Der tiefe Pulverschnee abseits der Piste lockt – die Gefahr eines Lawinenabgangs ist dort jedoch groß. Damit es erst gar nicht so weit kommt, sollte man einige Verhaltensregeln kennen und im Ernstfall schnell und bedacht handeln.
Schnee im Überfluss: Richtig handeln bei Lawinengefahr
Ein winterliches Schneeparadies kann sich schnell in einen Albtraum verwandeln. Glitzernder Neuschnee und tiefer Powder locken Ski- und Snowboardfahrer abseits der Piste an – doch dort lauert eine weiße Gefahr: Jedes Jahr verunglücken zahlreiche Wintersportler in Lawinen. Das Risiko, von einem Schneebrett mitgerissen zu werden, lässt sich deutlich reduzieren, indem man das richtige Wissen hat und einige Vorsichtsmaßnahmen ergreift. Wie kann man sich vor Lawinen schützen und was kann man tun, wenn der Ernstfall eintritt?
Wie entstehen Lawinen?
Wenn sich große Mengen der Schneedecke lösen, spricht man von einer Lawine. Die meisten Schneedecken bestehen aus mehreren Schichten, die sich während verschiedener Niederschlagszeiträume aufbauen. Je unterschiedlicher die Eigenschaften der Schichten sind, desto instabiler ist der Aufbau der Schneedecke. Eine Überlastung der Schichten kann dazu führen, dass ein Riss entsteht und große Teile der Schneedecke talabwärts bewegt werden. Nur etwa zehn Prozent aller Lawinen werden durch natürliche Auslöser verursacht. Rund 90 Prozent sind auf externe Auslöser zurückzuführen, meist Tiere und Menschen.
Die wichtigsten Verhaltensregeln
Um sich vor möglichen Lawinenabgängen zu schützen, gibt es einige Dinge zu beachten, bevor man ins Freie geht. Es ist wichtig, niemals alleine ins Gelände zu fahren, sondern immer in einer Gruppe und am besten mit einem ortskundigen Bergführer.
Um gut vorbereitet zu sein, ist es wichtig, den Wetterbericht und das Gelände sorgfältig zu überprüfen. Außerdem sollte man sich über die aktuelle Lawinengefahr und Schneesituation informieren.
Wer abseits der Piste unterwegs ist, sollte dies nicht ohne die angemessene Notfallausrüstung tun. Diese umfasst ein Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS-Gerät), eine Lawinenschaufel und eine Sonde. Es ist auch ratsam, einen Rucksack mit Lawinenairbag mitzuführen. Vor dem Start sollte das Material sorgfältig überprüft werden. Ein LVS-Gerät ist nur dann hilfreich, wenn es über volle Batterien verfügt.
Bevor man die Piste verlässt, empfiehlt es sich, das ungesicherte Gelände sorgfältig zu überprüfen. Achten Sie auf Risse und potenzielle Risikofaktoren wie Neuschnee, Wind oder steile Hänge. Darüber hinaus sollten steile Hänge immer einzeln oder mit großem Abstand befahren werden.
Im Ernstfall richtig handeln
Wenn man sich in einer Lawinensituation befindet, obwohl alle Vorsichtsmaßnahmen nicht geholfen haben, ist es wichtig, schnell zu handeln. Zuerst sollte man versuchen, seitlich aus der Lawine herauszufahren. Wenn das nicht funktioniert, sollte man zuerst die Stöcke abwerfen. Diese können wie ein Anker wirken und nach unten ziehen, was auch Stichverletzungen verhindert. Daher sollte man im freien Gelände niemals die Schlaufen der Stöcke benutzen.
Wenn jemand einen Lawinenrucksack besitzt, sollte er diesen aktivieren. Es ist von größter Bedeutung, mit Schwimmbewegungen an der Schneeoberfläche zu bleiben, egal was es kostet. Sobald der Schnee zum Stillstand kommt, sollte man die Arme vor die Brust nehmen und die Hände vor das Gesicht halten, um eine Atemhöhle zu schaffen. Auf diese Weise kann man theoretisch bis zu 130 Minuten unter einer Lawine überleben.
Wer einen Lawinenabgang beobachtet oder sich selbst gerettet hat, sollte schnell, aber besonnen handeln. Jede Minute ist entscheidend für Leben und Tod: Nach 15 Minuten unter den Schneemassen sinken die Überlebenschancen deutlich. Zuerst sollte man sich selbst in Sicherheit bringen und auf mögliche Nachlawinen achten. Dann so schnell wie möglich die Rettungskräfte informieren, über den Lawinenabgang und mögliche verschüttete Personen berichten und den Anweisungen der Einsatzkräfte folgen. Es ist wichtig, sich gut einzuprägen, an welchen Stellen möglicherweise Personen verschüttet wurden.