Der richtige Umgang mit blinden und sehbehinderten Personen will gelernt sein. Wie kann man Betroffenen ihr Leben erleichtern und wie steht man ihnen eher im Weg? So sind sie auf die nächste Interaktion gut vorbereitet.
So können Sehende Blinden im Alltag helfen
Laut dem Statistischen Bundesamt leben in Deutschland 334.600 sehbehinderte und blinde Menschen. Daher ist es umso wichtiger, in Alltagssituationen Hilfe leisten zu können. Sehende sollten dabei auf die richtige Umgangsform achten, denn selbst gut gemeinte Unterstützung kann die falsche Wirkung haben.
Direkte Kommunikation mit dem Gegenüber
Wie bei allen Interaktionen ist die Kommunikation von größter Bedeutung. Es ist absolut unangebracht, Blinde und Sehbehinderte ohne deren Zustimmung anzufassen und zu leiten. Nur wenn die betroffene Person darum bittet, sollte man Hilfe anbieten. Es ist wichtig, jeden Schritt zu verbalisieren, um Überraschungen zu vermeiden, wie vom Schweizerischen Blindenverband erläutert wird. Um Missverständnisse zu vermeiden, ist es immer besser, sich nochmals zu erkundigen.
Die Anwesenheit anderer Personen bedeutet nicht, dass man die Person nicht direkt ansprechen sollte. Der Blinden- und Sehbehindertenverein Hamburg rät dazu, niemals die dritte Person in Gesprächen mit einem Menschen mit Seheinschränkung zu verwenden. Fragen an Begleitpersonen wie “Möchte Ihr Mann Platz nehmen?” seien unangemessen. Laut dem Verein ist das Wort “sehen” in Unterhaltungen kein Tabu. Das Wort sei so stark im Sprachgebrauch verankert, dass es auch von Betroffenen verwendet wird.
Hilfe in verschiedenen Situationen
Begleiten Sehende einen Blinden oder Sehbehinderten in einen Supermarkt oder anderen Laden, sollten sie laut dem Verein einen Mitarbeiter oder Servicepunkt aufsuchen. Diese würden dann die weitere Assistenz übernehmen. Fragt eine Person nach dem Weg zur nächsten Toilette, sei es am besten, den Weg persönlich zu zeigen. Ist der Helfer vom gleichen Geschlecht wie der Betroffene, könne man vor der Kabine auf ihn warten und ihm beim Händewaschen helfen, die Handtücher und Weiteres zu finden. Oft benötige die Person diese Hilfe jedoch nicht, da sie es gewohnt sei, sich selbstständig zurechtzufinden.
In dieser und anderen Situationen ist es hilfreich, auf nur sichtbare Dinge hinzuweisen. Der Verein zählt dazu verschmutzte WCs oder Bäume und Büsche, die auf den Gehweg ragen. Auch auf geöffnete Kofferraumtüren und ähnliche Dinge, die eine Person mit ihrem Stock nicht ertasten kann, sollte der Helfer aufmerksam machen. Ein weiterer Leitsatz besagt, dass die unterstützende Person immer vorausgeht. Dadurch können Unfälle auf Treppen oder beim Benutzen von Türen vermieden werden. Beim Treppenlaufen ist es laut der Stiftung Mühlehalde essenziell, anzusagen, ob der Begleiter die betroffene Person nach oben oder unten führt.
Von zu Hause aus unterstützen
Auch außerhalb von Begegnungen im öffentlichen Raum gibt es Wege, Betroffenen das Leben zu erleichtern. Neben freiwilliger Mitarbeit bei zuständigen Organisationen ist auch Hilfe von zu Hause aus möglich. In der App “Be My Eyes” können Blinde und Sehbehinderte Unterstützung bei Aufgaben anfordern, die ihnen schwerfallen oder unmöglich sind. Zum Beispiel bei der Wahl des Outfits oder dem Aufhängen von Bildern können sehende Menschen auch aus der Ferne eine helfende Hand bieten. Sie können die Personen von der anderen Seite des Bildschirms aus anleiten und ihnen mit Rat zur Seite stehen.