Das Turnier wird ernst genommen, trotz starker Konkurrenz aus Europa. Die Trophäe soll nach München.
Bayern startet in XXL-Club-WM mit hohen Erwartungen

Noch vor dem Zehn-Stunden-Flug ins WM-Basiscamp im «Sunshine State» Florida schickte Vincent Kompany die Profis der ersten Bayern-Reisegruppe auf den Trainingsplatz. Gewohnt lautstark startete auch Thomas Müller in seine finale Mission als Fußball-Profi des Rekordmeisters. Auch wenn die Münchner in Orlando im Disneyland wohnen und trainieren werden: Als Micky-Maus-Turnier gehen sie die aufgemotzte Club-WM nicht an.
Das sportlich umstrittene, aber finanziell sehr lukrative Turnier im neuen XXL-Format mit 32 Teams wird von den Vereinsbossen und dem Trainer vielmehr mit maximalem Fokus und hohen Erwartungen angegangen. Vom Auftaktspiel am Sonntag (18.00 Uhr MESZ) in Cincinnati bis zum Finale am 13. Juli in New York/New Jersey ist das Turnier komplett durchgeplant. «Es ist keine Lustreise, sondern eine echte Challenge», sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen.
«Keine Lustreise»
Die Herausforderung soll trotz starker Konkurrenz vor allem aus Europa mit Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain, Real Madrid, Manchester City, Inter Mailand oder auch Borussia Dortmund als zweitem deutschen Vertreter möglichst mit der Trophäe im Gepäck enden. «Natürlich hoffe ich, dass wir als Erste draufstehen», sagte Dreesen. Dann klingelt auch die Kasse richtig: Die fast 30 Millionen Euro Startgeld könnten so auf über 100 Millionen anwachsen.
Wer weiß: Für Müller und auch Kapitän Manuel Neuer (39) könnte sich ein Kreis schließen: Denn das Finale findet am 13. Juli exakt elf Jahre nach ihrem WM-Triumph mit der Nationalmannschaft in Brasilien statt. «Ich freue mich darauf, wenn wir das erste Mal die Stimmung spüren vor Ort», sagte Müller.
Am Mittwochmorgen (Ortszeit) ist im ESPN Wide World of Sports Complex ein erstes lockeres Training geplant «Und wenn wir dann bestmöglich als Gewinner dieser ersten Club-WM wieder abreisen, hoffe ich, dass wir danach das Gefühl haben: Hey, hier haben wir jetzt wirklich noch mal als Mannschaft etwas Großes erreicht», sagte Müller, der Turnierveteran: «Du gehst als Team in diese Art ‚Konklave‘, vier bis sechs Wochen intensive Zusammenarbeit.»
Nach einer anstrengenden Saison, einem Kurzurlaub und den letzten Einsätzen in der Nationalmannschaft wird den Spielern viel abverlangt. Sie müssen sich mit einer sechsstündigen Zeitumstellung und einem Klimawechsel mit Temperaturen über 30 Grad auseinandersetzen. Außerdem stehen bis zu sieben Spiele an. In der Gruppenphase treffen sie neben Auckland auf die Boca Juniors aus Argentinien und Benfica Lissabon.
Der Verein will es seinen Profis möglichst angenehm machen. Die Nationalspieler reisen erst nach. Anfangs dürfen sie sogar die Partnerinnen und Kinder mitnehmen. «Wir möchten es den Spielern so angenehm wie möglich machen, wenn sie diesen Stress nach der Saison haben», erklärte Dreesen.
Das «Four Seasons Resort Orlando at Walt Disney World Resort» bietet viele Entspannungsmöglichkeiten. Thomas Müller und Harry Kane dürften auch den dazu gehörenden Golfplatz lieben. Kompany nominierte extra einen großen, 29 Spieler umfassenden Kader mit einigen Nachwuchstalenten.
Auch Sané im 29-Mann-Kader
Zum Kader gehört auch der Nationalspieler Leroy Sané, dessen Zukunft über das Vertragsende am 30. Juni weiterhin ungewiss ist. Die Bayern zahlen ihn bis nach einem möglichen Achtelfinale weiterhin. Wird er dann ablösefrei gehen? Wird er seinen Vertrag doch noch verlängern? Wird es für ihn möglicherweise – wie für Müller – einen Minivertrag bis zum Turnierende geben?
Die Münchner Bosse haben im Sondertransferfenster der FIFA eine Einigung über einen vorzeitigen Wechsel von Jonathan Tah (Bayer Leverkusen) und Tom Bischof (TSG Hoffenheim) erzielt. Eine Mini-Ablöse wurde fällig, und Leverkusen sowie Hoffenheim sparen die Juni-Gehälter für Tah und Neu-Nationalspieler Bischof.
Ihr Comeback nach längeren Verletzungen sollen Offensivstar Jamal Musiala und Innenverteidiger Dayot Upamecano geben. Auch Minjae Kim ging nach seinen Achillessehnenbeschwerden überraschend an Bord. Alle zählten wie Müller zur ersten Reisegruppe. Auf Trainer Kompany kommen in Amerika intensive und auch komplizierte Wochen zu. Das Team muss liefern – sportlich und damit auch finanziell. «Das Ziel zu gewinnen, ist da. Ich habe nicht das Talent, unmotiviert zu sein», sagte der Trainer. Da tickt Kompany wie Müller.