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Was stimmt wirklich? Die bekanntesten Zahnpflege-Mythen im Check

Von Zahnseide bis Interdentalbürste: Wie pflegen wir am besten unsere Zähne? Dr. Jochen H. Schmidt klärt im Interview über die häufigsten Mythen auf, von denen einige wahr sind.

"Grundsätzlich sollten die Zähne nach dem Frühstück geputzt werden", rät Dr. Jochen H. Schmidt.
Foto: PeopleImages.com - Yuri A/Shutterstock.com

Um das Thema Zahnpflege ranken sich unzähligen Mythen. Die einen glauben, dass elektrische Zahnbürsten in jedem Fall besser sind als herkömmliche Handzahnbürsten. Andere sind der Meinung, dass man mehr als zweimal täglich die Zähne putzen sollte. Und auch zum Thema Zahnseide, Zahnpasta und Zahnarzt gibt es viel Diskussionsstoff. Dr. Jochen H. Schmidt, zahnärztlicher Leiter des Carree Dental in Köln, klärt im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news über die wichtigsten Fakten auf.

Handzahnbürste oder elektrische Zahnbürste – was ist besser und warum?

Dr. Jochen H. Schmidt: Der wesentliche Unterschied liegt in der Power: Während bei der Handzahnbürste das Putztempo eher beschaulich ist, drehen elektrische Zahnbürsten dank des Motors im Bürstenkopf voll auf. Die rotierenden Bürsten erreichen mit Leichtigkeit bis zu 80.000 Umdrehungen pro Minute. Diese Kraft bleibt natürlich nicht ohne Wirkung.

Besonders vorteilhaft sind Elektro-Zahnbürsten für ältere oder behinderte Menschen mit eingeschränkter Feinmotorik: Durch das automatische Hin- und Herdrehen des Bürstenkopfes können die Zähne wesentlich leichter, das heißt, ohne großen Bewegungsaufwand, gereinigt werden. Ein weiterer Pluspunkt: Durch ihren kleinen, runden Bürstenkopf erreichen Elektro-Bürsten auch hintere Zähne problemlos.

Doch es gibt auch Schwachstellen. So kann falsche Handhabung schlimmstenfalls zu Verletzungen des Zahnfleischs oder der Zahnhälse führen.

Wird die “gute alte” Handzahnbürste bevorzugt, so empfehlen sich Kunststoffborsten. Diese schonen das Zahnfleisch und sind weniger bakterienanfällig als Naturborsten.

Wie sinnvoll ist Zahnseide?

Schmidt: Zahnseide ist ideal an jenen Stellen, wo selbst kleine Interdentalbürsten nicht hingelangen können. Dies ist vor allem bei eng aneinander stehenden Zähnen der Fall. Besonders empfehlenswert ist sie zudem bei der Reinigung unter dem Zahnfleischrand. Bei der ein- oder zweimaligen täglichen Anwendung sollte man nicht zu sparsam mit der Seide umgehen: Damit diese gut in alle Zahnzwischenräume gelangen kann, am besten circa 12 bis 15 Zentimeter nehmen und für jeden Zwischenraum ein neues Stück vom Finger rollen. Wie Sie dabei am besten vorgehen, demonstriert gerne die Prophylaxe-Fachkraft beim Zahnarzt.

Zahnseide oder Interdentalbürste?

Die Antwort auf diese Frage richtet sich nicht nur nach der Größe der Zahnzwischenräume, sondern auch nach dem persönlichen Geschmack: Während der eine besser mit der Bürste zurechtkommt, beweist der andere eher Geschick im Umgang mit der Zahnseide. Beide eignen sich zur Optimierung der täglichen Mundpflege, sind aber natürlich niemals ein Ersatz fürs gründliche Zähneputzen.

Wie oft sollte man wirklich zur Zahnreinigung gehen?

Schmidt: Ratsam ist alle sechs Monate eine professionelle Zahnreinigung (PZR), also die gründliche Säuberung aller Zahnflächen in der Arztpraxis.

Und wie oft sollte ein Zahnarzt die Zähne kontrollieren?

Schmidt: Empfehlenswert ist ebenfalls zweimal jährlich eine Kontrolluntersuchung. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten dafür – ebenso übrigens wie für jährlich einmal eine Zahnsteinentfernung.

Wie sinnvoll ist eine Mundspülung?

