Helles Licht in der Nacht stört den Schlaf und erhöht laut Studie das Risiko für Herzinfarkt, Herzschwäche und Schlaganfall deutlich – insbesondere bei Frauen und Jüngeren. Tipps für besseren Schutz.
Nächtliches Licht erhöht Herzkrankheitsrisiko: Neue Studie warnt

Wenn die Nacht zum Tag wird
In modernen Städten sind Lichtverschmutzung und künstliche Beleuchtung allgegenwärtig. Ob Straßenlaternen, Reklametafeln oder das Smartphone am Bett – immer häufiger verbringen wir die Nacht nicht mehr in völliger Dunkelheit. Doch wie wirkt sich nächtliches Licht auf unsere Gesundheit aus? Eine neue Analyse aus den USA geht dieser Frage nach und kommt zu alarmierenden Ergebnissen.
Neue Studie: Nächtliches Licht erhöht Herzrisiko
Wissenschaftler der Northwestern University und der Monash University haben rund 88.905 Erwachsene mit Hilfe von Lichtsensoren am Handgelenk über mehrere Jahre begleitet. Sie untersuchten, wie stark das Durchschnittslicht zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens war und setzten die Messwerte in Beziehung zu späteren Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das Ergebnis: Wer nachts auf hohen Beleuchtungswerten schläft, hat ein deutlich erhöhtes Risiko für Herzinsuffizienz, Herzinfarkt, Schlaganfall und Vorhofflimmern. In der Gruppe mit den hellsten Nächten (91.–100. Perzentil) lag das Risiko für Herzinfarkt und Herzinsuffizienz 45 bis 56 Prozent höher als bei Teilnehmern mit dunklen Nächten, und auch das Schlaganfall- und Vorhofflimmerrisiko stieg um rund 28 bis 32 Prozent. Andere Analysen zeigten, dass schon eine Erhöhung der Nachtbelastung um eine Standardabweichung das Risiko für verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen um fünf bis acht Prozent steigen lässt – unabhängig von Lebensstilfaktoren wie Rauchverhalten oder Bewegungsmangel.
Die Forscher berücksichtigten dabei nicht nur Alter, Geschlecht und ethnische Herkunft, sondern auch sozioökonomische Faktoren. Dennoch blieb die statistische Beziehung zwischen Nachtlicht und Herzerkrankungen bestehen.
Warum sind Frauen und Jüngere besonders betroffen?
Laut der Studie waren Frauen und jüngere Personen besonders anfällig. Forscher vermuten, dass hormonelle Unterschiede und eine größere Sensibilität für circadiane Störungen eine Rolle spielen können. Nachtlicht dämpft die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin, stört den Tag-Nacht-Rhythmus und erhöht Stresshormone wie Cortisol. Dadurch können Blutdruck und Herzfrequenz dauerhaft erhöht sein. In Kombination mit anderen Risikofaktoren wie Schlafmangel, ungesunder Ernährung oder Rauchen steigt die Gefahr für Herzkrankheiten. Auch externe Faktoren wie Straßenbeleuchtung, LED-Werbung oder das Licht von Innenraumgeräten tragen zur nächtlichen Belastung bei. Viele Menschen lassen elektronische Geräte wie Fernseher, Tablets oder Smartphones im Schlafzimmer laufen, obwohl diese durch ihre blauen Lichtanteile den Schlaf besonders beeinträchtigen.
Tipps für gesunden Schlaf und Herzschutz
Die Wissenschaftler empfehlen, bei Einbruch der Dunkelheit auf grelle Beleuchtung zu verzichten. Rollläden oder lichtundurchlässige Vorhänge helfen, Straßenlampen und Reklametafeln auszusperren. Wer nachts aufstehen muss, sollte auf gedimmtes, warmes Licht zurückgreifen, um den Biorhythmus nicht zu stören. Besonders wichtig ist auch ausreichend Tageslicht: Die Studie zeigte, dass helles Tageslicht (über 5.000 Lux) das Risiko für einige Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken kann. Spaziergänge im Freien, offene Jalousien und regelmäßige Pausen an der frischen Luft helfen, den circadianen Rhythmus zu stabilisieren.
Wie bei allen Gesundheitsstudien gilt: Nachtlicht ist nur einer von vielen Risikofaktoren. Gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, der Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum sowie Stressreduktion spielen weiterhin eine entscheidende Rolle.
Faktencheck: Was andere Quellen sagen
Auch andere Quellen stützen die Ergebnisse der Studie. Eine Auswertung auf news-medical.net berichtet, dass pro Standardabweichung des nächtlichen Lichtes das Risiko für koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern und Schlaganfall jeweils um fünf bis acht Prozent zunimmt. Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass der Zusammenhang auch nach Berücksichtigung von Lebensstilfaktoren bestehen bleibt.
Fazit: Dunkelheit als Medizin für das Herz
Nächtliches Licht scheint mehr zu sein als nur ein kosmetisches Problem. Wer häufig bei hellem Licht schläft, riskiert, sein Herz-Kreislauf-System zu belasten. Insbesondere Frauen und jüngere Menschen sollten auf einen dunklen Schlafraum achten. Ein regelmäßiger Schlafrhythmus und ausreichend Tageslicht sind einfache, aber effektive Maßnahmen für die Herzgesundheit. Wer dagegen immer im Schein künstlicher Beleuchtung lebt, könnte langfristig einen hohen Preis zahlen – das zeigt die aktuelle Forschung eindrücklich.








