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Trump droht mit Streichung von WM-Spielorten in den USA

Der Präsident nutzt seine Verbindung zur FIFA, um demokratisch regierte Städte unter Druck zu setzen und Probleme mit Kriminalität anzudeuten.

US-Präsident Donald Trump hat einen engen Draht zu FIFA-Chef Infantino. (Archivbild)
Foto: Jacquelyn Martin/AP/dpa

Im Kampf gegen demokratisch regierte US-Städte nutzt Präsident Donald Trump die Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft 2026 und seine enge Beziehung zur FIFA als politisches Druckmittel. Trump erklärte am Dienstag (Ortszeit) im Weißen Haus: „Ich könnte Gianni Infantino problemlos dazu bringen, Städte wie Boston als Austragungsorte für WM-Spiele zu streichen.“

Der Republikaner deutete erneut Probleme mit angeblich steigender Kriminalität an. Trump versucht seit Monaten, den Einsatz von Nationalgardisten in demokratisch regierten US-Großstädten zu rechtfertigen – entgegen dem Willen der normalerweise zuständigen Gouverneure der Bundesstaaten.

Trump: «… dann würde ich Gianni anrufen»

Angesprochen auf Bostons Bürgermeisterin Michelle Wu sagte Trump, sie sei «radikal links» und schade ihrer eigenen Stadt. «Wenn jemand einen schlechten Job macht und ich den Eindruck habe, dass die Bedingungen (zur Ausrichtung von WM-Spielen) unsicher sind, dann würde ich Gianni anrufen, den phänomenalen Chef der FIFA, und ich würde sagen: „Lass es uns woanders hin verlegen.“ Und er würde es machen.»

Vermutlich wäre Infantino davon zwar nicht begeistert, ergänzte Trump. «Aber er würde es ohne Weiteres machen. Er würde es machen. Und jetzt ist der richtige Zeitpunkt, es zu tun.» Der Weltverband ist für eine Reaktion auf die Aussagen Trumps angefragt. Bostons Bürgermeisterin Wu erklärte in einer Stellungnahme, dass sich ihre Stadt darauf freue, Fans aus der ganzen Welt zu begrüßen. 

Die Weltmeisterschaft im kommenden Sommer (11. Juni bis 19. Juli) wird von den USA, Kanada und Mexiko gemeinsam ausgerichtet. Von den 16 Gastgeberstädten befinden sich allein 11 in den Vereinigten Staaten, darunter Boston und die demokratisch regierte Westküstenmetropole Los Angeles.

Gerade die kalifornische Millionenstadt stand vor Monaten weltweit im Rampenlicht, als Trump dort Soldaten beim ersten Einsatz dieser Art aufmarschieren ließ – mit dem ausdrücklichen Ziel, Proteste gegen Razzien der Einwanderungsbehörde ICE zurückzudrängen. Später wurden auch in anderen Städten Einsätze durchgeführt, bei denen trotz politischer Widerstände Nationalgardisten mobilisiert wurden.

Wahl der Gastgeberstädte liegt nicht in Trumps Händen

Trump sagte nun, er könne auch im Falle der Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles eine Verlegung des Ausrichtungsorts erwirken, falls die Stadt nach seinem Empfinden «nicht angemessen vorbereitet sein sollte». Dafür sei wahrscheinlich ein anderes Verfahren nötig als bei der Neuvergabe von WM-Partien, «aber wir würden es tun».

Die Wahl der Gastgeberstädte liegt nicht in der Hand von Trump. Die Städte haben einen Vertrag mit der FIFA geschlossen, die acht Monate vor Turnierbeginn vor schwerwiegenden Problemen beim Wegfall eines Standorts stehen würde. «Es ist ein FIFA-Turnier, die Zuständigkeit der FIFA, die FIFA trifft diese Entscheidungen», hatte Vizepräsident Victor Montagliani aus Kanada zuletzt zu diesem Thema gesagt.

FIFA-Chef pflegt engen Draht zu Trump

Infantinos enge Beziehungen zu Trump wurden bei der kürzlichen Zeremonie zur Unterzeichnung einer vom US-Präsidenten arrangierten Friedenserklärung für den Nahen Osten in Ägypten von vielen Beobachtern überrascht.

Infantino betont seit Jahren bei wichtigen weltpolitischen Anlässen die verbindende Kraft des Fußballs. Kritiker werfen ihm unangemessene Nähe zu Staaten und Regierungen vor, die demokratische Werte nicht teilen und grundlegende Menschenrechte missachten.

dpa