Auf Instagram begeistert Florence Given Millionen mit ihren Motivationsreden für ein genussvolles Leben abseits von Scham und Schönheitswahn. Ihren Gute-Laune-Feminismus erklärt sie nun in ihrem dritten Buch, “Women Living Deliciously”.
Glücklich durch Feminismus: Florence Given zeigt, wie es geht
Wenn man auf das Instagram-Profil von Florence Given (25) stößt, kann man eigentlich nur in gute Stimmung kommen. Die Autorin und Influencerin mit den auffällig pinken Haaren zeigt so viel Freude an allem, was sie macht, dass es ansteckend wirkt. Egal ob es um Kleidung, Musik oder Blumen geht – Given strahlt stets.
Die Britin zeigt auch dann ein strahlendes Lächeln, wenn sie mit der Energie einer großen Schwester eindringliche Motivationsreden hält, die vor allem an junge Frauen gerichtet sind. In diesen Videos, die teilweise über drei Millionen Aufrufe haben, ermutigt sie ihre Followerinnen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich nicht zu verstellen, um von anderen gemocht zu werden. Der Grund für Givens Beliebtheit auf Instagram sind diese Videos und die Begeisterung, die sie dabei ausstrahlt. Während Feminismus und Selbstermächtigung oft mit Vorwürfen, Verboten und schlechter Laune verbunden sind, befreit Given ihre Anhängerinnen von Scham, Schuld und schlechtem Gewissen. Ihr Feminismus verbreitet gute Laune, was im Patriarchat erst einmal erreicht werden muss.
Mehr als 800.000 hauptsächlich weibliche Follower verfolgen mittlerweile die Lebensweisheiten der 25-Jährigen. Jetzt hat Given diese in einem Buch zusammengefasst, das heute (10. Oktober) in Deutschland bei Kiepenheuer & Witsch veröffentlicht wird: “Women Living Deliciously”. Nachdem die Britin 2022 mit dem Bestseller “Frauen schulden dir gar nichts” über die Hindernisse des Patriarchats im Außen geschrieben hat, beschäftigt sie sich diesmal mit den Denkmustern, die es in den Köpfen der Frauen hinterlassen hat. Sie bietet eine Anleitung, wie sie sich von Dingen wie dem Bedürfnis, zu gefallen, Schönheitswahn, Selbstzweifeln und Konkurrenzdenken befreien können.
Mit Genuss gegen das Patriarchat
Given legt den Fokus ganz auf die Eigenverantwortung der Frauen und bietet ihnen Freude und Genuss als Mittel gegen die bestehende Ordnung. Dies ist sowohl neu als auch ansprechend. Given behauptet, dass der Zugang zur Freude bereits der Ausweg aus der Selbstobjektivierung ist. Die Botschaft ist, die Welt zu erleben, anstatt von ihr erlebt zu werden. Wer sich von einem Moment echter Begeisterung mitreißen lässt, denkt nicht mehr darüber nach, wie er dabei wirkt.
Für Given dreht sich alles darum, “deliciously”, also köstlich oder vorzüglich, zu leben. Gemeint ist keine Luxusreise auf die Malediven, gemeint sind die kleinen Dinge des Alltags. Eine hübsche Teetasse. Ein Sonnenuntergang. Der Geruch von frischem Brot. Given ruft dazu auf, diese Momente in vollen Zügen wahrzunehmen und sich ins Leben zu verlieben. Und zwar ohne schlechtes Gewissen. Denn offenbar brauchen viele Frauen Gründe, um sich zu erlauben, schamlos zu genießen. Und die liefert Given am laufenden Band, der vielleicht beste lautet: Freude ist ansteckend und damit eben nicht egoistisch, sondern grundsätzlich selbstlos.
Lebenshilfe-Best-Of im rotzigen Ton
Die Mittel, um das Glücksniveau von Florence Given zu erreichen, hat sie sich durch das Lesen von Werken von Autorinnen wie Glennon Doyle, Psychologen wie Dacher Keltner oder spirituellen Denkern wie Eckhart Tolle angeeignet und teilt sie großzügig in ihrem selbst illustrierten Buch. “Women Living Deliciously” dient als zugängliche Sammlung von Lebenshilfe, die psychologische Methoden wie Achtsamkeit, Affirmationen, Dankbarkeit oder das Gesetz der Anziehung im frechen und entspannten Stil von Given erklärt. Die Feministin verknüpft ihr Wissen mit Aufrufen zur Solidarität unter Frauen, persönlichen Anekdoten oder Ratschlägen, wie man leichter Grenzen setzen kann.
Givens Buch hat nichts mit einem kapitalistischen Ratgeber à la “Werde die beste Version deiner selbst” zu tun. Sie möchte Frauen dazu ermutigen, die glücklichste Version ihrer selbst zu werden, und warnt ausdrücklich davor, die Denkweisen der toxischen Männlichkeit zu übernehmen. Obwohl Given inzwischen ebenfalls früh aufsteht, tut sie dies nicht zur Selbstoptimierung. Vielmehr beginnt Florence Given ihren Tag früh, um genügend Zeit zu haben, diese – selbstverständlich genussvoll – verschwenden zu können.