Romain Bardet siegt nach 206 km vor seinem Teamkollegen, Favoriten halten sich zurück für möglichen Showdown.
Spannender Tour de France-Auftakt in Italien
Bei der anstrengenden Eröffnung der 111. Tour de France in der Hitze Italiens haben die Favoriten wie Tadej Pogacar und Titelverteidiger Jonas Vingegaard keinen großen Schlagabtausch geliefert. Der französische Radprofi Romain Bardet vom niederländischen dsm-Team um den Deutschen John Degenkolb gewann nach 206 herausfordernden Kilometern zwischen Florenz und dem Badeort Rimini vor seinem jungen Teamkollegen Frank van den Broek aus den Niederlanden. Beide überquerten als Ausreißer wenige Sekunden vor dem Hauptfeld die Ziellinie. Der Belgier Wout van Aert kam als Dritter ins Ziel. Der 33-jährige Bardet sicherte sich seinen vierten Etappensieg bei der Tour.
Mark Cavendish hatte wenig Grund zur Freude, da er schon zu Beginn der Tour de France sein Ziel eines weiteren Etappensieges in Frage stellen musste. Der 39-jährige Routinier war am Samstag früh im Rennen komplett entkräftet und drohte, bei einem Rückstand von über 30 Minuten aus dem Zeitlimit zu fallen.
Pogacar gegen Vingegaard
Die Favoriten um die zweifachen Giro-Sieger Tadej Pogacar und dem erst kürzlich nach Verletzung zurückgekehrten Titelverteidiger Jonas Vingegaard hielten sich zurück, möglicherweise kommt es am Sonntag zum ersten großen Showdown. Einige Beobachter rechneten mit einer frühen Attacke des Slowenen Pogacar. «Heute ist es noch nicht soweit. Aber ich denke, Sonntag oder die Etappe am Dienstag wird super hart für die Favoriten», sagte er vor dem Etappenstart.
Der 25 Jahre alte Gewinner des Giro gilt als großer Favorit auf den Titel bei der Frankreich-Rundfahrt, könnte zum ersten Mal nach Marco Pantani vor 26 Jahren in einem Jahr bei beiden großen Rundfahrt triumphieren. Vingegaard hatte nach seiner schweren Verletzung im April kein Rennen bestritten. «Natürlich hatte er nicht die optimale Vorbereitung. Aber wir sind bereit zu kämpfen und schauen von Tag zu Tag», sagte Vingegaards sportlicher Leiter Grischa Niermann bei Eurosport.
Hohe Temperaturen zehren an Fahrern
Die Tour begann erstmals in Italien. Das erste von insgesamt 21 Teilstücken war besonders anspruchsvoll, da es laut den Organisatoren zuvor noch nie 3600 Höhenmeter gab. Die Fahrer wurden durch die hohen Temperaturen stark beansprucht, teilweise wurden bis zu 38 Grad auf der Strecke gemessen.
Insbesondere der Sprint-Star Mark Cavendish hatte während seiner 15. Tour-Teilnahme unter den Bedingungen zu leiden. Kurz vor dem Col de Valico Tre Faggi, dem ersten von insgesamt sieben Anstiegen des Tages, musste er sich sogar übergeben. Seine Teamkollegen spritzten ihm immer wieder Wasser in den Nacken. Cavendishs italienischer Kollege Michele Gazzoli musste 89 Kilometer vor dem Ziel das Rennen beenden.
Der Sprint-Star, der eigentlich schon im letzten Jahr seine Karriere beenden wollte, ist sowieso kein Bergspezialist. Der 39-Jährige strebt nach dem alleinigen Rekord für die meisten Etappensiege bei der Tour. Derzeit hält er gemeinsam mit dem Belgier Eddy Merckx den Rekord von 34 Tageserfolgen.
Nach Sturz mit Zuschauer: Hirt bricht sich Teile des Zahns ab
Es traten jedoch auch Probleme anderer Art auf: Der tschechische Radprofi Jan Hirt hatte einen schmerzhaften Start bei der Tour. Kurz vor dem Beginn der Etappe in Florenz kam es zu einer Kollision mit einem Zuschauer. Ein Sprecher des Teams Soudal-Quickstep bestätigte dies auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, konnte jedoch keine Details dazu nennen. Bei Hirt wurden zwei Zähne beschädigt. Laut Angaben des Sprechers war der Start chaotisch. Viele Zuschauer hatten sich um die Busse herum versammelt.
Am zweiten Tag der Tour starten die Profis am Sonntag in Cesenatico. Die Stadt ist die Geburtsstadt des verstorbenen Tour-de-France-Siegers Marco Pantani aus dem Jahr 2004. Die Etappe endet nach 199,2 Kilometern und einigen kurzen, aber steilen Anstiegen in Bologna. Dort könnte ein Ausreißer mit Allrounder-Qualitäten gewinnen. Es könnte auch zu einem ersten Kräftemessen der Favoriten kommen.