Die junge Deutsche trotzt bei der Ski-WM den Bedingungen und verpasst nur knapp die Podestplätze. Während eine Kollegin kriselt, mausert sie sich immer mehr zur deutschen Hoffnung.
Keine WM-Medaille: Ski-Hoffnung Aicher mit Startnummern-Pech
Ein Raunen ging durch das imposante Stadion im Zielraum. Emma Aicher hielt kurz inne und ballte dann jubelnd die Faust. Die deutsche Ski-Hoffnung hat eine Überraschung bei der WM-Abfahrt knapp verpasst, grämte sich nach ihrem sechsten Platz in der Königsdisziplin aber nicht. «Wir werden es nie herausfinden», sagte Aicher auf die Frage, ob mit einer früheren Startnummer beim Sieg der Amerikanerin Breezy Johnson mehr drin gewesen wäre. Mit ihrer Fahrt sei sie auf jeden Fall zufrieden.
Piste in der prallen Sonne
Aichers sechster Platz im Super-G und gute Trainingsleistungen hatten in den letzten Tagen Hoffnungen auf die erste deutsche Medaille bei der WM in Saalbach-Hinterglemm geweckt. Doch die Startnummer 30 erwies sich am Zwölferkogel bei strahlendem Sonnenschein als Nachteil.
Auch Außenseiterinnen aus Andorra oder Kenia hatten die Möglichkeit, vor Aicher auf die zunehmend weicher werdende Piste zu gehen. Die 21-Jährige startete zwar stark, verlor jedoch im weiteren Verlauf Hundertstel um Hundertstel – und landete schließlich 0,27 Sekunden hinter den Podestplätzen. Zweite hinter Breezy Johnson aus den USA wurde die österreichische Lokalmatadorin Mirjam Puchner vor der tschechischen Allrounderin Ester Ledecka.
Nächster Dämpfer für Weidle-Winkelmann
Eine «Super-Leistung» von Aicher sei das gewesen, sagte Ex-Skistar Felix Neureuther als TV-Experte am ARD-Mikrofon. Auch Kira Weidle-Winkelmann, vor vier Jahren in Cortina d’Ampezzo noch WM-Zweite und diesmal an einem für sie weiteren enttäuschenden Tag in diesem Winter nur Zwölfte, lobte ihre junge Teamkollegin. Vielleicht wäre mit einer anderen Startnummer eine Medaille für Aicher drin gewesen, sagte die Starnbergerin.
Weidle-Winkelmann war bereits als Zweite auf die Strecke gegangen. Sie habe sich nicht schlecht gefühlt und sei ihrer Meinung nach auch nicht schlecht gefahren, erklärte die 28-Jährige – und wirkte dennoch komplett bedient. Nach Platz 23 im Super-G kassierte sie den zweiten herben Dämpfer bei dieser WM.
Lindsey Vonn aus den USA landete auf dem 15. Platz, gefolgt von der italienischen Gold-Kandidatin Sofia Goggia auf dem 16. Platz.
Feuertaufe bei WM vor vier Jahren
Aicher wird immer mehr zur großen Hoffnung im deutschen Ski-Team, obwohl sie diesmal die Medaillenchance verpasst hat. Schon 2021 zeigte sie bei ihrem überraschenden WM-Debüt in Cortina ihr Talent, obwohl sie noch keine Weltcup-Erfahrung hatte. Damals trug sie zur Bronze im Teamevent bei und gut ein Jahr später sogar zum Mannschaftssilber bei Olympia.
Nicht nur im Slalom, sondern auch in den Speed-Disziplinen hat sie in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Die Ausfallquote ist bei der Tochter einer Schwedin und eines Deutschen jedoch noch zu hoch. Ihre Ruhe bei der Arbeit ist jedoch bemerkenswert für ihr Alter.
Es sei ihr letztlich auch «wurscht», mit welcher Startnummer sie fahre, sagte Aicher nach ihrem Pech in der WM-Abfahrt schulterzuckend. Die deutschen Zuschauer schienen fast mehr mit ihr zu leiden als die Ski-Hoffnung selbst.