alarmiert über unentdeckte Fälle! Verbreitung einer tödlichen Pilzinfektion?
Die zunehmende Verbreitung des tödlichen Hefepilzes Candida auris sorgt weltweit für Besorgnis, und auch in Deutschland ist der Erreger angekommen. Forscher warnen nun eindringlich vor dieser Entwicklung.
Globale Ausbreitung von Candida auris: Bedrohliche Verbreitung einer tödlichen Pilzinfektion
Gesundheitsbehörden schlagen Alarm, da der Erreger Candida auris im Frühjahr 2023 vom Center for Disease Control and Prevention als “dringliche Bedrohung” eingestuft wurde, aufgrund einer starken Zunahme der Fälle in den USA, begleitet von einer zunehmenden Resistenzentwicklung. Eine aktuelle Analyse des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) zeigt zudem, dass auch in Europa die Fallzahlen steigen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Erreger in einer 2023 veröffentlichten Liste als eine von vier Pilzarten in die höchste Prioritätsstufe eingestuft.
Candida auris in Deutschland: Bisher geringe Anzahl von Fällen
Seit dem Jahr 2015 wurden in Deutschland nur vereinzelt Fälle von Candida auris festgestellt. Jedoch haben sich die Zahlen in den letzten Jahren erhöht, wie Alexander Aldejohann vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und seine Forschungskollegen herausfanden. Sie analysierten Daten vom Nationalen Referenzzentrum für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) und dem Robert Koch-Institut (RKI), in denen alle gemeldeten Candida-auris-Infektionen bis zum 31.12.2022 erfasst und untersucht wurden. Die Ergebnisse dieser Studie wurden im “Deutschen Ärzteblatt” veröffentlicht.
Die Analyse der Daten ergab, dass die aktuellen Fallzahlen von Candida auris in Deutschland noch gering sind. Insgesamt wurden 43 Fälle registriert, wobei 16 Fälle schwerwiegend waren und die betroffenen Patienten im Krankenhaus behandelt werden mussten. Bei acht Personen gelangte der Erreger sogar in den Blutkreislauf. In den Jahren 2021 und 2022 kam es mindestens dreimal zu einer nosokomialen Übertragung, bei der sich Patienten in einem Krankenhaus oder einer Arztpraxis infizierten. Zudem zeigte der Erreger eine Resistenz gegenüber einigen Medikamenten. Laut einer Mitteilung der Universität Würzburg waren 80 Prozent der am NRZMyk verfügbaren Pilzstämme hochresistent gegenüber Fluconazol, einem gängigen Anti-Pilzmittel. In einem Fall wurde sogar eine Resistenz gegenüber Echinocandin festgestellt, einer vergleichsweise neuen Substanzklasse zur Behandlung von Pilzinfektionen.
Forscher plädieren trotz niedriger Fallzahlen für eine gesetzliche Labormeldepflicht
“Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Spanien, Italien oder Großbritannien sind die Fallzahlen bei uns zum Glück noch niedrig”, betont Aldejohann. “Wir müssen jedoch weiterhin alles daransetzen, dass dies so lange wie möglich so bleibt. Unsere Erfahrungen zeigen, dass jede Candida-auris-Infektion schwer zu behandeln ist und potenziell lebensbedrohlich für die Patienten ist.” Aldejohann betont, dass Patienten in deutschen Kliniken keine Angst haben müssen, sich mit dem Erreger anzustecken.
Trotzdem sind die aktuellen Fälle “nicht vollständig in einer Datenbank erfasst”, erklärte Prof. Dr. Oliver von der Universität Würzburg. Es müsse von einer “Dunkelziffer” ausgegangen werden. Er empfahl dem Robert Koch-Institut (RKI), eine Labormeldepflicht für Candida auris einzuführen. “Dies könnte meiner Meinung nach mit vertretbarem Aufwand umgesetzt werden und würde neben einer genauen Erfassung der Epidemiologie auch ermöglichen, frühzeitig Infektionsschutzmaßnahmen zu ergreifen”, fügte er hinzu.
Potentiell tödlicher Verlauf: Symptome, Krankheitsverlauf und mehr bei Candida-auris-Infektion
Der Erreger Candida auris wurde erstmals 2009 in Asien entdeckt. Für gesunde Menschen stellt der Pilz keine direkte Bedrohung dar. Bei Personen mit geschwächtem Immunsystem kann eine Infektion jedoch schwerwiegende Folgen haben, einschließlich Organschäden und Blutvergiftung, und im schlimmsten Fall tödlich verlaufen. Im Gegensatz zu anderen Pilzarten kann sich dieser Erreger von Mensch zu Mensch übertragen, was insbesondere in Krankenhäusern und Pflegeheimen ein Risiko darstellt.