Schmidt: Wer regelmäßig zum Mundwasser greift, der sollte dennoch nicht bei der gründlichen Zahnpflege schludern. Denn diese Produkte bringen meist nicht viel mehr als einen frischen Atem. Anders sieht es bei Mundspülungen aus: Diese können eine intensive Interdentalraumpflege zwar auch nicht ersetzen, aber sinnvoll ergänzen. Kontinuierlich angewandt, helfen sie dabei, Karies und Parodontitis zu verhindern. Zudem stellen sie insbesondere für ältere Menschen mit motorischen Beeinträchtigungen bei der Reinigung der Zahnzwischenräume eine Alternative zur Zahnseide dar.

Welche Zahnpasten sind die besten?

Schmidt: Ein hoher Preis ist nicht unbedingt qualitätsentscheidend: Günstige Pasten putzen oft nicht schlechter als teure Produkte, haben Tests gezeigt. Wichtig ist ein wirkungsvoller Fluorid-Anteil. Denn diese Mineralsalze schützen den Zahnschmelz vor Säuren und Bakterien. Sie machen die Zähne widerstandsfähiger und sind die beste Präventiv-Maßnahme gegen Karies. Das gilt insbesondere für Amin-, Zinn- und Natriumfluorid. Inhaltsstoffe wie Kamille, Panthenol oder Salbei wirken zudem entzündungshemmend.

Entscheidender als die Wahl der Zahncreme ist für unsere Zahngesundheit regelmäßiges Putzen. Dabei kommt es auf die richtige Technik an: Die Borsten sanft gegen die Zähne drücken und Speisereste und Beläge dann mit kleinen, rüttelnden Bewegungen beseitigen. Dabei stets vom Zahnfleisch zum Zahn hin reinigen. Wichtig ist ein systematisches Vorgehen mit der KAI-Methode: Zuerst kommen die Kauflächen (K) dran, dann folgen die Außenflächen (A) und zu guter Letzt werden die Innenflächen (I) gereinigt. Dabei bitte die Pflege des Interdentalraums durch Zahnseide und Zwischenraumbürsten nicht vergessen. Ganz wichtig sind zudem regelmäßige Professionelle Zahnreinigungen.

Reicht es, die Zähne zweimal täglich zu putzen?

Schmidt: Ja, die American Dental Association (ADA) empfiehlt zweimal täglich eine Säuberung für etwa drei Minuten mit Zahnpasta und Zahnbürste, davon einmal in Kombination mit Zwischenraumpflege.

Nicht nur wer häufiger vergisst, seine Zähne zu reinigen, bedroht deren Gesundheit. Auch wer zu stark putzt, tut seinen Zähnen nichts Gutes. Im Gegenteil: Das Zahnfleisch schwindet und das Zahnbein wird abgetragen, was offene Kanälchen zur Folge hat.

Putzt man die Zähne besser vor oder nach dem Frühstück?

Schmidt: Grundsätzlich sollten die Zähne nach dem Frühstück geputzt werden. Denn Zahnbelag schädigt in Zusammenhang mit den Bakterien den Zahnschmelz. Es ist also gut, wenn dieser möglichst schnell nach der morgendlichen Mahlzeit entfernt wird.

Helfen Kaugummis bei der Zahnpflege?

Schmidt: Wer rund um die Uhr Wert auf eine perfekte Mundhygiene legt, der kann ruhig öfter zu Zahnpflege-Kaugummis greifen. Denn diese erhöhen die Speichel-Produktion und neutralisieren die Säuren im Mundbereich. Das fördert nicht nur die Sauberkeit der Zähne zwischendurch, sondern reduziert auch die Kariesanfälligkeit durch die erhöhte Pufferkapazität des Speichels.

Wie sinnvoll ist ein Zungenreiniger?

Schmidt: Wichtig ist nicht nur die gründliche Pflege der Zähne: Auch bei der übrigen Mundhygiene können kleine Sünden gravierende gesundheitliche Folgen haben. Deshalb am besten auch die Zunge nach dem Zähneputzen mit einer speziellen Bürste beziehungsweise einem Zungenschaber reinigen. Schließlich ist sie ein Tummelfeld für kariesverursachende Bakterien. Mit dieser speziellen Zungenbürste werden mundgeruchverursachende und pathogene Keime entfernt und die Zahnpflege zu Hause somit ideal ergänzt.

spoton