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Bellinghams Fallrückzieher rettet England vor blamablem Aus

Kaum Tempo, keine Power – und dann kommt Jude Bellingham. Der Real-Profi erzielt ein Traumtor für England und hält den Mitfavoriten nach Rückstand im EM-Turnier. Zum Sieg trifft ein Bayern-Star.

Jude Bellingham (l) und Harry Kane waren die Matchwinner für England gegen die Slowakei.
Foto: Marcus Brandt/dpa

Jude Bellingham und Torjäger Harry Kane haben England vor einem peinlichen Ausscheiden im Achtelfinale der Fußball-EM in Deutschland gerettet.

Der Gewinner der Champions League von Real Madrid erzielte in der fünften Minute der Nachspielzeit mit einem Fallrückzieher ein Traumtor zum Ausgleich von 1:1 und legte damit den Grundstein für den hart erkämpften 2:1-Sieg (1:1, 0:1) der Three Lions nach Verlängerung gegen den Außenseiter Slowakei. Bayern-Star Kane erhöhte in der 91. Minute direkt auf den zweiten Treffer und brachte England damit auf den Weg zum Sieg.

Sowohl Bellingham als auch Kane waren beim nächsten biederen Auftritt des Millionenensembles zuvor blass geblieben. Die 47 244 Zuschauer in Gelsenkirchen sahen das Team von Trainer Gareth Southgate schon kurz vor dem Aus. Doch nach der späten Aufholjagd leben die Hoffnungen auf den ersten Titel seit dem WM-Triumph von 1966 weiter.

Schweiz wartet im Viertelfinale

Southgate wird wahrscheinlich weiterhin Kritik für die erneut schwache Leistung seines Teams einstecken müssen. Der EM-Finalist von 2021 wird im Viertelfinale am nächsten Samstag (18.00 Uhr) in Düsseldorf auf die Schweiz treffen. Im Gegensatz dazu wurde der Traum der tapfer kämpfenden Slowaken, zum ersten Mal in die Runde der letzten acht Teams bei einer EM einzuziehen, trotz der zwischenzeitlichen Führung durch Ivan Schranz (25.) nicht wahr.

Ungeachtet der Kritik vieler Fans hatte Southgate erneut weitgehend auf große Umstellungen verzichtet. Nur Kobbie Mainoo, der im defensiven Mittelfeld laut des Trainers «eine Verbindung zwischen Abwehr und Offensive» schaffen sollte, rückte neu in die Startelf.

Passive Engländer werden bestraft

Diese Maßnahme zeigte zunächst keine signifikante Wirkung. Die Slowaken hatten einen besseren Start und der starke Flügelstürmer Lukas Haraslin hatte zweimal die Chance zur Führung (6./12.). Die Engländer konnten nicht mit so viel Tempo und Spielwitz mithalten. Stattdessen erhielten sie schnell drei Gelbe Karten. Abgesehen von einem Fernschuss von Kieran Trippier (10.), der weit über das Tor ging, gab es nur wenige Abschlüsse für das Team von Southgate, der sein 99. Länderspiel als Chefcoach leitete.

Die Inaktivität wurde sanktioniert. Der Schranz, der von David Strelec glänzend freigespielt wurde, stieß in eine der zahlreichen Lücken in der englischen Abwehr und erzielte aus kurzer Entfernung seinen bereits dritten Treffer bei der EM für die Slowakei und somit die verdiente Führung.

Fodens Tor zählt nicht

Nach dem ersten Rückstand bei diesem Turnier schien der Mitfavorit noch verwirrter als zuvor. Obwohl er den Druck erhöhte, hatte er weiterhin Schwierigkeiten, Torchancen herauszuspielen. Trotz erster Pfiffe der eigenen Fans kämpfte sich England bis zur Halbzeitpause vergeblich um eine Wende.

Southgate sah trotz des statischen und fehlerhaften Auftritts noch keine Not, nach 45 Minuten personell nachzulegen. Nach schöner Kombination über Kane und Trippier durfte England dann tatsächlich jubeln – doch das Tor von Phil Fodens, der nach der Geburt des dritten Kindes einen Babyjubel in die Kamera zeigte, wurde wegen Abseits aberkannt.

Späte Wechsel, späte Tore

Southgate stand an der Seitenlinie und steckte tief die Hände in die Hosentaschen. Nach einem schlimmen Fehler von John Stones wäre beinahe das 0:2 durch einen Fernschuss von Strelec (55.) gefallen.

Nach 65 Minuten tauschte Southgate erstmals Spieler aus und brachte den Shootingstar Cole Palmer für den Außenverteidiger Trippier. Mit steigender Hektik drängten sie auf den Ausgleich, den sie bei einem Kopfball von Harry Kane (78.) und einem Pfostenschuss von Declan Rice (81.) knapp verfehlten.

Während die slowakischen Fans bereits den Sieg feierten und Southgate bereit schien aufzugeben, traf Bellingham auf beeindruckende Weise und zwang so die Verlängerung. In dieser erzielte Kane direkt das 2:1, danach wirkte die Slowakei müde. In der zweiten Hälfte der Verlängerung nahm Southgate die beiden Torschützen vom Platz.

dpa