Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, Spenden zu verschenken. Doch welche Organisationen sind wirklich seriös? Spendensiegel bieten Orientierung und garantieren Transparenz und verantwortungsvollen Umgang mit Geldern.
Spenden statt Schenken: Der neue Trend zu Weihnachten
Der Anblick des vollgestopften Kleiderschranks, des überquellenden Bücherregals oder der Schublade voller Technik-Gadgets wirft bei vielen Menschen, besonders vor Weihnachten, eine Frage auf: Benötigen wir wirklich noch mehr Dinge? Was schenkt man jemandem, der sich alles selbst kaufen kann? Und das in einer Zeit, in der Menschen in vielen Teilen der Welt mit Krieg, Naturkatastrophen oder Armut zu kämpfen haben? Aus diesem Grund wird es immer beliebter, Spenden zu verschenken. So kann man nicht nur dem Beschenkten, sondern auch Bedürftigen eine Freude machen.
Wenn man eine Spende machen möchte, sollte man einige Dinge beachten und sich insbesondere über die jeweilige Organisation informieren. Denn der Dschungel der Spenden wirkt auf den ersten Blick unübersichtlich: In Deutschland existieren etwa 600.000 Vereine und rund 22.000 rechtsfähige Stiftungen, die alle davon profitieren, wenn Menschen bereit sind, ihr Portemonnaie zu öffnen.
Spendensiegel und Zertifikate
Ein wesentlicher Punkt beim Spenden ist die Auswahl einer vertrauenswürdigen Organisation. Dabei sind Spendensiegel, wie das des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), hilfreich. In Deutschland wird das DZI-Spendensiegel als bedeutendstes Zeichen des Vertrauens im Bereich der Spenden angesehen und es gewährleistet eine transparente Verwendung der Mittel sowie eine unabhängige Überprüfung. Organisationen, die das DZI-Siegel tragen, verpflichten sich zu einem sparsamen und transparenten Umgang mit den Geldern und werden zudem jährlich vom DZI kontrolliert, um sicherzustellen, dass sie hohe Standards erfüllen.
Etwa 230 vorwiegend soziale Organisationen tragen momentan das DZI-Siegel. Geprüft werden jedoch nur solche Hilfswerke, die mindestens seit zwei Jahren bestehen, jährlich mehr als 25.000 Euro einnehmen und sich selbst beim Institut zur Prüfung anmelden und diese auch finanzieren. Kleinere Organisationen können sich dies oft nicht leisten. Ein Verein ohne DZI-Siegel ist daher nicht automatisch unseriös.
Ein zusätzliches Gütesiegel ist das Spendenzertifikat des Deutschen Spendenrats. Die Mitgliedsorganisationen des Vereins werden über einen Zeitraum von drei Jahren schrittweise überprüft. Das Zertifikat bestätigt, dass die Organisation die ihr anvertrauten Mittel verantwortungsvoll und transparent gemäß den festgelegten Zielen und Regeln verwendet.
Aufschluss zu “wirkungsvoller Arbeit im gemeinnützigen Sektor” gibt das Qualitätszeichen “Wirkt!” von Phineo, das Organisationen und Vereinen eine kostenfreie Analyse ihrer Projekte bietet. Projekte mit besonders hohem Wirkungspotenzial erhalten das “Wirkt!”-Siegel und werden in die Datenbank geprüfter Spendenorganisationen aufgenommen.
Es existiert tatsächlich auch ein Spenden-TÜV. Der TÜV Thüringen stellt nach einer umfassenden Prüfung Zertifikate an NGOs aus. Das Zertifikat für “zertifiziertes Fundraising” bestätigt, dass eine Organisation ein Qualitätsmanagement zur Steuerung der Spendergewinnung und -betreuung hat.
Transparenz prüfen
Für Organisationen ohne DZI-Siegel ist es ratsam, die Website genauer zu betrachten. Dort sollten umfassende Informationen über die Projekte zu finden sein, ebenso wie jährliche Tätigkeitsberichte und relevante Finanzdaten. Werden die Ziele der Organisation transparent dargestellt und deren Erreichen überprüft? Gibt es regelmäßige Berichte über Fortschritte, konkrete Ergebnisse und die Verwendung der Spendengelder? Wird der Großteil der Spenden direkt in die Projekte investiert und nicht in Verwaltung oder Marketing? Auch Informationen über die Mitglieder des Aufsichtsgremiums sollten öffentlich zugänglich sein.
Die “Initiative Transparente Zivilgesellschaft” engagiert sich für eine erhöhte Transparenz in zivilgesellschaftlichen Organisationen. Sie hat zehn wesentliche Punkte festgelegt, die jede zivilgesellschaftliche Organisation der Öffentlichkeit bereitstellen sollte. Auf der Website findet sich eine Liste der fast 2.000 Mitgliedsorganisationen.
Vorsicht bei Werbung
Spendenaufrufe sollten stets kritisch hinterfragt werden. Solche Aufrufe müssen klar und unmissverständlich sein und dürfen keinen Druck ausüben. Besonders vorsichtig sollte man bei Werbung sein, die stark auf Emotionen abzielt oder Schuldgefühle hervorruft, da dies auf ein fragwürdiges Angebot hindeuten könnte.